Rentabilität hoher Aünstlerhonorare bald anderer Meinung
sein. Ls fehlt ganz besonders an einer feinen künstlerischen
Verarbeitung der Flächen und Farbenvertheilung. In
letzterer Beziehung wurde an Geschmacklosigkeit mitunter
Unglaubliches geleistet. Nur die allerdings nicht sehr stark
vertretene Leidenindustrie wies in ihren Farbenzufammenstell-
ungen befriedigende Leistungen auf. Lin nicht zu verkennender
mächtiger künstlerischer Fortschritt machte sich dagegen auf
dem gesammten Gebiete der weiblichen Landarbeiten geltend.
Der segensreiche direkte und indirekte Linstuß unserer Annst-
und Frauenarbeitsschulen, unserer Uunstgewerbevereine und
Museen trat hier in erfreulichster Meise zu Tage. Mer die
ganz besonders hervorragende Abtheilung der Münchener
Frauenarbeitsschule, ferner jene von Nürnberg oder die
betreffenden Fachabtheilungen der Münchener Aunstgewerbe-
schule eingehend studirte, wird uns sicher Recht geben, wenn
wir die Verdienste dieser Anstalten in den Vordergrund
stellen. Auch die außerhalb dieser Abthcilnngen befindlichen
da und dort zum Lchmucke angebrachten weiblichen Land-
arbeiten, welche über die ganze Ausstellung zerstreut waren,
rechtfertigten unser günstiges Gefammturtheil über dieses
Gebiet. Ls darf übrigens nicht Münder nehmen, wenn
sich die fortschreitende Entwicklung unseres Aunstgewerbes
auf diesem Felde eher geltend macht, wie bei dem Groß-
betriebe unserer Textilbranchen, da in letzterem Falle tech-
nische Bestände und Fabrikationsgewohnheiten nicht allzu
leicht zu beseitigende Hemmnisse bilden, die erst nach und
nach überwunden werden können. Steigert sich nur erst
der künstlerische Geschmack unserer Frauenwelt in gleicher
Meise wie bisher, dann wird der Textil-Fabrikant gar bald
gezwungen fein, auch bei uns in energischerer Meise mit
diesem mächtigen Faktor zu rechnen.
Daß unsere Aleiderindustrie an Bedeutung nicht mit
den riesigen Modebetrieben von Paris, Berlin oder Wien
konkurriren kann, ist den obwaltenden Umständen gemäß
wohl selbstverständlich. Daß, da wir von Bayern aus
noch nicht in der Lage sind, der Melt die Mode zu dik-
tiren, auch wenig Originalität in dieser Abtheilung anzu-
treffen war, versteht sich ebenso von selbst. Immerhin gab
es auch hier einige recht anerkennenswerthe Leistungen zu
verzeichnen. Wahrhaft glänzend in des Mortes vollstem
Sinne präsentirten sich die Vorführungen der sogenannten
leonischen Maaren, die in ihren flimmernden, aus Gold-
und Silberdrähten, Flitter, Bouillons, glätte u. s. w. be-
stehenden Produkten viel Geschmack bekundeten und große
Mannigfaltigkeit aufwiesen. Die verschiedenen Muster und
Formen dieser hierin zu den konservativsten Betrieben ge-
hörigen Fabrikation stammen freilich vielfach noch aus
früheren hoch entwickelten Stilepochcn, deren Verständniß
erst die neueste Zeit wieder erschlossen hat, so daß es ihr
weniger schwer wie den modernen Industrieen wurde, den
stylistischen Bestrebungen unserer Tage gerecht zu werden.
Wenig Bemerkenswerthes vom kunstgewerblichen Stand-
punkte aus bot die nicht sehr umfangreich vertreten ge-
wesene Strohflechterei. Würden von Seiten der betreffenden
Fabrikanten die in unseren ethnographischen Sammlungen
häufig vertretenen Flechtereien indischer, chinesischer, japan-
esischer und amerikanischer Hausindustrien rc. etwas ein-
gehender studirt, so könnten noch gar manche Schätze in
Bezug aus originelle Formen und Flechtmethoden gehoben
werden.
(Schluß folgt.)
Vermischte Mittheilungen.
verloosungs- Ausstellung des Lunstgewerbe-Vereins im alten
Rathhaussaale zu lltüuchen. Nachdem bereits während der inter-
nationalen Elektrizitäts-Ausstellung im kgl. Glaspalaste zu München
ein Theil der für die Vereiusverloosung des heurigen Jahres ange-
kauften kunstgewerblichen Gegenstände, darunter auch das von Direktor
Franz von Seit; arrangirte, für den ersten Gewinnst bestimmte Prunk-
gemach, dem Publikum vorgeführt wurde, bei welcher Gelegenheit die
angekanften Produkte allseitige Bewunderung erregten, wird nunmehr
vom 5. November bis zum Tage der Ziehung d. h. bis zum zs. Ja-
nuar J883 im großen Saale des alten Rathhauses eine Ausstellung
fämmtlich er verloosungsgegenstände stattstnden, ähnlich jener, welche
bei Gelegenheit der ersten Vereinsverloofung veranstaltet worden war
und allseitigen Anklang gefunden hat. Der Eintritt wird wie damals
unentgeltlich fein. Da das Unternehmen die Aufgabe hat, die für
unseren Nationalwohlstand wie für die Lösung der sozialen Fragen so
wichtigen kunstgewerblichen Bestrebungen in wirksamer praktischer lveise
fördern zu helfen, und da anderntheils dem Loosinhaber die günstigsten
Lhancen geboten find, die patriotische That eines Looskaufes auch
direkt belohnt zu sehen, so steht zu erwarten, daß wie bei der erst-
maligen verloosung auch diesesmal eine rege Betheilignng des Pub-
likums stattfinden wird. Besonders empfehlen wir die Loose als eine
ebenso geeignete wie gerne gesehene tveihnachtsgabe.
(Ausstellung des kath. Zentral-Gesellenvereins München.) vom
2$. August bis 3. September l. I. fand im Gesellschaftshause des ge-
nannten Vereines eine gewerbliche Ausstellung seiner Mitglieder statt,
die in diesen Blättern besonders hervorgehoben zu werden verdient, da
dieselbe nicht allein Zeugniß von dem erfreulichen, auf gesunder Basis
sich bewegenden Streben des Vereins ablegte, sondern auch durch die
vorgeführten gewerblichen und kunstgewerblichen Erzeugnisse den
erfreulichen Beweis lieferte, welch tüchtige Kräfte den Meistern unserer
Stadt zur Verfügung stehen. Nichts ehrt den Menschen mehr als die
Tüchtigkeit seiner Arbeitsleistnugen. Dis Leiter und Mitglieder des
Zentral-Gesellenvereins haben die volle Berechtigung, mit Stolz auf
die von ihnen veranstaltete Ausstellung zurückzublicken. Möge der
Verein auch ferner nach dieser Richtung hin seine Thätigkeit entfalten,
er wird sich dadurch die Sympathien Aller erwerben, welchen es
ernstlich um die ksebung unseres Gewerbes und lsandwerkerstandes
zu thun ist. _
(Die gewerbliche Erziehung.) von dem Professor der k. k. Staats-
gewerbeschule in Reichenberg, Ingenieur Karl Genauck, sind im
Laufe des heurigen Jahres bei der verlagshandlung A. Schöpfer in
Reichenberg zwei höchst interessante Abhandlungen erschienen, welche
sich mit der Lösung der Aufgabe beschäftigen, die Organisation der
gewerblichen Schulen Süddeutschlauds und den Kontakt derselben mit
dem praktischen Leben in übersichtlichem und zugleich präzis detaillirtem
Bilde zusammenzufassen. Die vorliegenden Verhandlungen, welchen in
ähnlich abgeschlossener Form weitere Referate folgen werden, umfassen
die Resultate eingehender Studien über die Schulen, Lehrwerkstätten,
sein. Ls fehlt ganz besonders an einer feinen künstlerischen
Verarbeitung der Flächen und Farbenvertheilung. In
letzterer Beziehung wurde an Geschmacklosigkeit mitunter
Unglaubliches geleistet. Nur die allerdings nicht sehr stark
vertretene Leidenindustrie wies in ihren Farbenzufammenstell-
ungen befriedigende Leistungen auf. Lin nicht zu verkennender
mächtiger künstlerischer Fortschritt machte sich dagegen auf
dem gesammten Gebiete der weiblichen Landarbeiten geltend.
Der segensreiche direkte und indirekte Linstuß unserer Annst-
und Frauenarbeitsschulen, unserer Uunstgewerbevereine und
Museen trat hier in erfreulichster Meise zu Tage. Mer die
ganz besonders hervorragende Abtheilung der Münchener
Frauenarbeitsschule, ferner jene von Nürnberg oder die
betreffenden Fachabtheilungen der Münchener Aunstgewerbe-
schule eingehend studirte, wird uns sicher Recht geben, wenn
wir die Verdienste dieser Anstalten in den Vordergrund
stellen. Auch die außerhalb dieser Abthcilnngen befindlichen
da und dort zum Lchmucke angebrachten weiblichen Land-
arbeiten, welche über die ganze Ausstellung zerstreut waren,
rechtfertigten unser günstiges Gefammturtheil über dieses
Gebiet. Ls darf übrigens nicht Münder nehmen, wenn
sich die fortschreitende Entwicklung unseres Aunstgewerbes
auf diesem Felde eher geltend macht, wie bei dem Groß-
betriebe unserer Textilbranchen, da in letzterem Falle tech-
nische Bestände und Fabrikationsgewohnheiten nicht allzu
leicht zu beseitigende Hemmnisse bilden, die erst nach und
nach überwunden werden können. Steigert sich nur erst
der künstlerische Geschmack unserer Frauenwelt in gleicher
Meise wie bisher, dann wird der Textil-Fabrikant gar bald
gezwungen fein, auch bei uns in energischerer Meise mit
diesem mächtigen Faktor zu rechnen.
Daß unsere Aleiderindustrie an Bedeutung nicht mit
den riesigen Modebetrieben von Paris, Berlin oder Wien
konkurriren kann, ist den obwaltenden Umständen gemäß
wohl selbstverständlich. Daß, da wir von Bayern aus
noch nicht in der Lage sind, der Melt die Mode zu dik-
tiren, auch wenig Originalität in dieser Abtheilung anzu-
treffen war, versteht sich ebenso von selbst. Immerhin gab
es auch hier einige recht anerkennenswerthe Leistungen zu
verzeichnen. Wahrhaft glänzend in des Mortes vollstem
Sinne präsentirten sich die Vorführungen der sogenannten
leonischen Maaren, die in ihren flimmernden, aus Gold-
und Silberdrähten, Flitter, Bouillons, glätte u. s. w. be-
stehenden Produkten viel Geschmack bekundeten und große
Mannigfaltigkeit aufwiesen. Die verschiedenen Muster und
Formen dieser hierin zu den konservativsten Betrieben ge-
hörigen Fabrikation stammen freilich vielfach noch aus
früheren hoch entwickelten Stilepochcn, deren Verständniß
erst die neueste Zeit wieder erschlossen hat, so daß es ihr
weniger schwer wie den modernen Industrieen wurde, den
stylistischen Bestrebungen unserer Tage gerecht zu werden.
Wenig Bemerkenswerthes vom kunstgewerblichen Stand-
punkte aus bot die nicht sehr umfangreich vertreten ge-
wesene Strohflechterei. Würden von Seiten der betreffenden
Fabrikanten die in unseren ethnographischen Sammlungen
häufig vertretenen Flechtereien indischer, chinesischer, japan-
esischer und amerikanischer Hausindustrien rc. etwas ein-
gehender studirt, so könnten noch gar manche Schätze in
Bezug aus originelle Formen und Flechtmethoden gehoben
werden.
(Schluß folgt.)
Vermischte Mittheilungen.
verloosungs- Ausstellung des Lunstgewerbe-Vereins im alten
Rathhaussaale zu lltüuchen. Nachdem bereits während der inter-
nationalen Elektrizitäts-Ausstellung im kgl. Glaspalaste zu München
ein Theil der für die Vereiusverloosung des heurigen Jahres ange-
kauften kunstgewerblichen Gegenstände, darunter auch das von Direktor
Franz von Seit; arrangirte, für den ersten Gewinnst bestimmte Prunk-
gemach, dem Publikum vorgeführt wurde, bei welcher Gelegenheit die
angekanften Produkte allseitige Bewunderung erregten, wird nunmehr
vom 5. November bis zum Tage der Ziehung d. h. bis zum zs. Ja-
nuar J883 im großen Saale des alten Rathhauses eine Ausstellung
fämmtlich er verloosungsgegenstände stattstnden, ähnlich jener, welche
bei Gelegenheit der ersten Vereinsverloofung veranstaltet worden war
und allseitigen Anklang gefunden hat. Der Eintritt wird wie damals
unentgeltlich fein. Da das Unternehmen die Aufgabe hat, die für
unseren Nationalwohlstand wie für die Lösung der sozialen Fragen so
wichtigen kunstgewerblichen Bestrebungen in wirksamer praktischer lveise
fördern zu helfen, und da anderntheils dem Loosinhaber die günstigsten
Lhancen geboten find, die patriotische That eines Looskaufes auch
direkt belohnt zu sehen, so steht zu erwarten, daß wie bei der erst-
maligen verloosung auch diesesmal eine rege Betheilignng des Pub-
likums stattfinden wird. Besonders empfehlen wir die Loose als eine
ebenso geeignete wie gerne gesehene tveihnachtsgabe.
(Ausstellung des kath. Zentral-Gesellenvereins München.) vom
2$. August bis 3. September l. I. fand im Gesellschaftshause des ge-
nannten Vereines eine gewerbliche Ausstellung seiner Mitglieder statt,
die in diesen Blättern besonders hervorgehoben zu werden verdient, da
dieselbe nicht allein Zeugniß von dem erfreulichen, auf gesunder Basis
sich bewegenden Streben des Vereins ablegte, sondern auch durch die
vorgeführten gewerblichen und kunstgewerblichen Erzeugnisse den
erfreulichen Beweis lieferte, welch tüchtige Kräfte den Meistern unserer
Stadt zur Verfügung stehen. Nichts ehrt den Menschen mehr als die
Tüchtigkeit seiner Arbeitsleistnugen. Dis Leiter und Mitglieder des
Zentral-Gesellenvereins haben die volle Berechtigung, mit Stolz auf
die von ihnen veranstaltete Ausstellung zurückzublicken. Möge der
Verein auch ferner nach dieser Richtung hin seine Thätigkeit entfalten,
er wird sich dadurch die Sympathien Aller erwerben, welchen es
ernstlich um die ksebung unseres Gewerbes und lsandwerkerstandes
zu thun ist. _
(Die gewerbliche Erziehung.) von dem Professor der k. k. Staats-
gewerbeschule in Reichenberg, Ingenieur Karl Genauck, sind im
Laufe des heurigen Jahres bei der verlagshandlung A. Schöpfer in
Reichenberg zwei höchst interessante Abhandlungen erschienen, welche
sich mit der Lösung der Aufgabe beschäftigen, die Organisation der
gewerblichen Schulen Süddeutschlauds und den Kontakt derselben mit
dem praktischen Leben in übersichtlichem und zugleich präzis detaillirtem
Bilde zusammenzufassen. Die vorliegenden Verhandlungen, welchen in
ähnlich abgeschlossener Form weitere Referate folgen werden, umfassen
die Resultate eingehender Studien über die Schulen, Lehrwerkstätten,