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Aensington-Museum in London;8s) eine dritte kam von
5. Micchele auf Murano nach Ravenna86), und zwei weitere
bewahrt die Nationalbibtiothek in j)aris.87) Die besten
darunter sind die im Vatikan und im Aensington-Museum;
sie werden dem 2. oder 3. Jahrhundert zugeschrieben und
dürften ursprünglich zusammengehört haben; die ange-
nommene Zeit scheint mir aber viel zu früh gegriffen zu
sein, ich setze die Tafel mindestens gegen den Ausgang des
5. Jahrhunderts herab. Die Tafeln in Ravenna und Paris
sind ziemlich roh gearbeitet. Auf dem mittleren senkrechten
Stücke ist hier Thristus oder Maria dargestellt; aus den
beiden Seitenstückcn zeigt die vatikanische Tafel zwei Engel.
Die oberen Auerstreifen haben durchgehends zwei schwebende
Genien (Engel), welche in einem Aranze ein Brustbild oder
Areuz halten; auf den: unteren Ouerstreifen der vatikanischen
Tafel sind die ihre Geschenke überreichenden hl. drei Aönige
dargestellt.
Endlich glaubt A). Meyer Stücke einer solchen Tafel
in zwei Elsenbeinskulpturen, die in die Rückseite des Deckels
der Handschrift 23630 in der Münchener Staatsbibliothek
eingelassen ftub,8S) erkennen zu dürfen. Allein dieselben
stammen wohl erst aus dein ff. Jahrhundert, wie sich
später zeigen wird.
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85) photograxhirt bei Maskell, p. 53.
86) Abgeb. bei (Sott, III. tav. 8.
87) Abgeb. bei Lenormant, IrLsor äe Glypt. II. pl. 9—12.
88) Photograxhirt bei Meyer, Taf. III.
Aus dem bisher Gesagten geht also hervor, daß die
Elfenbeinschnitzerei im dritten Jahrhundert nach Christus
ihren Höhepunkt erreichte. Aus dieser Zeit stammen näm-
lich die schönsten Elsenbeinskulpturen; ich erinnere bloß an
die herrlichen Tafeln mit der Aufschrift »Symmachorum —
Nicomachorum«, und an das Diptychon des römischen
Stadtvikars Probianus in der Aunstkammer zu Berlin.
An die Schönheit dieser Skulpturen reicht keine andere
heran, so daß man zur Annahme eines Verfalles der Elfen-
beinschnitzerei im Jahrhundert berechtigt ist. Die Er-
hebung Aonstantinopels zur zweiten Hauptstadt des Reiches
scheint das Meiste hiezu beigetragen zu haben. Aber noch
ein anderes Ereigniß kam, abgesehen von dem Vordringen
der nordischen Völker und den ewigen Ariegsläuften, dazu,
die Verlegung der Residenz nach Ravenna. Ravenna wurde
seitdem der Mittelpunkt der Politik und des geistigen Le-
bens. Auf diesem neuen Boden blühte die Aunst aber-
mals auf. Eines der schönsten Elfenbeindiptychen, jenes des
Aaisers Valentinian III. im Domschatz zu Monza, ist dort
entstanden und bezeugt, daß um ^30 die Elfenbeinschnitzerei
in Ravenna eine hohe Stufe der Vollkommenheit erreicht
hatte. Das interessante Diptychon des Aetius (^5^) im
Museum zu Darmstadt gehört ebenfalls hieher und manche
andere würden noch anzuschließen sein, wenn wir genauere
Daten hierüber besäßen. Die Schule der Elfenbeinschnitzer,
die sich im Laufe des 5. Jahrhunderts in Ravenna ausge-
bildet hatte, setzte sich noch lange fort; mehrere christliche
Merke, wie wir demnächst sehen werden, bezeugen dieß.
Vereinschronik.
v. Sch. Naturnothwendig ist die Vereinsthätigkeit
während de.r Sommermonate eine verhältnißmäßig eng be-
grenzte. Sie beschränkt sich während dieser Zeit auf den
Betrieb jener Organisationen, welche als permanente Ge-
schäftseinrichtungen ihren regelinäßigen Gang zu gehen haben.
In erster Linie kommt hier die Ausstellungshalle in Be-
tracht, welche sich auch Heuer wieder eines lebhaften Frem-
denbesuches zu erfreuen und als Absatzvermittlung für die
kunstgewerblichen Produkte unserer Vereinsmitglieder allseitig
befriedigende Resultate aufzuweisen hatte. Eine hervor-
ragende Thätigkeit entwickelte die Ankaufskommission für
die diesjährige Verloosung und zwar nicht, allein hinsichtlich
der Gewinnbeschaffung, sondern auch hinsichtlich der Vor-
führung des erworbenen Gewinnstmateriales, wozu insbe-
sondere die internationale Elektrizitäts-Ausstellung im kgl.
Glaspalaste eine günstige Gelegenheit bot. Tausende er-
innern sich nüt Vergnügen an die prächtig ausgeftatteten,
von unserm Direktor Franz v. Seitz, Architekt Brochier
und Tonservator preckle durchgesührten Tabinen im Haupt-
raume der Ausstellung, welche ein glänzendes Zeugniß von
der Leistungsfähigkeit unserer Vereinsmitglieder ablegten, von
denen sich außerdem noch verschiedene um das Zustande-
kommen dieses großartigen Unternehmens bezüglich seiner
äußeren künstlerischen Erscheinung besondere Verdienste er-
worben haben. Es darf überhaupt als ein günstiges Merk-
mal der Lebensfähigkeit des Aunstgewerbe-Vereines betrachtet
werden, daß fast jedes bedeutende vom Gemeinsinn der
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Aensington-Museum in London;8s) eine dritte kam von
5. Micchele auf Murano nach Ravenna86), und zwei weitere
bewahrt die Nationalbibtiothek in j)aris.87) Die besten
darunter sind die im Vatikan und im Aensington-Museum;
sie werden dem 2. oder 3. Jahrhundert zugeschrieben und
dürften ursprünglich zusammengehört haben; die ange-
nommene Zeit scheint mir aber viel zu früh gegriffen zu
sein, ich setze die Tafel mindestens gegen den Ausgang des
5. Jahrhunderts herab. Die Tafeln in Ravenna und Paris
sind ziemlich roh gearbeitet. Auf dem mittleren senkrechten
Stücke ist hier Thristus oder Maria dargestellt; aus den
beiden Seitenstückcn zeigt die vatikanische Tafel zwei Engel.
Die oberen Auerstreifen haben durchgehends zwei schwebende
Genien (Engel), welche in einem Aranze ein Brustbild oder
Areuz halten; auf den: unteren Ouerstreifen der vatikanischen
Tafel sind die ihre Geschenke überreichenden hl. drei Aönige
dargestellt.
Endlich glaubt A). Meyer Stücke einer solchen Tafel
in zwei Elsenbeinskulpturen, die in die Rückseite des Deckels
der Handschrift 23630 in der Münchener Staatsbibliothek
eingelassen ftub,8S) erkennen zu dürfen. Allein dieselben
stammen wohl erst aus dein ff. Jahrhundert, wie sich
später zeigen wird.
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85) photograxhirt bei Maskell, p. 53.
86) Abgeb. bei (Sott, III. tav. 8.
87) Abgeb. bei Lenormant, IrLsor äe Glypt. II. pl. 9—12.
88) Photograxhirt bei Meyer, Taf. III.
Aus dem bisher Gesagten geht also hervor, daß die
Elfenbeinschnitzerei im dritten Jahrhundert nach Christus
ihren Höhepunkt erreichte. Aus dieser Zeit stammen näm-
lich die schönsten Elsenbeinskulpturen; ich erinnere bloß an
die herrlichen Tafeln mit der Aufschrift »Symmachorum —
Nicomachorum«, und an das Diptychon des römischen
Stadtvikars Probianus in der Aunstkammer zu Berlin.
An die Schönheit dieser Skulpturen reicht keine andere
heran, so daß man zur Annahme eines Verfalles der Elfen-
beinschnitzerei im Jahrhundert berechtigt ist. Die Er-
hebung Aonstantinopels zur zweiten Hauptstadt des Reiches
scheint das Meiste hiezu beigetragen zu haben. Aber noch
ein anderes Ereigniß kam, abgesehen von dem Vordringen
der nordischen Völker und den ewigen Ariegsläuften, dazu,
die Verlegung der Residenz nach Ravenna. Ravenna wurde
seitdem der Mittelpunkt der Politik und des geistigen Le-
bens. Auf diesem neuen Boden blühte die Aunst aber-
mals auf. Eines der schönsten Elfenbeindiptychen, jenes des
Aaisers Valentinian III. im Domschatz zu Monza, ist dort
entstanden und bezeugt, daß um ^30 die Elfenbeinschnitzerei
in Ravenna eine hohe Stufe der Vollkommenheit erreicht
hatte. Das interessante Diptychon des Aetius (^5^) im
Museum zu Darmstadt gehört ebenfalls hieher und manche
andere würden noch anzuschließen sein, wenn wir genauere
Daten hierüber besäßen. Die Schule der Elfenbeinschnitzer,
die sich im Laufe des 5. Jahrhunderts in Ravenna ausge-
bildet hatte, setzte sich noch lange fort; mehrere christliche
Merke, wie wir demnächst sehen werden, bezeugen dieß.
Vereinschronik.
v. Sch. Naturnothwendig ist die Vereinsthätigkeit
während de.r Sommermonate eine verhältnißmäßig eng be-
grenzte. Sie beschränkt sich während dieser Zeit auf den
Betrieb jener Organisationen, welche als permanente Ge-
schäftseinrichtungen ihren regelinäßigen Gang zu gehen haben.
In erster Linie kommt hier die Ausstellungshalle in Be-
tracht, welche sich auch Heuer wieder eines lebhaften Frem-
denbesuches zu erfreuen und als Absatzvermittlung für die
kunstgewerblichen Produkte unserer Vereinsmitglieder allseitig
befriedigende Resultate aufzuweisen hatte. Eine hervor-
ragende Thätigkeit entwickelte die Ankaufskommission für
die diesjährige Verloosung und zwar nicht, allein hinsichtlich
der Gewinnbeschaffung, sondern auch hinsichtlich der Vor-
führung des erworbenen Gewinnstmateriales, wozu insbe-
sondere die internationale Elektrizitäts-Ausstellung im kgl.
Glaspalaste eine günstige Gelegenheit bot. Tausende er-
innern sich nüt Vergnügen an die prächtig ausgeftatteten,
von unserm Direktor Franz v. Seitz, Architekt Brochier
und Tonservator preckle durchgesührten Tabinen im Haupt-
raume der Ausstellung, welche ein glänzendes Zeugniß von
der Leistungsfähigkeit unserer Vereinsmitglieder ablegten, von
denen sich außerdem noch verschiedene um das Zustande-
kommen dieses großartigen Unternehmens bezüglich seiner
äußeren künstlerischen Erscheinung besondere Verdienste er-
worben haben. Es darf überhaupt als ein günstiges Merk-
mal der Lebensfähigkeit des Aunstgewerbe-Vereines betrachtet
werden, daß fast jedes bedeutende vom Gemeinsinn der
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