Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 58.1942-1943

DOI Artikel:
Nachrichten
DOI Artikel:
Personal-Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16491#0165

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
und in der Wachau sind Blätter entstanden, aber die
eigentliche künstlerische Heimat des Malers ist der Jura
aus dem Altmühltal und von Eichstätt und Umgebung, wo
er in Riedenburg, Alt- und Xeu-Essing, Randeck in den
Felsen und Häusern und der farbigen Luft die Anschauung
findet, die seinem besinnlichen Betrachten und Formen
entgegenkommt. Das Nahe, Durchsichtige, Begrenzte,
Herbe, Tonige dieser Natur wird durch seine zeichnerische
Methode einzigartig erfaßt. Neben einigen Illustrationen
zu Selma Lagerlöfs Chrisluslegenden hingen eine Reihe von
Bildnisstudien, die teilweise unpersönlich als Ausdruck-
studie, als Versenkung. Sinnender, Frau mit schmerz-
lichem Ausdruck, als Schwerkranke bezeichnet sind und
schon darin den psychologischen Charakter der Bildnis-
auffassung zu erkennen geben. Die Zeichnung von Adolf
Jutz nimmt eigentümliche Grade der Beseelung und Ver-
innerlichung an, wo er den Rätseln eines menschlichen
Antlitzes nachspürt. Der Versenkung in das Leben ent-
spricht aber auch im Bildnis die hohe Objektivierung der
Form, die dem Künstlertum von Jutz eigen ist. Christoffel

Wiesbaden, in wiesb aden verschied zweiundsiebzig-
jährig, am 19. Dezember, Frau Käthe Henkell. die langjäh-
rige Teilhaberin der Sektkellerei Henkell & Co. An die un-
vergeßliche Erscheinung dieser seltenen, von ihrer Um-
gebung tief verehrten Frau knüpft sich die Erinnerung der
glücklichsten Epoche des Wiesbadener Kunstlebens. Durch
Jahrzehnte war das Haus Henkell der geistige Mittelpunkt
der Stadt. Die herrlichen Kunstschätze gaben Zeugnis von
einem Sammlerlum großen Formats. Seit dem Tod ihres
Gatten Otto Henkell, 1929, lag es der Verstorbenen ob, die
Sammlungen zu pilegen. Sie war die geborene Hüterin des
Edeln und Schönen. So schuf sie ihr Heim zu einer Licht-
stätte, einem Brennpunkt des Bedeutenden. M. Escherich

Personal-Nachrichten

Heinrich Hermanns f. Am 21. Dezember starb
nach kurzer Krankheit im 81. Lebensjahr der Maler Pro-
fessor Heinrich Hermanns. Ehrenmitglied der Düsseldorfer
Kunstakademie. Der Tod riß ihn heraus aus ungeminder-
ter Schaffenskraft. Seine meisterlichen Landschaftsbilder
—■ unerschöpflich in ihrer blühenden Farbigkeit und ge-
genständlichen Fülle — bildeten seit Jahrzehnten den
festen Bestand aller Düsseldorfer Ausstellungen. Aber das
Lebenswerk von Heinrich Hermanns reicht über den hei-
matlichen Rahmen weit hinaus. Die süddeutschen Barock-
kirchen fanden in ihm den genialen Schilderer, der beson-
ders die farbensatte Pracht kirchlicher Innenräume leben-
dig werden ließ. Seine besondere Liebe galt der benach-
barten holländischen Landschaft und dem holländischen
Stadtbild. Auch die südlichen Länder, Spanien und Italien,
hat er bereist und aus der Fülle ihres Lichtes reiche An-
regungen heimgebracht. Seine Kunst hat ihre festen Wur-
zeln in der besten Tradition niederrheinischer Malkultur.

A. Klapheck-Strümpell

Sabine L e p s i u s. In Berlin starb im 79. Lebensjahr
die Malerin und Dichterin Sabine Lepsius. Geboren am
15. Januar 1864 als Tochter des Porträt- und Historien-
malers Gustav Graef, erfuhr sie ihre künstlerische Ausbil-
dung durch Gussow und in Paris. Sie hat sich gleich ihrem
Gatten, dem bekannten Porträtmaler Reinhold Lepsius,
einen guten Namen als Bildnismalerin gemacht.

Vinzenz Cissarz f. In Frankfurt a. M. verstarb im
Alter von 70 Jahren am 23. Dezember 1942 der bekannte
Maler und Graphiker Professor Johann Vinzenz Cissarz.
Geboren am 22. Januar 1873 in Danzig erfuhr er seine Aus-
bildung an der Dresdner Akademie. 1903 wurde er in die
Darmstädter Künstlerkolonie berufen, war dann lange
Jahre in Stuttgart tätig und übernahm 1916 die Leitung der
Malklasse an der Kunstgewerbeschule in Frankfurt. Seine
frühe künstlerische Tätigkeit war in der Hauptsache der
neuzeitlichen Buchgestaltung, der Plakatkunst und den
graphischen Künsten (Lithographie und Radierung) ge-
widmet. Im besonderen auf dem ersten Gebiet darf seine
Tätigkeit als eine bahnbrechende bezeichnet werden. Auch
für Textil-, Metall- und Keramikindustrie ist er tätig ge-
wesen. Von seinen dekorativen Malereien sind im beson-
deren die des Stuttgarter Rathauses und des Stuttgarter
Hofthealers bekannt geworden, die seine Art am charak-
teristischsten zeigen. Auch Werke religiöser Art wie das

Altarbild in der Offenbacher Kirche sind ihm zu verdanken.

Sehr.

Adolf Rothenburger, 60 Jahre. Am 24. Januar
beging der Bildhauer Adolf Rothenburger seinen 60. Ge-
burtstag. Der aus Frankfurt a. M. stammende Plastiker
gehört zu den bedeutendsten Schülern A. Hildebrands und
stand dem Meister bei der Ausgestaltung seiner großen
Aufträge als treuer Helfer zur Seite. Von seinen eigenen
Werken seien nur zahlreiche Terrakotten und seine präch-
tigen Büsten, darunter die monumentale Bruckner-Büsle
in der Walhalla, erwähnt. Neuerdings hat der Meister
einige Porträtmedaillen geschaffen, die durch ihr wahrhaft
plastisches Formgefühl an die Meisterstücke der alten
Italiener heranreichen. Wilhelm Weigand

Karl Schmidt-Hellerau, der Altmeister des mo-
dernen Möbelbaus in Deutschland und Direktor der „Deut-
schen Werkstätten A.G." in Hellerau bei Dresden, voll-
endete am 1. Februar dieses Jahres das 70. Lebensjahr. Mit
der Frische und Begeisterungsfähigkeit, die ihn auch beute
noch auszeichnet, nahm er als junger Tischlermeister in
Dresden um die Jahrhundertwende die erste Fühlung mit
den Künstlern, die sich um eine Erneuerung der Wohn-
kultur und der gewerblichen Künste bemühten. Mit ihnen,
zu denen vor allem E. H. Walter, Richard Riemerschmid.
Josef M. Olbrich gehörten, arbeitete er in den 1898 gegrün-
deten „Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst Karl
Schmidt", die er 1907 mit den „Münchner Werkstätten für
Wohnungseinrichtung Karl Bertsch" vereinigte zu dem
neuen Unternehmen: „Deutsche Werkstätten G.m.b.H.,
rjresden, Hellerau und München". Der baukünstlerisch
wertvolle Fabrikbau in Hellerau und die Gartenstadt Hel-
lerau, beide zu Anfang des Jahrhunderts nach Plänen von
Richard Riemerschmid errichtet, sind Zeugnisse seiner
sozialen und kulturellen Gesinnung. Von dort aus sind nun
bald zwei Generationen Käufer — und nicht nur solche
reicher Verbraucherkreise — mit geschmackvollen, gut ge-
stalteten und gediegen ausgeführten Möbeln versorgt wor-
den, ein wesentlicher Beitrag zu einer lebendigen, volks-
tümlichen deutschen Kultur.

Im Deutschen Werkbund, in Fachkreisen, bei Bestellern
und Behörden — kurz, wo immer Karl Schmidt zu Worte
kam, da hat er durch seine überzeugte und überzeugende,
drastische, oft humorvolle Rede unermüdlich und mit
jugendlichem Schwung für einen neuen deutschen Stil, für
eine wahre, material- und werkgerechte Möbelkunst ge-
worben. Günther v. Pechmann

136
 
Annotationen