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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 58.1942-1943

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Bickel, August: Herman Gradl: zum 60. Geburtstag des Malers
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https://doi.org/10.11588/diglit.16491#0150

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Hermann Gradl. Ammersee

nichts reproduzieren, nichts kopieren, ich muß immer
etwas Neues machen", sagte er einem seiner Atelier-
besucher, und weiter: ,,Die meisten Maler hören dann
auf, am Bild zu arbeiten, wenn sie noch nicht über den
Berg sind."" Mit unerhörter Energie und Hingabe ist
er am Werk, dem sein ganzes Dasein ausschließlich
gehört. Deshalb ist seine Malweise so völlig eigen-
wüchsig, fern jeder falschen „Romantik" oder einer
anderen „"Wiedergeburt" irgendeiner Vergangenheit.
Denn die Stille und Klarheit seiner Landschaften ist
nicht eine Flucht aus der Zeit, sondern Ausdruck
ewiger Gegenwart, eine künstlerische Wesenheit, die
nie veraltet, nie „historisch*' wird. Immer gedämpf-
ter, aber zugleich auch kräftiger wurden seine Farben
im Gang der Jahre und man sieht den ruhevollen

Konturen nicht an, welch ungeheures Maß von Ar-
beit sich hinter ihnen verbirgt. Auch in den großen
Formaten der Landschaften für die Neue Reichskanz-
lei verfiel er nirgends leerer Monumentalität, son-
dern blieb, der er war. Der deutschen Landschaft ge-
hört die ganze verzehrende Kraft seiner Hingabe und
die künstlerische Energie der "Wiedergabe. ..Man muß
sein Vaterland unerhört lieben, um es so malen zu
können", sagt er selbst.

So steht Hermann Gradl in unserer Zeit, da wir ihn
an der Schwelle des siebenten Lebensjahrzehnts grü-
ßen, als ein Meist« von echt dtaitscher Art, als einer
unserer feinsinnigsten Landschafter vor uns. Mögen
ihm, der in der Fülle der schöpferischen Kraft steht,
noch lange Jahrzehnte reichen Schaffens gegeben sein!

Kunst für Alle, Jahrg. 58. Heft 5/6, Februar/März 1943

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