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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1882

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Sepp, ...: Verfehlte Kunstmotive in der Auffassung der Kreuzwegstationen, [1]: Vortrag von Prof. Dr. Sepp, gehalten im Kunstgewerbeverein am 3. Januar 1882
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Die Bayerische Landes-Industrie, Gewerbe- und Kunstausstellung in Nürnberg, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7026#0073

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^ 59 H-

\

wie eingeschlummert scheint, und dem Lserrn bei der -peudc
des Brodes und Weines alle freie Bewegung bcnmmi.
Jeder der zwölf Tischgäste mit dem Hausvater in der Mitte
ruhte an der Brust dessen, der ihm zur Linken lag, un
zu haupten dessen, der ihn rechts oder unter ihin sich
seine Linke stützte und mit der Rechten in die rdnivM U> ?l-
Auf die Tafel im Lönaculum gehört auch kein geschlachtetes
Osterlamm, sondern Thristus hat dafür da^> ei

in Brodform eingesetzt, und das Pascha darum anticipirl,
da er selber zur Zeit des Lammesopfers sterben u o
Zrrthümlich sehen wir die vier Grabwächter schlafen m
gestellt, während Matthäus XXVIll, f. büß un rn
Leichendiebstahl für eine pharisäische Lüge erklärt, zu we R'
sie den Loldaten Anleitung gaben. Dagegen setzte die ronns e
Militärdisziplin Todesstrafe darauf, wenn die ache,

regelmäßig aus vier Mann bestand, schlafend befunden
wurde. Falsch ist namentlich auch Saulus, der als Jüngling
die Kleider hütet. Neavfa?, adolescens hieß der junge Mann
bis zum dreißigsten Jahre. Der Jünger von Tarsus hatte
als Schüler der Meisen, mit dem Range eines Beisitzers im
Synodrium mitgestimmt und war abgeordnet, die Krtheils-
vollstreckung zu überwachen. Bon Wohlgefallen an der
Hinrichtung ist mithin nicht die Rede. „Auch ich war dabei
und stimmte mit ein," erzählt er, Apostelg. XXII, 20 ■—
nur vor dem Vertreter der Obrigkeiten legten die Straf-
vollzieher die Gewände nieder. Darum heißt es gleich
einige Verse nach dem Tode des Erzmartyrers: „Saulus
wüthete fort gegen die Gemeinde." Schraudolph hat in
den Bildern des Speiererdomes zuerst diese richtige Fassung
sich gesagt sein lassen. (Schluß folgt.)

Die Bayer. Bandes-Industrie--, Gewerbe- und Kunstausstellung in Nürnberg.

Lob. Wie wir schon in unferen kurzen einleitenden
Mittheilungen des letzten Doppelheftes hervorgehoben haben,
ist es der Unternehmung unserer Bayer. Landesausstellung
gelungen, ein großartiges Massenbild der industriellen, ge-
werblichen und künstlerischen Produktion Bayerns zu schaffen,
das sicherlich unserem engeren Vaterlande zum Segen und
Nutzet: gereichen wird. Zum vollen Segen wird ein solches
Merk aber nur dann gereichen, wenn man sich nicht nur
des Gelungenen freut und sich dasselbe zum Vorbild nimmt,
sondern wenn man auch das, was als verfehlt oder wc-
niger gelungen bezeichnet werden muß, vorurtheilslos zur
späteren Darnachachtung spezieller und eingehender Prüfung
unterzieht, wenn daher in unserem Berichte Anerkennung
und Beanstandung vielfach in unmittelbarer Berührung
nebeneinander zum Ausdrucke gelangen werden, so möge
man solches nicht als Gehäßigkcit oder Freude am Tadel
betrachten, sondern als das Bestreben, nach unserem Ver-
mögen durch offenes Mort aus dem großartigen Unter-
nehmen jene Nutzanwendungen zu ziehen, welche uns durch
dasselbe in positivem und negativem Sinne geboten sind.

Ueberblickt man das Gesammtbild der Ausstellung, so
fesselt den Besucher vor Allem der wunderbare Reiz des
herrlichen Ausstellungsplatzes. Tin ungefähr vierzig Tag-
werke umfassender, mit prächtigen alten Linden, Kastanien
und Birken bewachsener park — das sogenannte im Nord-
osten der Stadt gelegene „Maxfeld" — bildet die Grund-
lage des ganzen Arrangements. Mit großem Verständniß
hat man das von der Natur Gebotene kiinstlerifch umgestaltet
1111b ausgestattet, so daß wir in der That ein Meisterwerk
der Gartenbaukunst vor uns haben, dem die vollste Be-
wunderung zu zollen ist.

Mit der Gewinnung dieses Platzes für die Ausstellung
hat die Unternehmung entschieden einen glücklichen Griff
gcthan und dadurch neuerdings den Beweis geliefert, wie
wichtig es für größere Städte, besonders solcher, die in
rascher Ausdehnung begriffen sind, ist, sich derartige Plätze
in günstiger Lage mit aller Konsequenz zu erhalten oder

sich solche, falls selbe nicht vorhanden sind, so lange es
noch Zeit, selbst mit bedeutenden Opfern zu schaffen.

Selbstverständlich waren in Nürnberg die Baumgruppir-
ungen des Parkes auch für die Anlage der verschiedenen
Gebäulichkeiten maßgebend, wodurch insoferne ein ungemein
glücklich und harmonisch wirkendes Ganze erzielt wurde, als
für den Besucher der Eindruck organischer Zusammen-
gehörigkeit von park lind Baulichkeiten fast durchgchends
mit vielem Geschicke aufrecht erhalten ist. Freilich läßt sich
nicht läugnen, daß durch dieses Zerlegen der Gebäudekom-
plexe auf imposante Massenwirkungen Verzicht geleistet
werden mußte und daß der Besucher durch diese Vertheilung
erst allmählig einen Begriff von dem großartigen Reichthum
des Gebotenen erhält. Doch wie gerne verzichtet man auf
solch packende Effekte, wenn man dagegen die erfrischenden
Momente auf sich wirken läßt, welche, sozusagen auf Schritt
und Tritt, durch die mit feinem künstlerischem Sinn ver-
wertheten Naturschönheiten des Ausstellungsparkes und
seiner Gartenanlagen geboten werden.

Bezüglich der Eintheilung der Gebäulichkeiten selbst
verweisen wir auf den im 3. & q>. Doppelhefte erschienenen
Situationsplan, der mit seinen Erläuterungen den besten
Aufschluß hierüber gibt.

Zhr charakteristisches architektonisches Gepräge erhält
die Ausstellung hauptsächlich durch das die Zndustriepro-
dukte enthaltende Hauptgebäude, durch den Pavillon für
Verkehrs- und Schulwesen, sowie durch die Kunsthalle,
welche Komplexe unter sich in zweckmäßiger Meise durch
Gallerten verbunden sind. Die mit der Wagenhalle in
Verbindung stehende Maschinenhalle präsentirt sich dem
Beschauer nur mit ihrer südwestlichen Schmalseite und
spielt daher in architektonischer Beziehung keine hervor-
ragende Rolle.

Es ist in ihrer Totalität eine eigenartige Architektur,
die uns hier entgegentritt. Offenbar war es die Absicht
Gnauth's, nach dessen Entwürfen die Fahnden der Bauten
ausgeführt wurden, festlich, berauschend und märchenhaft
 
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