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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 58.1942-1943

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Christoffel, Ulrich: Richard Pietsch
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https://doi.org/10.11588/diglit.16491#0056

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Richard Pietzsch. Weihnachten im Asamschlößl

kraftvolle farbige Landschaft fand, die seiner male-
rischen Anlage entsprach. Er hat hei Franz Stuck,
dessen figürliche Erfindung seine Neigung zur Land-
schaft nicht fördern konnte, mehr gelernt als hei
Höcker, der als ein Erneuerer der malerischen Tech-
nik und als Anreger einer farbig dekorativen Bild-
kunst galt, fn München ist Pietzsch zu einem ersten
Vertreter der eigentümlich münchnerischen Richtung
geworden, die durch die Gründung und Bewegung der
Secession sichtbar hervorgetreten ist und die in der
Erweckung neuer technischer Ausdrucksmöglichkei-
ten und durch den Willen zu einer breiten, kraftvol-
len Bildgebung ihre Aufgabe erfüllt hat. Ein gesun-
der Instinkt ließ den Künstler im richtigen Moment
immer die richtige Gelegenheit ergreifen. Wie er spon-
tan zum Entschluß gelangte, in München zu blei-
ben, fand er auch im Isartal den Landschaftscharak-
ter von Herbigkeit, Naturlust, Kühle und Größe, den
er allein ganz ausdeuten sollte, indem er nicht nur
einzelne Motive aus dem Isartal malte, sondern mit
jedem Bild ein Kapitel zu dem landschaftlichen Epos
Isartal schrieb. Ein glücklicher Entschluß führte ihn
1916 nach Tölz, wo er vierzehn Jahre lang tätig war
und wo er Wasser und Wald, Höhen und Weite der

Gegend in ihrem dunklen Klang auffaßte und ohne
sich zu wiederholen in den Bildern stets von neuem
formte.

Erst als er sich den Sechzigern näherte, kehrte der
Maler 1951 nach München zurück und fand nun als
„Isarmaler'" im Asamschlößl in Maria-Einsiedel ein
neues Heim und eine Umwelt, die ihm neue An-
regungen brachten. Seine Bilder entstehen aus dem
täglichen Umgang mit der Natur und sind auch bei
großem Format vor der Natur gemalt. Sie bestehen
aber in ihrem dichten farbigen Geflecht unabhängig
vom Motiv durch ihren eigenen künstlerischen Wert,
indem sie intensiv das Naturerlebnis vergegenwärti-
gen und dieses extensiv dem Auge in sicherer For-
mung bildhaft vorstellen. Das Technische, meister-
lich beherrscht, dient nur der Verlebendigung der
Natur. Das gesamte Malerwerk ist ein Tagebuch ge-
worden der Begegnung des Künstlers mit der Natur,
seines Werdeganges und auch seiner Beisen, die ihn
öfter nach Schweden, in die Heimat seiner Frau, und
als ersten Träger des Villa-Romana-Preises nach Flo-
renz und anschließend nach Korsika führten, wo er
überall malte und in den besonderen Charakter der
Landschaft einzudringen suchte.

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