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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 58.1942-1943

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Nannen, Henri: Malerei in Danzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.16491#0075

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H. Luckner. Nausikaa

Ausstellung Danziger Künstler in der Städtischen Galerie in München

heit war nur oder doch vornehmlich von solcher Wir-
kung die Rede —. so möchte damit ihre politische
Sinngebung erfüllt sein, über ihre künstlerische Be-
deutung wäre allzuwenig gesagt. Denn Kunstaus-
stellungen sind keine Angelegenheit der landschaft-
lichen oder stammesmäßigen Repräsentation, son-
dern zuerst und zuletzt Bezeugungen der künstle-
rischen Potenz. Wenn nach der Herkunft eines
Künstlers gefragt wird, so heißt das die Frage, wes
Geistes und wes Auges Kind er sei, nicht aber, wo
seine Wiege gestanden habe und ob er seine Staffelei
an den Ufern des Chiemsees oder am Strande der
Xogat aufzustellen pflege.

So mag es den Danzigern die schönste Bestätigung
ihres Bemühens sein, wenn festgestellt werden muß.
daß sie den Anschluß an die Entwickelung der ge-
samtdeutschen Malerei durchaus gehalten haben.
Auch bei ihnen wird die Tendenz gerade der letzten
Jahre spürbar, die von einer zeitweisen Uberbeto-
nung des dekorativen Schaubildes wieder zur wirk-
lichen Malerei hinführt, zur eigentlich „malerischen
Malerei", deren A und O die Farbe bedeutet.
Der Nestor dieser Malerei in Danzig ist Fritz A.
Pfuhle: viele der ausstellenden Künstler sind aus sei-
ner Schule hervorgegangen. Sein „Getreidefeld" ist

ein wirkliches Bild von klingender Farbigkeit, frei
von jedem Effekt. In seinen Szenen mit Pferden geht
es ihm weniger um das gegenständlich Animalische
als um das bewegte Körperspiel des edlen Tieres, um
das Spiel von Licht und Farbe auf seinem Fell, um
die Atmosphäre der Reitbahn und der freien Wild-
bahn. Sowohl „Erschreckte Pferde" als auch „In der
Reitbahn" sind bemerkenswerte Proben dieses Gen-
res, in denen der Künstler die Gefahr der Konvention,
die gerade hier sehr stark ist, glücklich meidet. Das
hier abgebildete „Novemberwetter ist bei allem oben
Gesagten ein echt norddeutsches Bild, aber es ist nicht
nur das, sondern überdies eine echt malerische Vision.
Einen kräftigen Farbton bringt St. Chlebowski in die
Ausstellung, die satte Farbigkeit seiner Stilleben und
Blumenstücke läßt an Corinth denken. Seine „Igna-
tiuskirche in Danzig", tiefrot vor blauem Himmel,
ist ein leuchtendes Stück echter Malerei. Bruno Paetsch
besticht mit figürlichen Szenen, die sehr glücklich in
die Landschaft einkomponiert sind. Dennoch scheint
uns die ..Frühlingslandschaft" zwar weniger effekt-
voll, dafür aber um so farbiger zu sein. Gedämpft im
Ton, doch von einer eigenartigen Lebendigkeit in der
Form sind Felix Mesecks Landschaften. Bruno Mül-
lers Aquarell „Blick aus dem Atelier" gehört zweifel-

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