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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0232

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CHRONIK

NACHRICHTEN, AUSSTELLUNGEN ETC.

Am 24. Januar um 1 2 Uhr ist die sehnlich erwartete
Jahrhunderts-Ausstellung in Gegenwart ihres Protektors,
des Kronprinzen, eröffnet worden. Die Ausstellung
wurde seit dem Jahre 1900 geplant und von dieser Zeit
datieren die Grundbegriffe der Veranstaltung, in welcher
gezeigt werden sollte, dass neben Cornelius eine auf
das Leben und die intime Naturbetrachtung gerichtete
Kunst in Deutschland existiert hat, deren Vertreter im
Ruhm und oft auch in der Entwicklung durch Cornelius
beeinträchtigt worden sind. Um diesen Akt der Gerech-
tigkeit zu vollziehen, wurde die Ausstellung in Scene
gesetzt. Es hatte mithin etwas dem Gedanken dieser
Jahrhundertsschau Entgegenlaufendes, dass die Festrede
zur Eröffnung Herrn v. Reber zugeteilt wurde, insofern
er der Vertreter Münchens ist, das durch die Bestre-
bungen Ludwigs des Ersten, der Peter Cornelius an
sich zog, gerade zu einer Kunststätte gemacht worden
war. Schon amtlich konnte es Herrn v. Reber nicht recht
möglich sein, die Tendenz der Ausstellung schlankweg
zu der seinen zu machen. Umsomehr mochte sich frei-
lich im allgemeinen eine politische Erwägung darin
spiegeln, dass man just dem bejahrten Leiter der
münchner Kunstsammlungen die Erklärungsrede für
diese Ausstellung anvertraute.

Als Räumlichkeit eignete sich die Nationalgalerie
nicht sehr für diese Ausstellung. Ihr Architekt müsste
sich ja im Grabe umdrehen, wenn er all die Betrach-
tungen hören könnte, die ihm für seinen unglücklichen
Bau von immer her gezollt worden sind. Nur Eins hat er
richtig zur Geltung gebracht, den Zweck, für den dies
Gebäude errichtet wurde, nämlich die grossen Kartons
von Cornelius aufzubewahren. Das Unterbringen dieser
riesenhaften Kartons an den Wänden erforderte, dass
den beiden grossen Sälen der ersten Etage eine im Ver-
hältnis zu allen übrigen Räumen abnorme Ausdehnung,
namentlich auch in bezug auf die Höhe gegeben wurde.
Die Unterbringung einer anderen Kunstsammlung, in
der nicht auf einen solchen Mittelpunkt hingewiesen
werden soll, leidet darunter. Eine gleichmässigere Flucht
von Räumen wäre für solche Ausstellung erwünschter
gewesen. Eine historische Anordnung der Ausstellung
und auch ihre Übersichtlichkeit waren nicht zu erreichen.

Den Schmuck der Säle hat Peter Behrens über-
nommen. Nur zum Teil mit Glück. In den grossen
Räumen wirkt sein Stil nicht angemessen, vielmehr wun-
derlich und spielerisch. In manchen kleineren Räumen
bringt er es zu reizvollen Wirkungen. Verfehlt ist
leider sein Verfahren im Erdgeschoss: wie kann er
notorische Formen der Gartenarchitektur in einem

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