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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Homann-Lanfer, Elisabeth: Spitzenstudien aus Venedig
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0029
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20

SPITZENSTUDIEN AUS VENEDIG.

lende Beträge aufgeführt sind. Interessant ist eine Rech-
nung der „üonne Monache del Santo Sepolchro vom
10. Januar 1586: per manifattura d'otto camisi novi,
a L. 4 l'nno, L. 32, per due pezze de Merli per li ditti
L. 7, per due pezze de Cordelle per li ditti L. 3, et piu
per altre due pezze de Merli L. 7, et due di cordeile
L. 3, poste alli camisi
veeclii, reconzati per
lo ditti Madro sono
in tutto L. 52, et di

piu L. 8 contadi alle ^

ditte per haver lavo-
ratto tutti li puri
fleadori sei volte al
niese di Mazzo in
qua, che fanno in
tutto L. GO, portoli
Suor Anastasia eon-
versa." (Arch. de
St. Procuratovi di S.
Marco Cassier Chiesa
No. 4.) Also für CO
Lire hatten die Non-
nen acht Priester-
hemden mit den da-
zugehörigen Spitzen
und Kordeln gelie-
fert, alte Hemden
mit neuen Spitzen
versehen, und außer-
dem sechsmal die
Wäsche für die Kir-
che besorgt.

Gelegentlich der
Reise Cosimos III.
in Oberitalien 1664
erzählt Filippo Piz-
zichi: „Der Purst be-
suchte das Kloster
S. Zaccaria ') und
sprach lange mit der
liadessa undPriorin,
welche ihm verschie-
dene reiche Altarbe-
kleidungen zeigton,
sowie merletti di
punto di Venezia,
welche die Nonnen
für einen „Signorazzo francese" arbeiteten." „Tons les
couvents de religiouses et toutes les pauvres fainilles
vivent ici de ee travail", schrieb der französische Ge-

*•*./

Einzelheit eines Gitters im Reichsbank-Neubau, Berlin.

versandte

1) „Lo couvent de San Zaccaria ötait lo plus renomme"
pour ses beaux points." (Lefelmre: Broderie et Dentelles
p 212.)

sandte in Venedig an Colbert, als der Minister Vene-
Manische Spitzenarbeiterinnen kommen ließ, um diese
Kunst nach Frankreich zu verpflanzen.

In seinen Regierungsjahren war Ludwig XIV. ein
großer Liebhaber des punto di Venezia. Seltsam klingt
die Geschichte aus einem Manuskript der Sammlung des

Pietro Gradenigo da
S. Giustina. Zanon
erzählt sie in den

„Scritti" (Udine,
1829): Zur Zeit der

Minderj ährigkeit
Ludwig's XIV. kam
ein Engländer nach
Venedig, um dort für

die Krönung des
Königs einen Kragen
machen zu lassen.
Nach Beratung mit
den geschicktesten
Arbeiterinnen be-
stellte er einen von
weißen Haaren ge-
nähtenSpitzenkragen
und präparirte dann
selbst eine Salbe, um
diese Haarspitze ge-
schmeidig zumachen.
Lucrezia, die Frau
eines Milchhändlers
und Vittoria Torri,
die Frau des Scheren-
schleifers Grigione,
brauchten zwei Jahre
für die mühsame Ar-
beit. Sie erhielten
250 ungarische Du-
katen. Somit trug
Ludwig XIV. bei
seinerKrönung einen
Kragen von punto in
aria, wie er kaum
zum zweiten Male ge-
arbeitet worden ist.
Hatte es eine
Zeit gegeben, in der
Venedig seine Spitzen
nach ganz Europa
Summen dafür erhielt, so
wo durch die Vorliebe für alles
fremde, der die Damen Venedigs natürlich auch huldigten,
die dortige Spitzenindustrie einen harten Stoß erhielt.
Im Anfang des XVIII. Jahrhunderts kamen Spitzen in
großen Mengen aus Flandern, Lothringen und Sachsen
nach Venedig. 1734 gab es sieben Spitzenläden in der

(S. Abb. Seite 21.)

und ungeheure
kamen andere Zeiten
 
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