weise durch Beigabe einiger Halbfabrikate, theils durch Auf-
stellung einiger chemischer oder mechanischer hilfs- und
Veredelungsmittel dargestellt, ist nichts gedient, man verwirrt
dadurch mehr als man unterrichtet, und gibt dem Ganzen
jenen laienhaften Anstrich, der wohl das Publikum verblüffen
kann, dein tieferblickenden Fachmanns aber als wissenschaft-
liche Spielerei erscheint.
wir behaupten also, daß bei der Inszenirung und
Durchführung einer Landesausstellung, die eigentlich nur eine
Weltausstellung im Meinen ist, vor Allem darnach gestrebt
werden soll, ein möglichst klares Bild nicht des „Werdens"
— was undurchführbar ist — sondern hauptsächlich des
„Gewordenen" zu geben, wobei nicht absolut ausgeschlossen
sein soll, daß auch das „Werden", wo es instruktiv, ohne
Verwirrung hervorzurufen, geschehen kann, in entsprechender
weise vorgeführt werde, wie dies bisher am Zweckmäßigsten
auf der Weltausstellung zu Paris (867 zur Durchführung
gelangte. Gin Anlehnen und unseren Verhältnissen ent-
sprechendes Anpassen an diese mehr mit den thatsächlichen
Verhältnissen der industriellen und gewerblichen Produktion
rechnende Gruppirungsmethode wäre entschieden vortheilhafter
gewesen, wie die Durchführung eines angeblich neuen, an
abstrakter Theorie krankenden Ausstellungs-Prinzipes. Zudem
inan der Nürnberger Ausstellung das gleiche Prinzip wie
der Organisation des dortigen Gewerbemuseums, wo cs
allerdings, soweit der theoretische Bildungszweck im Auge
behalten wird, bis zu einem gewissen Grade mit Erfolg
durchführbar ist, zu Grunde legte, hat man bedeutende In-
dustrien gezwungen, sich entweder vollständig in ihrer Vor-
führung zersplittern zu lassen oder aus dem Rahmen des
Programms herauszutreten und Verwirrung in dasselbe zu
bringen, wir erwähnen z. B. nur die chemische Industrie,
sowie jene Industrien, welche sich mit der Erzeugung von
mechanischen Hilfsmitteln für industrielle Zwecke befassen.
Zu welchen mitunter geradezu komischen Konsequenzen
die vom Gewerbemuseum der Ausstellung zu Grunde ge-
legte Eintheilung geführt hat, läßt sich fast aus jeder Gruppen-
Ueberschrift des Katalogs, wenn man sie mit dem faktischen
Inhalt der Gruppen vergleicht, ersehen.
wenn wir z. B. in der Gruppe I, „Gewerbliche Kon-
sumtionsprodukte für Leben und Haushalt" resp. „Nahr-
ungs- und Genußmittel, Wittel zur Beleuchtung, Beheizung
und Reinigung" umfassend, plötzlich einem Glasgefäße mit
Eyankalium gegenüberstehen, oder wenn wir in dieser Gruppe
gezwungen sind, unsere Studien über Flußkorrektionen,
Brückenbauten, über staatliche Schul- und Kirchenbauten,
über die geognostischcn Verhältnisse Bayerns oder die Aus-
schmückung der Vorhalle des Nürnberger Rathhauses zu
machen, so wird man die frappircnde und verwirrende Wirk-
ung solcher Eintheilungen nicht leugnen können.
Nicht minder eigenthümlich ist der heftige Kampf um's
Dasein, welchen jede Gruppe mit der andern zu führen ge-
zwungen ist. Gruppe I z. B. reservirt sich das Gebiet der
Beheizung. Gleiches Recht beansprucht Gruppe IX, welche
Metallöfen, Kamine und Kamingeräthe, ebenso Gruppe VIII
(Arbeiten aus Stein, Tement, Gyps), welche Marmorkamine
und Gruppe VII, welche Oefen und Ofenanlagen in Thon
und Majolika in's Feld führt. Gruppe IX entführt der
Gruppe VIII ihre Schleif- und Wetzsteine, Gruppe II (Ar-
beiten aus vegetabilischen und animalischen Fasern) dagegen
der Gruppe IX (Arbeiten aus Metall) ihre Nähmaschinen,
Nadeln, Scheeren, Bügeleisen u. s. w. u. s. w. Es nähme
kein Ende, wollte man alle diese fatalen Programm-Kon-
sequenzen, wie sie dem Besucher der Ausstellung auf Schritt
und Tritt gegenübertreten, einigermaßen erschöpfend in Be-
tracht ziehen. Der Dualismus des Programms, der darin
besteht, daß man die Ausstellungs-Gegenstände gleichzeitig
einestheils nach ihrem technologischen Zweck und andern-
theils nach ihrem Entstehungs - Materiale ordnen wollte,
macht sich überall in der mißlichsten weise geltend. Denn
es wird Niemand bestreiten können, daß, um bei eineni
Beispiele zu bleiben, eine Nähmaschine als fertiger Gegen-
stand zu betrachten ist, der seinem Entstehungsmateriale ge-
mäß in der Gruppe IX (Arbeiten aus Metall) unterzu-
bringen wäre. Anderntheils wird wieder Niemand bestreiten
können, daß die Nähmaschine ein herstellungs,nittel ist,
welches, faßt man den technologischen Zweck desselben in's
Auge, programmgemäß ebenso in der Gruppe II (Arbeiten
aus vegetabilischen und animalischen Fasern), was in der
That geschah, wie in der Gruppe IV (Arbeiten aus Fellen,
häuten, Leder, Guttapercha und Gummi) untergebracht
werden müßte. Die Münchener thaten entschieden recht, als
sie, trotzdem ihnen solches an maßgebender Stelle sehr ver-
übelt wurde, das Programm der Ausstellung perhorreszirten,
und in ihrer Mehrzahl als geschloffenes Ganze auftraten.
Das technologische Durcheinander ist bei ihnen nicht größer
wie in den übrigen Abtheilungen, die einheitliche Wirkung
dieser Ausstellungsgruppe aber desto wohlthuender und im-
ponirender, trotzdem die Vertretung Münchens quantitativ
in keinem Verhältniß zur Bedeutung seiner thatsächlichen
Produktion steht.
wir leiden gegenwärtig in Deutschland im Großen
und Ganzen an allzuweit getriebener Schulmeisterei und das
Programm der Nürnberger Ausstellung ist in seiner Aus-
führung ein sprechender Beleg hiefür. Es ist etwas Anderes,
eine oder mehrere Lehrwerkstätten herzurichten oder Vor-
bildersammlungen anzulegen und wiederum etwas Anderes,
eine Alles umfassende Landes-Ausstellung zu organisiren.
Letztere in den Rahrnen einer Lehrwerkstätte hineinzuzwängen,
ist und bleibt ein Ding der Unmöglichkeit.
Doch sei dein wie ihm wolle. Eine derartige Revue
über die Gesammtproduktion eines Landes wird stets und
unter allen Umständen bezüglich ihrer Eintheilung zu be-
mängeln und zu bekritteln sein.
wenn wir uns dieser undankbaren Aufgabe unterzogen
haben, geschah es nur deßhalb, um mit Nachdruck darauf
hinzuweisen, daß, so wenig wissenschaftlich dies auch klingen
mag, bei allen solchen Landes- oder Weltausstellungen der
Schwerpunkt der Organisation trotz Allem hauptsächlich in
der Erzielung eines möglichst harmonischen, auch in seinen
einzelnen Partien, repräsentativ wirkenden Gesamnitbildes
liegt. ,Forts. folgt.)
stellung einiger chemischer oder mechanischer hilfs- und
Veredelungsmittel dargestellt, ist nichts gedient, man verwirrt
dadurch mehr als man unterrichtet, und gibt dem Ganzen
jenen laienhaften Anstrich, der wohl das Publikum verblüffen
kann, dein tieferblickenden Fachmanns aber als wissenschaft-
liche Spielerei erscheint.
wir behaupten also, daß bei der Inszenirung und
Durchführung einer Landesausstellung, die eigentlich nur eine
Weltausstellung im Meinen ist, vor Allem darnach gestrebt
werden soll, ein möglichst klares Bild nicht des „Werdens"
— was undurchführbar ist — sondern hauptsächlich des
„Gewordenen" zu geben, wobei nicht absolut ausgeschlossen
sein soll, daß auch das „Werden", wo es instruktiv, ohne
Verwirrung hervorzurufen, geschehen kann, in entsprechender
weise vorgeführt werde, wie dies bisher am Zweckmäßigsten
auf der Weltausstellung zu Paris (867 zur Durchführung
gelangte. Gin Anlehnen und unseren Verhältnissen ent-
sprechendes Anpassen an diese mehr mit den thatsächlichen
Verhältnissen der industriellen und gewerblichen Produktion
rechnende Gruppirungsmethode wäre entschieden vortheilhafter
gewesen, wie die Durchführung eines angeblich neuen, an
abstrakter Theorie krankenden Ausstellungs-Prinzipes. Zudem
inan der Nürnberger Ausstellung das gleiche Prinzip wie
der Organisation des dortigen Gewerbemuseums, wo cs
allerdings, soweit der theoretische Bildungszweck im Auge
behalten wird, bis zu einem gewissen Grade mit Erfolg
durchführbar ist, zu Grunde legte, hat man bedeutende In-
dustrien gezwungen, sich entweder vollständig in ihrer Vor-
führung zersplittern zu lassen oder aus dem Rahmen des
Programms herauszutreten und Verwirrung in dasselbe zu
bringen, wir erwähnen z. B. nur die chemische Industrie,
sowie jene Industrien, welche sich mit der Erzeugung von
mechanischen Hilfsmitteln für industrielle Zwecke befassen.
Zu welchen mitunter geradezu komischen Konsequenzen
die vom Gewerbemuseum der Ausstellung zu Grunde ge-
legte Eintheilung geführt hat, läßt sich fast aus jeder Gruppen-
Ueberschrift des Katalogs, wenn man sie mit dem faktischen
Inhalt der Gruppen vergleicht, ersehen.
wenn wir z. B. in der Gruppe I, „Gewerbliche Kon-
sumtionsprodukte für Leben und Haushalt" resp. „Nahr-
ungs- und Genußmittel, Wittel zur Beleuchtung, Beheizung
und Reinigung" umfassend, plötzlich einem Glasgefäße mit
Eyankalium gegenüberstehen, oder wenn wir in dieser Gruppe
gezwungen sind, unsere Studien über Flußkorrektionen,
Brückenbauten, über staatliche Schul- und Kirchenbauten,
über die geognostischcn Verhältnisse Bayerns oder die Aus-
schmückung der Vorhalle des Nürnberger Rathhauses zu
machen, so wird man die frappircnde und verwirrende Wirk-
ung solcher Eintheilungen nicht leugnen können.
Nicht minder eigenthümlich ist der heftige Kampf um's
Dasein, welchen jede Gruppe mit der andern zu führen ge-
zwungen ist. Gruppe I z. B. reservirt sich das Gebiet der
Beheizung. Gleiches Recht beansprucht Gruppe IX, welche
Metallöfen, Kamine und Kamingeräthe, ebenso Gruppe VIII
(Arbeiten aus Stein, Tement, Gyps), welche Marmorkamine
und Gruppe VII, welche Oefen und Ofenanlagen in Thon
und Majolika in's Feld führt. Gruppe IX entführt der
Gruppe VIII ihre Schleif- und Wetzsteine, Gruppe II (Ar-
beiten aus vegetabilischen und animalischen Fasern) dagegen
der Gruppe IX (Arbeiten aus Metall) ihre Nähmaschinen,
Nadeln, Scheeren, Bügeleisen u. s. w. u. s. w. Es nähme
kein Ende, wollte man alle diese fatalen Programm-Kon-
sequenzen, wie sie dem Besucher der Ausstellung auf Schritt
und Tritt gegenübertreten, einigermaßen erschöpfend in Be-
tracht ziehen. Der Dualismus des Programms, der darin
besteht, daß man die Ausstellungs-Gegenstände gleichzeitig
einestheils nach ihrem technologischen Zweck und andern-
theils nach ihrem Entstehungs - Materiale ordnen wollte,
macht sich überall in der mißlichsten weise geltend. Denn
es wird Niemand bestreiten können, daß, um bei eineni
Beispiele zu bleiben, eine Nähmaschine als fertiger Gegen-
stand zu betrachten ist, der seinem Entstehungsmateriale ge-
mäß in der Gruppe IX (Arbeiten aus Metall) unterzu-
bringen wäre. Anderntheils wird wieder Niemand bestreiten
können, daß die Nähmaschine ein herstellungs,nittel ist,
welches, faßt man den technologischen Zweck desselben in's
Auge, programmgemäß ebenso in der Gruppe II (Arbeiten
aus vegetabilischen und animalischen Fasern), was in der
That geschah, wie in der Gruppe IV (Arbeiten aus Fellen,
häuten, Leder, Guttapercha und Gummi) untergebracht
werden müßte. Die Münchener thaten entschieden recht, als
sie, trotzdem ihnen solches an maßgebender Stelle sehr ver-
übelt wurde, das Programm der Ausstellung perhorreszirten,
und in ihrer Mehrzahl als geschloffenes Ganze auftraten.
Das technologische Durcheinander ist bei ihnen nicht größer
wie in den übrigen Abtheilungen, die einheitliche Wirkung
dieser Ausstellungsgruppe aber desto wohlthuender und im-
ponirender, trotzdem die Vertretung Münchens quantitativ
in keinem Verhältniß zur Bedeutung seiner thatsächlichen
Produktion steht.
wir leiden gegenwärtig in Deutschland im Großen
und Ganzen an allzuweit getriebener Schulmeisterei und das
Programm der Nürnberger Ausstellung ist in seiner Aus-
führung ein sprechender Beleg hiefür. Es ist etwas Anderes,
eine oder mehrere Lehrwerkstätten herzurichten oder Vor-
bildersammlungen anzulegen und wiederum etwas Anderes,
eine Alles umfassende Landes-Ausstellung zu organisiren.
Letztere in den Rahrnen einer Lehrwerkstätte hineinzuzwängen,
ist und bleibt ein Ding der Unmöglichkeit.
Doch sei dein wie ihm wolle. Eine derartige Revue
über die Gesammtproduktion eines Landes wird stets und
unter allen Umständen bezüglich ihrer Eintheilung zu be-
mängeln und zu bekritteln sein.
wenn wir uns dieser undankbaren Aufgabe unterzogen
haben, geschah es nur deßhalb, um mit Nachdruck darauf
hinzuweisen, daß, so wenig wissenschaftlich dies auch klingen
mag, bei allen solchen Landes- oder Weltausstellungen der
Schwerpunkt der Organisation trotz Allem hauptsächlich in
der Erzielung eines möglichst harmonischen, auch in seinen
einzelnen Partien, repräsentativ wirkenden Gesamnitbildes
liegt. ,Forts. folgt.)