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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1882

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Friedrich, Carl: Zur Geschichte des Bucheinbandes
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Auszug zu den Erläuterungen Dr. Hirths zur Ausstellung von Bucheinbänden: in der Wochenversammlung des Vereines vom 24. Januar 1882
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https://doi.org/10.11588/diglit.7026#0013

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in der fürstlich Oettmgen-Mallcrstein scheu F.deikonr s.
Sammlung.IO)

. *

*

*

Bleibt auch noch die eine und andere Ciicfc
Geschichte des Bucheinbandes, so ist, wie dies». ''' ' ,U'
Skizze gezeiat hat, doch bereits die Hauptarbeit
und kserrn Julien, der an einer Geschichte des 11 X
bandes arbeitet, steht ziemlich reiches Blaterial zur
fügung.

In jüngster Zeit ist auch noch ein Merk
dessen Ginleitung der stilistischen Behandlung der ucy

IO) Dergl. „Kunft und Gewerbe" ,875 tlr- 3, ^ ^

gewidmet ist. Der Titel desselben lautet: „Abbildungen
von Mustereinbänden aus der Blüthezeit der
Buchbinderkunst. In Lichtdruck ausgeführt von A.
Naumann & Schröder. Mit begleitendem Texte von Or.
I. Stock bau er, Leipzig, Verlag von Adolf Titze." Ab-
gesehen von den trefflichen Ginbänden, welche die ^0 Tafeln
abbildlich bringen, möchte ich hier vor Allem die Augen
der Fachkreise auf die wohl zu beherzigenden Gedanken
lenken, welche in der Ginleitung entwickelt sind. Denn da-
durch, daß das Gewerbe auf festen ästhetischen Grundsätzen
begründet wird und sich aufbaut, ist die Möglichkeit gege-
ben, daß wir dereinst auch in Bezug auf die Buchbinderei
uns wieder in eine Reihe mit unseren Vätern stellen
dürfen.

Auszug aus den Erläuterungen Dr. G. Hirt l/s zur Ausstellung von Bucheinbänden

in der Mochenversammlung des Vereines vom 2^. Januar ,882. *

Das

lateinische »über« (Buch) bedeutet eigentlich nur da. a ^
paxyrosstaude gefertigte Papier, indessen nannte man so ‘J!
daraus lusannnengesetzten Rollen. zu deren Aufbewahrung man sich
besonderer Schachteln oder Bücherdosen (scrmium, memdran )

Bei den Allen trat die tf,™ unserer »«ch-r Mrst e.^m.t

Rechnungen beschriebenen Wachstafeln auf. Auch perg
frühzeitig gefaltet. Solche pergamentbucher wurden
Jm frühen Mittelalter ging man fast allgemein zur . 3

form über. Schon in den Zeiten des byzantunfchen «n -man. schen

Stils verwandte man zur Einbanddecke außer h°>Z alle n'°gllchenS ff -
für den gewöhnlichen Gebrauch Neffclgewebe, pergannn , '

d°n Luxus Sammet. Seidenbrokat. Metallbesch,age. °'kost baren
Ausstattungen mit Gold, Silber, Elfenbein,chmtzere,. Edelsteinen
Email war vorwiegend für heilige Bücher in Gebräu ;. ’

batten in der Regel ihre Buchbindereien. Schon Last,odorus (. f S
des s. Jahrhunderts) übergab der von ihm gestifteten o\e
binderei zugleich eine Anzahl von Zeichnungen zu '" an ^

9- Jahrhundert wird vom Kloster St. Riquier berichtet, daß e s
eigenen „Lederer" gehabt habe. Und schon in einem o »er
7. Jahrhunderts findet sich der eigenthümliche Ausdruck - 8 ^

»binäit« libellnm. Karl der Große schenkte im -o"üre
Denis einen ganzen Wald mit der Jagd auf Rehe un ^
bereu häuten Einbände gemacht wurden. ~ Bischof

Mönche und geistlichen Herren die Einbände s, l - ~ ..

Inschrift in einer Sammlung von heilrgengesch ch
„Schryber und Binder dieses Buches Lunrat Sailer. ^

Aus der byzantinischen und romanischen <3clt , „halten,

reichsten Pracht-Linbände erhalten. Was aus gothisch» A
gibt uns einen hohen Begriff von der Kunst des Linfache

Decken wurden in der Regel als ornamentale Flächen «Hai - ^

Lederbände waren entweder ganz glatt oder, wenn ornan '
rautenförmigem Linienwerk, in dem Drachen, Vögel re. eingep
Besonders schön und stilvoll sind die Decken aus gcschni ene> '
ziselirtem Leder, aber fast immer mit dem Prinzip der F achenar
Figürliches: heilige, Kreuze, die Figuren der Lvangellsten, r h

Wappen, umgeben von gothischem Laubwerk und Rankenwerk. Eck-
beschläge ans Metall und reiche Schließen bei Büchern, welche regel-
niäßig auf Meß. und Bctpulten zu liegen bestimmt. Schon die Gothik
hatte farbige Einbände: häufig färbte man nur das glatte Pergament.
Vft war die Decke mit farbigem Sammet- oder Seidenstoffe überzogen.
Manche berühmte Bücher wurden nur nach ihrer Farbe benannt: Der
rothe, schwarze, grüne oder goldene Codex in diesem oder jenem
Kloster. Gerichtsbücher pflegte man roth einzubinden. Im späteren
Mittelalter findet man sehr häufig die Bücherbeutel, norddeutsch „Books-
büdel", bestimmt, das Mitsichtragen von Büchern am Gürtel zu er-
möglichen. Später wurde das Wort ein Schimpfwort für alte Zöpfe
und fälschlich in „Bocksbeutel" umgeformt. Bei de» kirchlichen
Prachtbänden verwandte man gern die antiken Diptychen aus Elfen-
bein, je zwei Täfelchen mit heiligen Vorstellungen, welche schachbrett-
artig zusammengeklappt wurden. Sie bildeten dann den Mittelpunkt
der Decke». Kuriosität: Zu Einbänden verwandte behaarte Bären-
und Schweinsfelle. Kostbare Bücher hatten wohl auch ein besonderes
Kleid zum Schutz, eine camisia, d. i. Hemd. Bei den Karthäusern
im ,0. Jahrhundert hatte der Sakristan die camisias librorum zu
waschen. Die französischen livres d’heures erhielten Hemden und Etuis
von feinen Stoffen, sogar von Edelmetall.

Die Erfindung der B u ch dru ck er kn n st bezeichnet einen wende-
pnnkt auch in der Kunst des Einbinde,is, indessen doch nur insofern,
als nun auch der Einband ein häufiger begehrtes Ding wurde. Die
Kunst wurde nun immer mehr eine profane, wahrscheinlich ließen die
ersten Buchdrucker auch die Einbände anfertigen. Bischof Friedrich
von Augsburg gibt z. B. bekannt, daß Erh. Ratdolt Miffale habe
drucken lassen, welche „gebunden" nicht über 2 3/4 Gulden kosten. Noch
bevor die Renaissance auch in der Brnamentik der Bucheinbände ganz
und voll zum Durchbruch kam, hielten die Einbände der Araber ihren
Einzug in Italien und wurden namentlich in Florenz imitirt. Arabü
sirende Einbände z. B. in der Bibliothek des Matthias Lorvinus (kgl.
Staatsbibliothek). Das Lharakteristische der Deckenverzierung im ganze»
,S. Jahrhundert bestand in der Verwendung von Stempeln und Stanzen,
sowohl zur Tief- als zur Reliefpreffung, welche in der verschiedensten
weise zur Zusammenstellung größerer, über die ganze Decke sich aus-

, „„ »es vorhergehenden Artikels enthalten, bringen wir den Auszug derselben

* Da vr. G. hirth's Erläuterungen manche Ergänzung

statt in der „Vereinschronik" an dieser Stelle, (vergl. S. t2.)

^ d" K„n|Vrocrbe 0ei.

eins IHüncfyen,

1882. Heft \ Sc 2 (vg. 2).
 
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