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3n den übrigen für die Weihnachts-Ausstellung zur
Verfügung gestellten Sälen (VI und VII, IX und X, XIII
und XIV) war diesmal ein auffallendes Vorwiegen von
Frauenarbeit und insbesondere von Stickereien und Spitzen
zu konstatiren. Gediegene Leistungen auf allen Stilgebieten
und in allen möglichen Techniken. Die von Stramitzer
ausgestellten Nadel-Spitzen übertreffen wohl alles bisher
in dieser Art geleistete an Gleichmäßigkeit, Feinheit und
Geschmack. Tine enorme Verbreitung haben die holbein-
technik und der Stilstich in blau und roth gefunden. Die
Anzahl der ausgestellten verschiedenen Haushaltungstücher,
welche in letzterer Manier mit gut und schlecht gezeichneten
Figürchen und Orna-
menten bestickt sind, ist
erstaunlich, Hans Denk's
Zeichnungen können gut
geheißen werden. Dieser,
sowie die Firma hoch
städter, haben einige be-
queme Verfahren zum
Vordrucken von Sticker-
eien , wobei das lästige
Farbenzählen gänzlich
vermieden wird, ausge-
stellt und patentiren lasten. (Vorgedruckte kleine Quadrate oder
Punkte, ähnlich den Hilfsmitteln für die ersten Schritte in
der Zcichenkunst.) Zu den reizendsten Erscheinungen dieser
Abtheilung aber gehören die in Applique gestickten Füllungen
einer nach S torck's Vorlagen ausgeführten Schmuckkassette.
Frl. Rotter, eine Sticklehrerin an der Schule des Wiener
Frauengewerbevcreincs, hat damit an Stoffwahl und
sauberer Ausführung eine hübsche Leistung geboten.
Aus dein Gebiete der Keramik mag zunächst
E. Wah.lis mit seinen weitbekannten Produkten genannt
werden. Es ist aber zu bedauern, daß er die Künstler,
welche ihnr so treffliche Zeichnungen für Formen und be-
sonders für Ornamente geliefert haben, nicht nanchaft
macht. Durch gute Qualität bei mäßigen Preisen zeichnen
sich Haas und Tzjzek aus. Einige Fajence-Krüge von
Bertha Felgel sind durch feines Fornrgefühl und gute
Technik auffallend. Anschließend an die Keramik wollen
wir hier erwähnen, daß sich in der Porzellanmalerei
ein entschiedener Aufschwung konstatiren läßt. Dörsl und
Hofmann benützen mit Erfolg die unübertrefflich feinen
Muster der alten Wiener Porzellanfabrik seligen Ange-
denkens. Dasselbe gilt von Zasche.
Glas ist in ausgezeichneter Weise vertreten durch
Lobmeyer und Bakalowits. Elfterer exzellirt u. A.
in modern goldbraunen kraquelirten Dekorations-Vasen und
Schüsseln von bedeutender Größe. Die Qualität der Lob-
meyer'schen Gläser braucht nicht erst gelobt zu werden.
Die Ausführung ist durchaus präzis. Bakalowis bekundet
noch immer feinen Formensinn und scheint gute Vorbilder
zu benützen. So bilden z. B. die meisten seiner Glasdeckel
und Glasstöpsel in den Linien ihres Profil's eine höchst
ungezwungene Fortsetzung der Linien des Gefäßes. Alle
Henkel fügen sich rund, weich und dennoch praktisch an die
ganze Form. Die Gläser mit schwarzen ausgebrannten
Silhuetten, wovon beide genannte Firmen ausgestellt haben,
sind wohl nur als vorübergehende Geschmacksverirrungen
aufzufaffen.
Unter den Kunstgegenständen aus edlem und gemeinen
Metall lag uns manches schöne Stück vor. Der von A.
Köchert ausgestellte Goldschmuck, welcher die Formen
der italienischen Renaissance mit ihren Delphinen, Kinder-
masken und damals noch maßvollen Schnörkeln benützt,
schien uns einer Abbildung würdig. Verschiedenfarbige
Emails und Edelsteine, abwechselnd mit leicht gefaßten
perlen, doch alles in harmonischer Zusammenstellung,
bringen einen bedeutenden Eindruck hervor. Gesäße von
eleganten und originellen Formen aus „Altsilber" finden
wir bei Joses Reiner's
Erben. Meyer's
Söhne haben eine
Reihe von Prachtgefä-
ßen ausgestellt, unter
denen eine von Pros.
Stefan Schwarz ent-
worfene und ziselirte
Nautilusschale aus Sil-
ber als besonders gutes
Stück hervorragt. Eine
neue Erscheinung auf der
Weihnachts-Ausstellung bilden die von der erst 2 Jahre
alten Gablonzer Fachschule für Arbeiten in getriebenen
Metallen ausgestellten Kunstgegenstände, kleine Gefäße und
Schmuck. Sie verdienen die wärmste Anerkennung, her-
vorragend sind ferner die Leistungen des galvano-
plastischen Atelier's des österreichischen Mu-
se unrs. Sehr stilvolle echte und falsche Tauschirungen in
Silber und Gold aus Stahl bringt Novak, welcher auch
mit einer Suite von mit freier Hand getriebenen Schüsseln
aus verschiedenen Messingarten vertreten ist. Linien und
Formen der Renaissance sind hier wie auf der ganzen
Ausstellung vorherrschend. Zamponi's (eines Produ-
zenten in Graz) geätzte Zinngesäße schließen sich im
Zierwerk an die Formen der Kleinmeister aus der ge-
nannten Kunstepoche an. Die Zeichnungen zu Zamponi's
Arbeiten, welche polirtes Ornanrent auf vertieftem rauhen
Grunde zeigen, stammen von Professor Karl Lacher.
Den besten Mustern schließt sich auch A l b e r t 5 a m assa
aus Laibach an. Die von ihm ausgestellten gegossenen
Bronce-Geräthe für Kirche und Haus zeichnen sich durch
Vorzüge ebensosehr des Materials als der Form aus und
sind in ihrer Art das Beste auf unserer Ausstellung.
Schmiedeeisen in Form stilvoller Beschläge für
Thüren und Möbel brachte M. Schuster. Aus-
gezeichnetes leistete V. Gillar in dieser Art.
Zum Schluß noch einige Worte über die ausgestellten
holzmöbel und Bilderrahmen. Einen eigentlichen
Fortschritt wüßten wir nicht zu verzeichnen, doch lassen sich
immerhin einige bedeutende Erscheinungen bemerken. Ein
Pultkästchen mit bunten Intarsien in den Linien der deut-
schen Renaissance ist von unleugbarer Eleganz. Die Zeich-
nungen sind von „Müller" (sic!), die Intarsien von Herrn.
Platte, die Tischlerarbeit lieferte Swateck. Von solider
Ausführung und in den Formen sich der französischen
Renaissance zuneigend ist ein von Konzert Michael ausge-
stellter Schrank mit Aufsatz, beides aus dunkelbraunem
Fig. 2.
Goldschinuck von A. Itöchcrt in lUicit.
3n den übrigen für die Weihnachts-Ausstellung zur
Verfügung gestellten Sälen (VI und VII, IX und X, XIII
und XIV) war diesmal ein auffallendes Vorwiegen von
Frauenarbeit und insbesondere von Stickereien und Spitzen
zu konstatiren. Gediegene Leistungen auf allen Stilgebieten
und in allen möglichen Techniken. Die von Stramitzer
ausgestellten Nadel-Spitzen übertreffen wohl alles bisher
in dieser Art geleistete an Gleichmäßigkeit, Feinheit und
Geschmack. Tine enorme Verbreitung haben die holbein-
technik und der Stilstich in blau und roth gefunden. Die
Anzahl der ausgestellten verschiedenen Haushaltungstücher,
welche in letzterer Manier mit gut und schlecht gezeichneten
Figürchen und Orna-
menten bestickt sind, ist
erstaunlich, Hans Denk's
Zeichnungen können gut
geheißen werden. Dieser,
sowie die Firma hoch
städter, haben einige be-
queme Verfahren zum
Vordrucken von Sticker-
eien , wobei das lästige
Farbenzählen gänzlich
vermieden wird, ausge-
stellt und patentiren lasten. (Vorgedruckte kleine Quadrate oder
Punkte, ähnlich den Hilfsmitteln für die ersten Schritte in
der Zcichenkunst.) Zu den reizendsten Erscheinungen dieser
Abtheilung aber gehören die in Applique gestickten Füllungen
einer nach S torck's Vorlagen ausgeführten Schmuckkassette.
Frl. Rotter, eine Sticklehrerin an der Schule des Wiener
Frauengewerbevcreincs, hat damit an Stoffwahl und
sauberer Ausführung eine hübsche Leistung geboten.
Aus dein Gebiete der Keramik mag zunächst
E. Wah.lis mit seinen weitbekannten Produkten genannt
werden. Es ist aber zu bedauern, daß er die Künstler,
welche ihnr so treffliche Zeichnungen für Formen und be-
sonders für Ornamente geliefert haben, nicht nanchaft
macht. Durch gute Qualität bei mäßigen Preisen zeichnen
sich Haas und Tzjzek aus. Einige Fajence-Krüge von
Bertha Felgel sind durch feines Fornrgefühl und gute
Technik auffallend. Anschließend an die Keramik wollen
wir hier erwähnen, daß sich in der Porzellanmalerei
ein entschiedener Aufschwung konstatiren läßt. Dörsl und
Hofmann benützen mit Erfolg die unübertrefflich feinen
Muster der alten Wiener Porzellanfabrik seligen Ange-
denkens. Dasselbe gilt von Zasche.
Glas ist in ausgezeichneter Weise vertreten durch
Lobmeyer und Bakalowits. Elfterer exzellirt u. A.
in modern goldbraunen kraquelirten Dekorations-Vasen und
Schüsseln von bedeutender Größe. Die Qualität der Lob-
meyer'schen Gläser braucht nicht erst gelobt zu werden.
Die Ausführung ist durchaus präzis. Bakalowis bekundet
noch immer feinen Formensinn und scheint gute Vorbilder
zu benützen. So bilden z. B. die meisten seiner Glasdeckel
und Glasstöpsel in den Linien ihres Profil's eine höchst
ungezwungene Fortsetzung der Linien des Gefäßes. Alle
Henkel fügen sich rund, weich und dennoch praktisch an die
ganze Form. Die Gläser mit schwarzen ausgebrannten
Silhuetten, wovon beide genannte Firmen ausgestellt haben,
sind wohl nur als vorübergehende Geschmacksverirrungen
aufzufaffen.
Unter den Kunstgegenständen aus edlem und gemeinen
Metall lag uns manches schöne Stück vor. Der von A.
Köchert ausgestellte Goldschmuck, welcher die Formen
der italienischen Renaissance mit ihren Delphinen, Kinder-
masken und damals noch maßvollen Schnörkeln benützt,
schien uns einer Abbildung würdig. Verschiedenfarbige
Emails und Edelsteine, abwechselnd mit leicht gefaßten
perlen, doch alles in harmonischer Zusammenstellung,
bringen einen bedeutenden Eindruck hervor. Gesäße von
eleganten und originellen Formen aus „Altsilber" finden
wir bei Joses Reiner's
Erben. Meyer's
Söhne haben eine
Reihe von Prachtgefä-
ßen ausgestellt, unter
denen eine von Pros.
Stefan Schwarz ent-
worfene und ziselirte
Nautilusschale aus Sil-
ber als besonders gutes
Stück hervorragt. Eine
neue Erscheinung auf der
Weihnachts-Ausstellung bilden die von der erst 2 Jahre
alten Gablonzer Fachschule für Arbeiten in getriebenen
Metallen ausgestellten Kunstgegenstände, kleine Gefäße und
Schmuck. Sie verdienen die wärmste Anerkennung, her-
vorragend sind ferner die Leistungen des galvano-
plastischen Atelier's des österreichischen Mu-
se unrs. Sehr stilvolle echte und falsche Tauschirungen in
Silber und Gold aus Stahl bringt Novak, welcher auch
mit einer Suite von mit freier Hand getriebenen Schüsseln
aus verschiedenen Messingarten vertreten ist. Linien und
Formen der Renaissance sind hier wie auf der ganzen
Ausstellung vorherrschend. Zamponi's (eines Produ-
zenten in Graz) geätzte Zinngesäße schließen sich im
Zierwerk an die Formen der Kleinmeister aus der ge-
nannten Kunstepoche an. Die Zeichnungen zu Zamponi's
Arbeiten, welche polirtes Ornanrent auf vertieftem rauhen
Grunde zeigen, stammen von Professor Karl Lacher.
Den besten Mustern schließt sich auch A l b e r t 5 a m assa
aus Laibach an. Die von ihm ausgestellten gegossenen
Bronce-Geräthe für Kirche und Haus zeichnen sich durch
Vorzüge ebensosehr des Materials als der Form aus und
sind in ihrer Art das Beste auf unserer Ausstellung.
Schmiedeeisen in Form stilvoller Beschläge für
Thüren und Möbel brachte M. Schuster. Aus-
gezeichnetes leistete V. Gillar in dieser Art.
Zum Schluß noch einige Worte über die ausgestellten
holzmöbel und Bilderrahmen. Einen eigentlichen
Fortschritt wüßten wir nicht zu verzeichnen, doch lassen sich
immerhin einige bedeutende Erscheinungen bemerken. Ein
Pultkästchen mit bunten Intarsien in den Linien der deut-
schen Renaissance ist von unleugbarer Eleganz. Die Zeich-
nungen sind von „Müller" (sic!), die Intarsien von Herrn.
Platte, die Tischlerarbeit lieferte Swateck. Von solider
Ausführung und in den Formen sich der französischen
Renaissance zuneigend ist ein von Konzert Michael ausge-
stellter Schrank mit Aufsatz, beides aus dunkelbraunem
Fig. 2.
Goldschinuck von A. Itöchcrt in lUicit.