tigkeit eine sinnlich wirksame Ergänzung bildet, aber
wo der Kern ganz fehlt, verliert auch die Schale jeden
Formwert. Rodin wieder, der in seiner gotisch-grie-
chischen Synthese die Körper aus Licht für die Licht-
wirkung modellieren und nur das fließende Leben
formen wollte, besaß das Geheimnis des Kerns in
hohem Maße.
Der Kern ist ein ideelles Element der Plastik, das nur
dem ästhetischen Sinn zugänglich und verständlich
ist. Es ist so, als ob der Stoff, Stein, Bronze oder Holz,
dem Griff des Bildhauers sich unterwerfe, durch seine
Hand verlebendigt würde und durch seinen Willen in
seiner Kraft und seinem Eigenwesen erweckt würde.
Das Gegenbeispiel zu dieser plastischen Gestaltung aus
dem Kern ist die äußere Abschrift nach der Natur
oder gar ein Gipsmodell nach dem lebendigen Modell,
das alle Zufälligkeiten der Haut wiedergibt. In der
Zeit des krassesten Naturalismus hat ein französischer
Maler diese Art von plastischer Arbeit in einem viel
bewunderten Bilde dargestellt. Es liegt dieser einsei-
tigsten Bejahung der Schale derselbe Irrtum zu-
grunde wie der Malerei, die sich einer Photographie
als Vorzeichnung bedienen wollte. Dieser Grenzfall
läßt den Sinn des Problemes Kern und Schale in sei-
ner Bedeutung und Gefahr verstehen. Nur aus dem
Kern der Gestalt kann die künstlerische Lebendigkeit,
der wahre plastische Geist, erstehen, und nur der Kern
kann der Schale den Zauber der atmenden Bewegung
verleihen.
210
wo der Kern ganz fehlt, verliert auch die Schale jeden
Formwert. Rodin wieder, der in seiner gotisch-grie-
chischen Synthese die Körper aus Licht für die Licht-
wirkung modellieren und nur das fließende Leben
formen wollte, besaß das Geheimnis des Kerns in
hohem Maße.
Der Kern ist ein ideelles Element der Plastik, das nur
dem ästhetischen Sinn zugänglich und verständlich
ist. Es ist so, als ob der Stoff, Stein, Bronze oder Holz,
dem Griff des Bildhauers sich unterwerfe, durch seine
Hand verlebendigt würde und durch seinen Willen in
seiner Kraft und seinem Eigenwesen erweckt würde.
Das Gegenbeispiel zu dieser plastischen Gestaltung aus
dem Kern ist die äußere Abschrift nach der Natur
oder gar ein Gipsmodell nach dem lebendigen Modell,
das alle Zufälligkeiten der Haut wiedergibt. In der
Zeit des krassesten Naturalismus hat ein französischer
Maler diese Art von plastischer Arbeit in einem viel
bewunderten Bilde dargestellt. Es liegt dieser einsei-
tigsten Bejahung der Schale derselbe Irrtum zu-
grunde wie der Malerei, die sich einer Photographie
als Vorzeichnung bedienen wollte. Dieser Grenzfall
läßt den Sinn des Problemes Kern und Schale in sei-
ner Bedeutung und Gefahr verstehen. Nur aus dem
Kern der Gestalt kann die künstlerische Lebendigkeit,
der wahre plastische Geist, erstehen, und nur der Kern
kann der Schale den Zauber der atmenden Bewegung
verleihen.
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