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Die Weihnachtsausstellung des Jahres P8)
im „Mesterreichischen Museum für Kim ft und Industrie in IPieit".
Pott Dr. Theodor Frimmel.
ZH ersten Sonntage des
Dezembers \ 88 \ wurde
im Museumgebäude am
Stubenring die siebente
Weihnachts-Ausstellung er-
öffnet. Die dafür bestimm-
ten Räume hatten sich reich-
lich mit Gegenständen des
ntodernen Runstgewerbes ge-
füllt und boten im Ganzen
und Einzelnen einen erfreu-
lichen Anblick. Die Abhal-
tung der Weihnachts-Aus-
stellungen des Museums ist eine Einrichtung, welche, in
den fahren nach der letzten Börsenkrisis zur Hebung der
österreichischen Runstindustrie
geschaffen, sich seither glänzend
bewährt hat. Ein bestimmter
Raum in: Museum wird den-
jenigen Ausstellern frei zur
Perfügung gestellt, deren Pro-
dukte von der Aufnahmsjury
als von hinreichender Bedeut-
ung erklärt worden. Die Ge-
legenheit nun, ohne viele Ro-
sten in zweckmäßigen und
prächtigen Räumen ausstellen
zu können, mußte bald bekannt
und benützt werden. Die Weih-
nachts-Ausstellung, welche
übrigens nur österreichische
Produzenten zuläßt, erwarb
sich bald so viele Freunde unter
Ausstellern und Räufern, daß
seit einigen Jahren dort nicht
nur der Sammelpunkt des
Neuesten, Elegantesten auf dem
Gebiete der modernen Runst-
industrie ist, sondern auch daß
die Aussteller selten ohne be-
deutenden materiellen Gewinn
den platz verlassen.
3n den folgenden Zeilen Goldschmuck von
wollen wir versuchen, ein
Bild von der letzten Ausstellung des Museums zu ent-
werfen.
Der berühmte Arkadenhof schien in einen Garten voll
blühender Pflanzen verwandelt. Das parterre des Raumes
war größtenthcils von den Ausstellern künstlicher Blu-
men in Anspruch genommen. Palmen, Fliederbüsche,
Rosensträucher, Begonien, ja sogar noble Orchideen er-
freuten den Eintretenden mit ihrer bunten Pracht, die
theils in Glasschränken, theils frei steheitd ausgebreitet war.
Rarl lfofmann (Wien, Neubaugasse) leistete lfervor-
ragcndes. Therese Reich und Wilh. Zimmermann müssen
erwähnt werden.
Die östlichen Arkaden des ersten Stockwerkes zierte
Giani wie alljährlich mit den bunten Produkten seiner
Webereien und Stickereien. Unter den Arkaden
des Erdgeschoßes fanden Thonwaaren platz, sowie
eine Sammlung von Materialproben der „Tiroler
Marmor- und Porphyr-Gesellschaft". Unter den
Thonwaaren müssen die Rachelöfen nach Porbildern deut-
scher Renaissance, welche Andreas Schaumann ausgestellt
hat, als bedeutend hervorgehoben werden. Eiti im gothischen
Stile gedachter Ramm von L. und E. pardtmuth leidet
darunter, daß sich antikisirende Details eingeschlichen haben.
Eitte stets erfreuliche Erscheinung aus vielen Ausstellungen
der letzten Zähre bilden auch
hier die oben erwähnten Ma-
terialproben an Marmor, Por-
phyr-Serpentin aus den Laaser
mtd einigen anderen tyroler
Steinbrüchen. Die vorzügliche
Perwendbarkeit dieser Gesteine
ist anerkannt und zeigt sich
auch schon an der Ausschmück-
ung einiger Wiener Neubauten
monumentalen Charakters.
Der weiße Laaser Marmor,
obwohl ein wenig grobkörnig,
eignet sich trefflich für dekora-
tive plastik, und die reiche
Farbenskala der Porphyre er-
laubt den: Bildhauer und
Erzgießer eine sorgsame Wahl
der Farbe für die Sockel ihrer
Monumente. Als halb zur
Weihnachts-Ausstellung gehö-
rig kann auch ein Mosaik
betrachtet werden, welches zur
späteren Einfügung in den
Bau des Museums bestimmt,
einstweilen ebenfalls unter den
Arkaden des Parterre ausge-
Aöchcrt in Wien. stellt ist. Das mit den reichen
Mitteln der Tiroler Glas-
malereianstalt von Neuhauser hergestellte musivische Runst-
werk stellt die Poesie nach Raphael's Wandgemälde der
Stanza della segnatura vor. Die Bemühungen des Museums
zur Wiederbelebung der Mosaiktechnik, welche in unserem
traurigen Rlima einen wetterbeständigen Ersatz für die
Freskomalerei an der Außenseite von Monumentalbauten
bilden soll, zeigen sich hier belohnt. Die Leistung von
Neuhauser's Anstalt ist in jeder Beziehung bemerkenswerth.
Die Palette ist reich, die Ausführung solid.
V
Zeitschrift des Runstgewerbe-Vercins München.
*882. Heft * & 2 (Bg. *).
Die Weihnachtsausstellung des Jahres P8)
im „Mesterreichischen Museum für Kim ft und Industrie in IPieit".
Pott Dr. Theodor Frimmel.
ZH ersten Sonntage des
Dezembers \ 88 \ wurde
im Museumgebäude am
Stubenring die siebente
Weihnachts-Ausstellung er-
öffnet. Die dafür bestimm-
ten Räume hatten sich reich-
lich mit Gegenständen des
ntodernen Runstgewerbes ge-
füllt und boten im Ganzen
und Einzelnen einen erfreu-
lichen Anblick. Die Abhal-
tung der Weihnachts-Aus-
stellungen des Museums ist eine Einrichtung, welche, in
den fahren nach der letzten Börsenkrisis zur Hebung der
österreichischen Runstindustrie
geschaffen, sich seither glänzend
bewährt hat. Ein bestimmter
Raum in: Museum wird den-
jenigen Ausstellern frei zur
Perfügung gestellt, deren Pro-
dukte von der Aufnahmsjury
als von hinreichender Bedeut-
ung erklärt worden. Die Ge-
legenheit nun, ohne viele Ro-
sten in zweckmäßigen und
prächtigen Räumen ausstellen
zu können, mußte bald bekannt
und benützt werden. Die Weih-
nachts-Ausstellung, welche
übrigens nur österreichische
Produzenten zuläßt, erwarb
sich bald so viele Freunde unter
Ausstellern und Räufern, daß
seit einigen Jahren dort nicht
nur der Sammelpunkt des
Neuesten, Elegantesten auf dem
Gebiete der modernen Runst-
industrie ist, sondern auch daß
die Aussteller selten ohne be-
deutenden materiellen Gewinn
den platz verlassen.
3n den folgenden Zeilen Goldschmuck von
wollen wir versuchen, ein
Bild von der letzten Ausstellung des Museums zu ent-
werfen.
Der berühmte Arkadenhof schien in einen Garten voll
blühender Pflanzen verwandelt. Das parterre des Raumes
war größtenthcils von den Ausstellern künstlicher Blu-
men in Anspruch genommen. Palmen, Fliederbüsche,
Rosensträucher, Begonien, ja sogar noble Orchideen er-
freuten den Eintretenden mit ihrer bunten Pracht, die
theils in Glasschränken, theils frei steheitd ausgebreitet war.
Rarl lfofmann (Wien, Neubaugasse) leistete lfervor-
ragcndes. Therese Reich und Wilh. Zimmermann müssen
erwähnt werden.
Die östlichen Arkaden des ersten Stockwerkes zierte
Giani wie alljährlich mit den bunten Produkten seiner
Webereien und Stickereien. Unter den Arkaden
des Erdgeschoßes fanden Thonwaaren platz, sowie
eine Sammlung von Materialproben der „Tiroler
Marmor- und Porphyr-Gesellschaft". Unter den
Thonwaaren müssen die Rachelöfen nach Porbildern deut-
scher Renaissance, welche Andreas Schaumann ausgestellt
hat, als bedeutend hervorgehoben werden. Eiti im gothischen
Stile gedachter Ramm von L. und E. pardtmuth leidet
darunter, daß sich antikisirende Details eingeschlichen haben.
Eitte stets erfreuliche Erscheinung aus vielen Ausstellungen
der letzten Zähre bilden auch
hier die oben erwähnten Ma-
terialproben an Marmor, Por-
phyr-Serpentin aus den Laaser
mtd einigen anderen tyroler
Steinbrüchen. Die vorzügliche
Perwendbarkeit dieser Gesteine
ist anerkannt und zeigt sich
auch schon an der Ausschmück-
ung einiger Wiener Neubauten
monumentalen Charakters.
Der weiße Laaser Marmor,
obwohl ein wenig grobkörnig,
eignet sich trefflich für dekora-
tive plastik, und die reiche
Farbenskala der Porphyre er-
laubt den: Bildhauer und
Erzgießer eine sorgsame Wahl
der Farbe für die Sockel ihrer
Monumente. Als halb zur
Weihnachts-Ausstellung gehö-
rig kann auch ein Mosaik
betrachtet werden, welches zur
späteren Einfügung in den
Bau des Museums bestimmt,
einstweilen ebenfalls unter den
Arkaden des Parterre ausge-
Aöchcrt in Wien. stellt ist. Das mit den reichen
Mitteln der Tiroler Glas-
malereianstalt von Neuhauser hergestellte musivische Runst-
werk stellt die Poesie nach Raphael's Wandgemälde der
Stanza della segnatura vor. Die Bemühungen des Museums
zur Wiederbelebung der Mosaiktechnik, welche in unserem
traurigen Rlima einen wetterbeständigen Ersatz für die
Freskomalerei an der Außenseite von Monumentalbauten
bilden soll, zeigen sich hier belohnt. Die Leistung von
Neuhauser's Anstalt ist in jeder Beziehung bemerkenswerth.
Die Palette ist reich, die Ausführung solid.
V
Zeitschrift des Runstgewerbe-Vercins München.
*882. Heft * & 2 (Bg. *).