P.PICASSO
werk Alfred Kubins ausgebreitet. Auch er ist ein
Einsamer, ein Isolierter, einer, der sich nicht zu
Zirkeln und Vereinigungen finden kann. Von Mün-
chen nahm er künstlerisch seinen Ausgang. Hier
hat er einige Zeit, ohne Eindrücke zu erfahren, bei
Gysis studiert, dann hat sich vor beiläufig zwanzig
Jahren Hans von Weber für ihn eingesetzt und
die damals größtes Aufsehen erregende Kubin-
Mappe herausgebracht. Aber Kubin hat sich aus
dem Erfolg, der seiner beschaulich-versonnenen
und doch auch wieder nervös-reizbaren Natur
bange machte, in die Einsamkeit einer fördersamen
Arbeitsstille im österreichischen Innviertel gerettet,
und dort sind, in der Arbeit eines Jahrzehnts, die
meisten seiner Federzeichnungen entstanden. Läßt
sich vielleicht auch im Technischen da und dort
eine leichte Beeinflussung durch die Neu-Wiener
Schule nicht verkennen, so ist Kubin in der Ge-
samtheit seines künstlerischen Schaffens doch ein
Eigener und Ganzer, eine innerlich vollkommen
geschlossene Persönlichkeit. Griffelkünstler ist er
im höchsten Sinne. Er schildert nichts ab. Ein
Phantast von vielen Graden holt er sich seine
Stoffe aus den Bezirken des Übersinnlichen. Er
philosophiert mit der Zeichenfeder. Groteske Ge-
bilde liebt er — erstaunlich weiß er Motive brutaler
Wirklichkeit zu vergeistigen, ins Absonderliche zu
übersetzen. E. A. Poe schätzt er, ihm hat er Illu-
strationen gewidmet als einem Geistesverwandten,
ebenso hat er Blätter geschaffen zu dem Buch des
Propheten Daniel und zu Strindbergs „Damaskus".
Es ist eine eigenartig lockende Welt, in die Kubin
hineinlockt: mag sein, daß man den Boden unter den
Füßen verliert, aber es ist auch schön, dann in
dieser Welt zu versinken und purpurne Wellen
über sich zusammenschlagen zu spüren. Wolf
174
werk Alfred Kubins ausgebreitet. Auch er ist ein
Einsamer, ein Isolierter, einer, der sich nicht zu
Zirkeln und Vereinigungen finden kann. Von Mün-
chen nahm er künstlerisch seinen Ausgang. Hier
hat er einige Zeit, ohne Eindrücke zu erfahren, bei
Gysis studiert, dann hat sich vor beiläufig zwanzig
Jahren Hans von Weber für ihn eingesetzt und
die damals größtes Aufsehen erregende Kubin-
Mappe herausgebracht. Aber Kubin hat sich aus
dem Erfolg, der seiner beschaulich-versonnenen
und doch auch wieder nervös-reizbaren Natur
bange machte, in die Einsamkeit einer fördersamen
Arbeitsstille im österreichischen Innviertel gerettet,
und dort sind, in der Arbeit eines Jahrzehnts, die
meisten seiner Federzeichnungen entstanden. Läßt
sich vielleicht auch im Technischen da und dort
eine leichte Beeinflussung durch die Neu-Wiener
Schule nicht verkennen, so ist Kubin in der Ge-
samtheit seines künstlerischen Schaffens doch ein
Eigener und Ganzer, eine innerlich vollkommen
geschlossene Persönlichkeit. Griffelkünstler ist er
im höchsten Sinne. Er schildert nichts ab. Ein
Phantast von vielen Graden holt er sich seine
Stoffe aus den Bezirken des Übersinnlichen. Er
philosophiert mit der Zeichenfeder. Groteske Ge-
bilde liebt er — erstaunlich weiß er Motive brutaler
Wirklichkeit zu vergeistigen, ins Absonderliche zu
übersetzen. E. A. Poe schätzt er, ihm hat er Illu-
strationen gewidmet als einem Geistesverwandten,
ebenso hat er Blätter geschaffen zu dem Buch des
Propheten Daniel und zu Strindbergs „Damaskus".
Es ist eine eigenartig lockende Welt, in die Kubin
hineinlockt: mag sein, daß man den Boden unter den
Füßen verliert, aber es ist auch schön, dann in
dieser Welt zu versinken und purpurne Wellen
über sich zusammenschlagen zu spüren. Wolf
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