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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 36.1920-1921

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Bredt, Ernst Wilhelm: Adolf Schinnerer
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https://doi.org/10.11588/diglit.14150#0269

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ADOLF SCHINNERER

TO SK AN ISCHE LANDSCHAFT

ich nur dunkle Vorstellungen, es muß ein
schwerlebiger Mann gewesen sein, streng gegen
sich und andere, oft heftig. Krankheit und
Tod ist in meiner Erinnerung mit seinem Bilde
verbunden. Merkwürdigerweise sind auch die
ersten und einzigen Kunstwerke, die ich damals
durch ihn zu Gesicht bekam und die mir un-
vergeßlich in Erinnerung blieben, Bilder des
Todes: ein paar Blätter aus dem Totentanz
von Holbein. — Mit dem Hinscheiden meines
Vaters schloß der beste und wichtigste Teil
meines Lebens."

Dann kamen die Gymnasialjahre in Erlangen,
an die der Künstler mit einigem Grausen zu-
rückdenkt. „Erst in den höheren Klassen be-
kam ich Geschmack an den humanistischen
Gegenständen, aber die Naturwissenschaften,
die damals so gut wie gar nicht gelehrt wur-
den, beschäftigten mich viel mehr als diese,
und natürlich Zeichnen und Malen, sagen wir
besser Färben. Die Bodenkammer, die nun die
früheren Tummelplätze ersetzen mußte, war
bald chemisches Laboratorium, bald Maleratelier.
Wenn es irgend anging, saß ich als Über-
zähliger in den Hörsälen der Universität,
Shakespeare wurde unter der Schulbank ver-
schlungen."

Freier wurde es dann um Schinnerer in Mün-
chen, als er Student bei Riehl und Lips, als er Schü-
ler in einer privaten Zeichenschule war. „Es war
ein überaus glückliches Jahr in meiner Erinne-
rung, das ich als halber Kunsthistoriker und Maler
verbrachte." Aber statt in die Universität, geht
er bald lieber in die Pinakothek, wo er kopiert
und zeichnet. Dürer wurde damals für ihn
der Inbegriff des Künstlers. — „Auch in der
Zeichenschule hatte ich Glück, Schmid-Reutte
war mein Lehrer, ein unbestechlich ernster
Mann von gründlichstem Wissen." Im Herbst 1899
folgt Schinnerer dem nach Karlsruhe berufenen
Lehrer. Eifrig radiert er. Sein trefflicher Lehrer
war Walter Conz. Er hat bei ihm „den Segen
des Handwerks, der unserer Zeit so fremd
geworden ist", kennengelernt. Er will nun
erzählen, mitteilen. Der Simsonzyklus entsteht.
Manche radierte Landschaft.

„Einmal im Schusse, war das freie Schaffen
nicht mehr aufzuhalten. Die Karlsruher Studien
werden abgebrochen." Er verheiratet sich. Im
kleinen fränkischen Dorf Tennenlohe entsteht
die glückliche Folge von der „Reise des jungen
Tobias", eine zweite Fassung des „Simson".
Landschaften werden mit Meisterschaft radiert.

Dann geht er auf einen Winter nach Karls-

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