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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 4): Schlachtfelder aus den Perserkriegen, aus der späteren griechischen Geschichte und den Feldzügen Alexanders und aus der römischen Geschichte bis Augustus — Berlin, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.7384#0427

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Alexander der Große und der Hellenismus.

und ganzen an den Bericht Diodors, macht auch auf dessen Lücken
und Mängel aufmerksam, kommt aber doch im Gesamtresultat zu
keinem recht befriedigenden und militärisch einwandfreien Bilde
der Schlacht. H. Delbrück aber geht mit äußerstem Mißtrauen an
die Überlieferung heran und bezweifelt nahezu alles. Bei der aus-
gezeichneten Vorlage, auf welche Diodors Bericht zurückgeht1), ist
dieser Standpunkt wenig überzeugend.

Es ist vielmehr die erste Aufgabe, zu versuchen, ob sich nicht
aus der Erzählung Diodors, die ja allerdings mehrfach lückenhaft
und flüchtig ist, ein militärisch verständlicher Kern herausschälen
läßt. Wir wählen zu diesem Zwecke aber nicht die Form dialek-
tischer Auseinandersetzung mit dem Gegner, sondern die der po-
sitiven Erzählung des Herganges, wie er sich unsres Erachtens
abgespielt hat, indem wir dabei Diodors Bericht zugrunde legen
und bei jedem einzelnen Teile angeben, wie sich seine Erzählung
zu den wirklichen Vorgängen verhält, d. h. wie seine Worte nach
unsrer Ansicht in jedem einzelnen Falle aufzufassen sind. Wir
glauben damit eine einwandfreie militärische Darstellung der Schlacht
liefern zu können.

Als Antigonos — so erzählt Diodor (XIX 29,1) — von der
Höhe des Hügelzuges, von dem aus er anrückte, die Aufstellung des
Eumenes musterte, erkannte er, daß jener seinen rechten Flügel
zum Angriff bestimmt hatte. Denn außer etwa einem Drittel der
Elefanten, die hier ungewöhnlich dicht massiert und viel dichter
als vor der übrigen Front mit nur 16 Meter Abstand von einander
aufgestellt waren2), war hier der stärkste Teil seiner Reiterei
vereinigt. Numerisch allerdings nicht, da hier nur 2800 Reiter
gegenüber 3 300 auf dem linken Flügel standen, aber der militäri-
schen Bedeutung nach. Denn hier war ja fast die ganze Masse der
schweren Kavallerie, 2100 Mann stark (nur die 700 Karamanier
waren leichte Reiter), zusammengezogen, die Hetären, die verschie-
denen Agemata der Führer, das Pagenkorps und mehrere Abtei-
lungen Elitereiter (S. 408 vgl. Schlachtenatlas a. a. O. Karte 2 a), und
es ist ja bekannt, daß in allen Alexanderschlachten diese schwere

') Nämlich wie erwähnt Hieronymos von Kardia, s. außer Reuß a. a. 0. Jakoby
bei Pauli-Wissowa K. E. VIII 2, 1549 und E. Schwartz ib. V 1, 685.

2) Vor dem rechten Flügel, der nur etwa 634 Meter lang war, standen 40
Elefanten (Diod. 28,4), also ungefähr alle 16 Meter einer, während im Zentrum
nur auf je 45 Meter und am linken Flügel, je nachdem man die Offensivflanke (s.
S. 410) ansetzt, 20 oder etwas mehr Meter kommen.
 
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