Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1882

DOI Artikel:
Huttler, Anton: Das Buch als Gegenstand des Kunstgewerbes, [2]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7026#0053

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
wiedererwachten klassischen Stubicn sind mehr °^er . <
zur Genreichache Aller geworden, mit dem NA-dere wachen
des klassischen Geistes war auch der Smn für
Schönheit der Formen ein allgemeiner. ^

von dieser allgemeinen Bewegung fan sich n
die Buchdruckerkunst sofort bei ihrem Entstehen gehoben
und getragen, hervorragende Gelehrte mit rhren
selben sich gruppirenden Freundeskreisen gllr )en .

wi- di- Aldi»-» in v-n-dig. »i- Giunta s >n 11»

land war-» -S, di- »>il richtig-»! Lli-k- 's "i-ch'
man den Götterfunken dieser neuen, den - e

schenkten Erfindung iricht dem Handwerk a ^^n^lv'rk-
übcrlassen dürfe, sie dünkten sich nicht zu hoch, si '' «

statten zu gründen, und Form wie Inhalt <.r ^
Zeugnisse zeigten durch ihren gediegenen Worth, w,
die hervorragendsten Geister der Nation E ^ ^

dieses großen Geschenkes des inenschlichen Gers es ^
waren, um dasselbe segenbringend für das gell lge
der Nation und der Menschheit zu machen,
große Gelehrte und hervorragende Männer der llb'

Hand in Hand mit dein Handwerke gingen, 1° ,

auch große Künstler der damalige» Zeit, ein Giam e m, '
A iontagna, Vavasore und Andere, welche g euch a
nicht zu hoch dünkten, ihr Genie, ihren Geist un lhr
lent zur künstlerischen Ausstattung des Buches anzuwei .
Allerdings nicht lange, nur Jahre, etwa von
bis \5\8,— wie dem wahrhaft Schönen auf Erden nu 3
Llmhezeit gegönnt ist, — hielt sich die typographi e
duktion auf dieser künstlerischen höhe, aber sie h
lange genug gewährt, um unsterbliche Wer e i»

Schönheit in Type und Ornamentirung hervoizU '

und, was noch mehr ist, zum Feuerheerde zu w-r^n,Hessen
leuchtende und wärmende Strahlen auch m au o
neues Leben zu weckeii vermochten. in

Blicken wir auf 5cu Einzug, den 6« 3&,J
Deutschland genommen, so ist es hier nicht entfern
Volk wie in Italien, von dem die Bewegung getragen
wurde auch ist es nicht, wie in Frankreich,
thum, von dem unter Franz I. der Anstoß 9lc5u
obwohl viel Anregung unferm herrlichen orsir
milian I. verdankt wird, sondern in Deutschlan 1
vorab die Künstler, die auf ihre,. Reise,, nach I allen oori
die Fackel ihres Genius entzündeten und jubc n ^
»letheischen Funken zu uns herüber brachten un
köstliche Flamme nährten und pflegten, bis a un,i a
uns das Leben daran sich wärmte und die Geiser
sich erleuchteten.

In gigantischer Größe steht da vor Allem
Meister Albrecht Dürer vor uns, von dem sem ö
Zeitgenosse, Raphael, gesagt, daß wenn em gun ig^
schick ihn in Italien hätte geboren werden lassm,
aus Tritt und Schritt die Welt des Schönen umgeben h '
er wohl der größte Künstler aller Zeiten gewor m
Wohl war schon durch die Schule, aus der r ^
felbst hervorging, und die unr ihn sich famme e,

Schule wohlgemuth's und durch dessen Schüler Pleydm
wurf und Springinklee eine bedeutende esterung ^ ^

Drnamentirung und Ausstattung des
Holzschnitten eingetreten; wohl klopfte schon f*u e '
naissanee durch einen deutschen Künstler (Reuwich), der

gleichfalls in Italien feine Inspirationen geholt, in seiner
Illustration der Reise des Herrn von Breydenbach ins heil.
Land ^86 schüchtern an die Pforten der deutschen Buch-
druckkunst, aber nur einem so gewaltigen Genius, wie Al-
brecht Dürer es war, gelang es, die ängstlich geschlossen
gehaltenen ehernen Thorflügel zu sprengen und die Riegel
zu brechen, um dem Strome des neuen künstlerischen Geistes,
der bei ihm selbst aber sich mit der ganzen Innigkeit des
deutschen Gemüthes und frommgläubigen Sinnes vermalt
hatte, Eingang zu verschaffen. Erst von Dürer an kann
man von einer deutschen Renaissance sprechen, von einen,
ächten Tlassicismus, der aufs innigste aber sich mit den,
deutsch-nationalen Geiste durchdrungen hatte, und erst von
ihm an datirt auch eine Ornamentirung und Ausstattung
des deutschen Buches, welche den Namen einer wahrhaft
künstlerischen verdient.

wenn aber die Könige bauen, dann finden auch viele
kleinere Geister ihrem Talente entsprechende Anregung und
Weckung zur Mitarbeit; und so sehen wir denn um die
Sonne Dürers einen Planetenkreis von Künstlern nach und
nach sich bewegen, unter deren Tonjunkturen auch die
deutsche Buchdruckerkunst ihre schönsten Zeiten erlebte. Um
den Altmeister gruppiren sich die Kleinmeister. So sehen
wir den Augsburger Druckern die Künstler Hans Burck-
mayr, Scheuffelin, Daniel Hopser und eine durch Kaiser
Max ins Leben gerufene vortreffliche unter der Leitung
Jost Dienecker's stehende Formschneiderschule zur Seite stehen,
uni mit ihnen Werke zu schaffen, die in der Geschichte der
Buchdruckerkunst Augsburg stets einen hervorragenden
Namen sichern. In späterer Zeit sehen wir einen Ars
Graf, Johann wächtelin, Barthel und Hans Sebald Be-
ham, Georg Pencz, Heinrich Aldegrever, Virgil Solls,
Manuel Deutsch, und den überaus fruchtbaren Jost Amman
den deutschen Buchdruckern in Basel, Straßburg, Frankfurt
u. a. O. ihre künstlerische Hand reichen, um Werke aus
diesen Officinen hervorgehen zu lassen, die heute noch völlig
unerreicht daslehen.

Zwei Künstler müssen wir aber noch besonders nennen,
die wir an geistiger Bedeutung nur links und rechts von
Dürer selbst stellen können, nämlich Hans Holbein, den
Jüngeren, dessen ornamentirende Thätigkeit Basel zum
Bororte des deutschen Buchdruckes seiner Zeit gemacht;
und Lucas Kranach den Aelteren, der den ganzen Ernst
seiner tiefreligiösen Auffassung und eminenten künstlerischen
Begabung dem größten Werke damaliger Zeit, der Bibel
und den Schriften des Urhebers der Reformation zur Ver-
fügung stellte.

Länger als die italienische Blüthenperiode der Renais-
sance im Buchdruck währte die deutsche. Aber gegen das
Ende des j6. Jahrhunderts ist auch hier der Schaffens-
und Lebenstrieb erloschen und dürste man, wenn man
lediglich die künstlerische Seite ins Auge faßt, eigentlich die
ganze übrige Zeit fast bis auf unsere Gegenwart mit Still-
schweigen übergehen. Zunächst verschwindet aus der Illu-
stration der Bücher der gute alte deutsche Holzschnitt und
zieht dafür der Kupfer- und Stahldruck bei Titelblättern
und anderen Bildern in dieselbe ein. Kupferstich und
Buchdruck mischen sich aber nicht miteinander, so wenig als
Oel und Wasser. Beide geben nie zusammen ein Kunst-
werk, sondern jedes bleibt für sich und macht gesonderte
 
Annotationen