Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 58.1942-1943

DOI Artikel:
Hellwag, Fritz: Gemütsbewegung und Körpersprache: zu neueren Frauengestalten von Richard Scheibe
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16491#0073

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
f.-

Richard Scheibe

Zeichnung

Arme zu beugen und in flehender Lage zu halten.
Dieses Spiel der Kräfte wirkt unvergleichlich schön,
besonders weil der Körper an der Vision teilzunehmen
scheint. Anders ist es bei der „Flora" (S. 55), obwohl
auch sie kniet. Denn hier ist kein Emporstreben aus
dieser Lage, sondern im Gegenteil ein senkrechtes,
wenn auch aufrechtes Sinkenlassen des Körpers. Wil-
lenlos hängen die Arme; auch der Leib verzichtet auf
Erstraffung, seine Empfindung ist auf Erwartung ein-
gestellt, daß Mutter Erde die Seele ihres Kindes er-
blühen lassen wird. So hat auch diese Gestalt einer be-
wegten Ruhe des Gemüts sich untergeordnet. In der
weiblichen Figur, die der Künstler „Echo" (S. 52)

heißt, kündet sich intensiv ihre Beziehung zur Ferne;
sie ist mit Leib und Seele zugleich bereit, mit inne-
rem Ohr eine ersehnte Kunde zu vernehmen. Auf
ihrem Antlitz zeigt sich eine Erleuchtung, die sie mit
ihrem ganzen Sein zurückstrahlen wird.
Auch ohne begleitende Worte wäre wohl jedem klar
geworden, wTas der Künstler zu sagen wünschte. Das
über die so schön durchgebildeten Einzelheiten der
Gestalten gleitende Auge fühlt den lebendigen Zu-
sammenhang und empfindet, daß sie von einem Zen-
trum aus geleitet werden, das wir Beseelung nennen
und dem sich der leibliche Körper zu beugen und zu
einen weiß.

5i-
 
Annotationen