die durch den Krieg gewandelte Welt sieht, gibt na-
türlich auch Aufschluß über die Nation, der er an-
gehört. Die Auseinandersetzung des Einzelnen mit
dem Fronterlebnis, die Gegenüberstellung von Künst-
ler und Soldat zeigt den italienischen Maler als Mei-
ster in der geistigen Umwandlung der Vorgänge.
Wohl ist auch hier die im Thema wurzelnde Objek-
tivität, ja manchmal eine unerbittliche Objektivität
in vielen Werken sichtbar, darüber hinaus aber su-
chen die meisten nicht nur das Augenblickserlebnis
zu umreißen, sondern ihre eigene innere Einstellung
dazu miteinzuflechten, die Einsicht einer notwendi-
gen Selbstaufgabe und Unterordnung in den höheren
Sinn des Krieges in die Darstellung einzubeziehen.
Silvio Olivo. Gebirgsposfen
Aus der Aussteilung feldgrauer italienischer Künstler, München
Eine Art sachlicher Tapferkeit, kurz eine Ethik des
Krieges, ein natürliches Pathos, das sich wohl mit
dem deutlich sichtbaren Realismus verträgt. Es wird
nichts beschönigt, aber der tiefere Sinn klar gemacht
und mit selbstverständlicher Gebärde vorgetragen,
mit südlicher Vitalität entfaltet und einer individuell
abgewandelten Eigenart, die fast immer voll über-
zeugt und nichts an Unmittelbarkeit der Gestaltung
einbüßt. Im Gegensatz zu manchen unserer Kriegs-
bilder, die sich mit der dokumentarischen Darstellung
der Wirklichkeit beschäftigen, betonen viele Ita-
liener das Herausgehobenwerden des Einzelnen aus
allem, was der Mensch sonst sein mag, aus seinem
Milieu, unterstreichen das Außergewöhnliche, ja das
Absonderliche der Situation. Die Dinge bekommen
symbolischen Charakter.
Da man dem unmittelbaren Fronterlebnis den Vor-
zug gab, spielen die Bilder großen Formats mit s}rm-
bolisch verdichteten Themen nicht die Hauptrolle.
Die Graphik herrscht neben dem Ölbild und der zah-
lenmäßig nicht stark vertretenen Plastik vor. Die
Kunstäußerungen sind sehr verschiedenartig, die
Maler selbst aus allen Lebensaltern. Vom jüngsten
Pioniergefreiten bis zum Bersaglierioberst einerseits,
vom technischen Zeichner, vom Karikaturisten bis
zum Freskomaler und Bildhauer, vom illustrativen
Talent bis zum Werksbesessenen, bis zum schöpferisch
umwertenden Maler andererseits reicht die Spanne
der annähernd achtzig ausstellenden Künstler, die
sich in ihrer Formensprache wesentlich voneinander
unterscheiden.
Inhaltlich ist das ganze Leben des Soldaten vom
Abschied bis zur Front und zurück zur Heimkehr
umfaßt. In den großen allegorisch betonten Kompo-
sitionen, wie sie Brandani, Chiti und auch Acerbo
vertreten, verbindet sich die lebendige Kraft künst-
lerischer Tradition Italiens mit einer oft überraschen-
den neuen Weise des Formausdrucks. Mazzorin, Gior-
dano und Caroli benutzen ein bestimmtes Fronterlebnis
zu größeren Bildern eines expressiven Realismus. No-
mellini legt mehr Gewicht auf malerisch anziehende
Momente in seinen Kompositionen größeren Formats.
Diese Bilder sind jedoch gering an Zahl im Vergleich
zu den kleinen Skizzen von der Front, darin das tiefe
Erlebnis unmittelbar aufrüttelnd und ergreifend aus-
gebreitet wird. Die einen kommen mit überraschen-
der farbiger Brillanz (Sambruni aus den Schnee-
regionen, Monti aus dem Gebirge), die andern mit
erdig stumpfen Tönen der Vernichtung (Spalmach
und Pozzi aus dem Balkan, Fontaneiii aus Afrika)
zu den gleichen Ergebnissen packender Dokumen-
tierung. Glänzende Karikaturen schuf Bianconi, eine
soziale Schilderung aus Rußland sind die grausigen
Dokumente von Castellucci, bildhaft lebendige
Schwarzweißkunst die Arbeiten von Severa, Ciaroc-
chi, Chiappelli; Uboldi versucht mit Erfolg Men-
schenmassen und Troß im größeren landschaftlichen
Zusammenhang' eines weiten Tales zu ordnen.
Die Plastik tritt, trotz einiger großformatiger und
programmatischer Werke, wie die Viktoria von Quag-
lino, mehr zurück. Neben kleineren Darstellungen
von Gebirgsjägern und Bersaglieris von Pajella.
Olivo, de Marchis, ist eines der schönsten Werke die
ausgewogene und edel einfache Gruppe von Carro.
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türlich auch Aufschluß über die Nation, der er an-
gehört. Die Auseinandersetzung des Einzelnen mit
dem Fronterlebnis, die Gegenüberstellung von Künst-
ler und Soldat zeigt den italienischen Maler als Mei-
ster in der geistigen Umwandlung der Vorgänge.
Wohl ist auch hier die im Thema wurzelnde Objek-
tivität, ja manchmal eine unerbittliche Objektivität
in vielen Werken sichtbar, darüber hinaus aber su-
chen die meisten nicht nur das Augenblickserlebnis
zu umreißen, sondern ihre eigene innere Einstellung
dazu miteinzuflechten, die Einsicht einer notwendi-
gen Selbstaufgabe und Unterordnung in den höheren
Sinn des Krieges in die Darstellung einzubeziehen.
Silvio Olivo. Gebirgsposfen
Aus der Aussteilung feldgrauer italienischer Künstler, München
Eine Art sachlicher Tapferkeit, kurz eine Ethik des
Krieges, ein natürliches Pathos, das sich wohl mit
dem deutlich sichtbaren Realismus verträgt. Es wird
nichts beschönigt, aber der tiefere Sinn klar gemacht
und mit selbstverständlicher Gebärde vorgetragen,
mit südlicher Vitalität entfaltet und einer individuell
abgewandelten Eigenart, die fast immer voll über-
zeugt und nichts an Unmittelbarkeit der Gestaltung
einbüßt. Im Gegensatz zu manchen unserer Kriegs-
bilder, die sich mit der dokumentarischen Darstellung
der Wirklichkeit beschäftigen, betonen viele Ita-
liener das Herausgehobenwerden des Einzelnen aus
allem, was der Mensch sonst sein mag, aus seinem
Milieu, unterstreichen das Außergewöhnliche, ja das
Absonderliche der Situation. Die Dinge bekommen
symbolischen Charakter.
Da man dem unmittelbaren Fronterlebnis den Vor-
zug gab, spielen die Bilder großen Formats mit s}rm-
bolisch verdichteten Themen nicht die Hauptrolle.
Die Graphik herrscht neben dem Ölbild und der zah-
lenmäßig nicht stark vertretenen Plastik vor. Die
Kunstäußerungen sind sehr verschiedenartig, die
Maler selbst aus allen Lebensaltern. Vom jüngsten
Pioniergefreiten bis zum Bersaglierioberst einerseits,
vom technischen Zeichner, vom Karikaturisten bis
zum Freskomaler und Bildhauer, vom illustrativen
Talent bis zum Werksbesessenen, bis zum schöpferisch
umwertenden Maler andererseits reicht die Spanne
der annähernd achtzig ausstellenden Künstler, die
sich in ihrer Formensprache wesentlich voneinander
unterscheiden.
Inhaltlich ist das ganze Leben des Soldaten vom
Abschied bis zur Front und zurück zur Heimkehr
umfaßt. In den großen allegorisch betonten Kompo-
sitionen, wie sie Brandani, Chiti und auch Acerbo
vertreten, verbindet sich die lebendige Kraft künst-
lerischer Tradition Italiens mit einer oft überraschen-
den neuen Weise des Formausdrucks. Mazzorin, Gior-
dano und Caroli benutzen ein bestimmtes Fronterlebnis
zu größeren Bildern eines expressiven Realismus. No-
mellini legt mehr Gewicht auf malerisch anziehende
Momente in seinen Kompositionen größeren Formats.
Diese Bilder sind jedoch gering an Zahl im Vergleich
zu den kleinen Skizzen von der Front, darin das tiefe
Erlebnis unmittelbar aufrüttelnd und ergreifend aus-
gebreitet wird. Die einen kommen mit überraschen-
der farbiger Brillanz (Sambruni aus den Schnee-
regionen, Monti aus dem Gebirge), die andern mit
erdig stumpfen Tönen der Vernichtung (Spalmach
und Pozzi aus dem Balkan, Fontaneiii aus Afrika)
zu den gleichen Ergebnissen packender Dokumen-
tierung. Glänzende Karikaturen schuf Bianconi, eine
soziale Schilderung aus Rußland sind die grausigen
Dokumente von Castellucci, bildhaft lebendige
Schwarzweißkunst die Arbeiten von Severa, Ciaroc-
chi, Chiappelli; Uboldi versucht mit Erfolg Men-
schenmassen und Troß im größeren landschaftlichen
Zusammenhang' eines weiten Tales zu ordnen.
Die Plastik tritt, trotz einiger großformatiger und
programmatischer Werke, wie die Viktoria von Quag-
lino, mehr zurück. Neben kleineren Darstellungen
von Gebirgsjägern und Bersaglieris von Pajella.
Olivo, de Marchis, ist eines der schönsten Werke die
ausgewogene und edel einfache Gruppe von Carro.
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