KLEINE MITTEILUNGEN.
47
Gegen ; 11 Uhr schloss Stadtrat Duvigneau die General-
versammlung. (Magdeburger Zeitung.)
Breslau. Kunstgewerbeverein. In zwei Sälen des Bres-
lauer Provinzialmuseums für bildende Künste wurde im Ok-
tober eine Ausstellung von Hand-Stickereien verschiedener
Kulturstaaten aus vorwiegend sehlesiscliem Privatbesitz ver-
anstaltet. Sie ist von Herrn Kunsttiscblermeister M. Kimbel
im Verein mit Fräulein G. Daubert arrangirt worden. Aus
dem reichen Material, was vorlag, ist mit vielem Verständnis
Auswahl getroffen und es sind wirklich wahre Meisterwerke
der Handstickerei in dieser einzig dastehenden Sammlung
vertreten. Es haben sich an der Ausstellung eine Anzahl
schlesischer Damen aus besten Kreisen beteiligt. Den Löwen-
anteil jedoch haben dazu beigetragen: Fräulein G, Daubert,
Herr M. Kimbel, Mitglieder des Vereins, dann Herr l)r.
Grempler, Prof. Kühn, der Altertumsverein und Frauenbü-
dungsverein. Namentlich die Kollektion Kimbel beansprucht
hohe Beachtung. Dieselbe weist ungarische Bauernstickereien
auf Leinen aus den verschiedensten Komitaten inkl. Bul-
garien und Rumänien auf, dann Lederstickereien bosnischen
und österreichischen Ursprungs, sowie reiche japanische,
chinesische und indische Seidenstickereien. Einesteils ist die
hier zusammengestellte Sammlung jener Arbeit gewidmet,
welche man mit Recht verziertes Tischzeug für den prak-
tischen Gebrauch nennen könnte, während andererseits dei
bezaubernde Anblick von „Stickereigemälden" aus dem liei-
leben und der Pflanzenwelt Auge und Sinn erfreut, me
Aufgabe, welche sich der Verein bei dieser Ausstellung stellte,
ist die, das Publikum auf Verirrungen moderner Art aul-
merksam zu machen und hauptsächlich in der Wahl dei
Objekte sich mehr dem Verständnis für wahre Schönheit
anzupassen. Die Ausstellung war aber auch insofern inter-
essant, als sie ein Bild heimischer früherer und moderner
Haus- und Familienkunst gab.
•BIECHERSCHAU
uns auf Schritt und Tritt. So wird, um nur einige aufs
Geratewohl herauszugreifen, als wichtigstes Material, m dem
die 'schönsten Werke gotischer Kleinkunst ausgeführt seien,
die Bronze genannt, die Fabrikation der Majoliken auf die
Insel Majorka verlegt, die doch höchstens als Zwischen-
station für den Majolikahandel zwischen Spanien und Italien
angesprochen werden kann, und behauptet, die „Majolika-
fibrikation in der Technik della Robbia's habe besonders m
den Niederlanden liebevolle Aufnahme gefunden", womit nach
dem Zusammenhange die Delfter Fayencen gemeint zu sein
scheinen. Auch die Abbildungen sind für einen Katechismus
der Ornamentik zum Teil ungenügend. Die wiederholte Auf-
lage des Buches beweist stets die Notwendigkeit eines der-
artigen Leitfadens und legt den Wunsch nahe, dass eine
geeignete Kraft diesem Bedürfnisse, vielleicht ohne gerade
die Form des Frage- und Antwortspieles zu wählen, abhelfen
möge.
Katechismus der Ornamentik. Leitfaden über die Ge-
schichte, Entwicklung und charakteristischen Formen dei
Verzierungsstile aller Zeiten. Von F. Kanitx, Fünfte ver-
besserte Auflage. Mit 131 in den Text gedruckten Ab-
bildungen. Leipzig, Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
1896. .
Schon die ungleiche Verteilung des Stoffes zeigt, dass
der Verfasser der Aufgabe, die er sich gestellt, nicht ge-
wachsen war. Fast % des Buches ist der Ornamentik des
Altertums und Mittelalters gewidmet, das letzte Achtel ent-
fällt auf die Folgezeit. Sodann enthält der Text zahlreiche
Mängel. Wenn auch an ein derartiges populär gehaltenes
Werk nicht der Maßstab wissenschaftlicher Kritik angelegt
werden darf, so kann man doch wenigstens verlangen, dass
gröbere Irrtümer vermieden werden. Und solche begegnen
Bg.
Der niederrheinische Kund- und Hohlschnitt in
alten und neuen Mustern bearbeitet und für das Gebiet
der Liebhaherkünste, sowie für Holzschnitzer, Sehreiner
und Drechsler herausgegeben von Otto Sehulxe, Architekt,
Assistent des Kunstgewerbemuseums und Jean Dahmann,
Holzbildhauer zu Köln a. Rh. Kommissions-Verlag von
K F Koehler, Leipzig. - Heft 2, Preis 3 M. (S. Be-
snrechung von Heft 1, S. 146, Jahrgang VII.) •
Dass die Technik des Rund- und Hohlschnittes mehr wie
iede andere der hauptsächlich von Dilettanten aufgegriffenen
Techniken der Holzverzierung sich eignet, neben der Ver-
zierung der Füllungen auch bei der Verzierung und Gliede-
rn- des Rahmenwerkes Anwendung zu finden, das beweisen
die Verfasser durch die. in diesem zweiten Hefte gegebenen
Vorlagen, insbesondere durch die Darstellung ausgeführter
Gegenstände in natürlicher Größe. Diese Hefte geben nicht
nur für Liebhaber, sondern auch für die Werkstatt überaus
brauchbare Muster und Anregung für sachlich richtige und
dabei einfache Verzierung aller Arten von Möbeln.
Altdeutsche und gotische Zimmermöbel zur Aus-
stattung von neun Gemächern, herausgegeben und ent-
worfen von Max Oraef, Architekt für Innenräume m Erfurt.
24 Foliotafeln. Preis 7,50 M. Verlag von Bernhard
Friedrich Voigt, Weimar 1S95. Ferner von demselben Ver-
fasser und im gleichen Verlage 1896 erschienen: Ge-
schnitzte Möbel, reich und einfacher dargestellt an allen
dazu o-eeio-neten großen und kleinen Gegenständen etc. In
RenaisBsancegebilden für Plastik, Hoch- und Flachrelief.
Reichhaltiges Musterbuch für Bildhauer, 30 Tafeln m
Folio etc. Preis 9 M. _
Es ist uns nicht verständlich, warum der Verfasser mit so
viel Fleiß mit seinen Entwürfen sich bemüht, uns Stillosig-
keit wieder vorzuführen, welche wir längst so weit überwunden
glaubten, dass man nicht erst jetzt noch ein Vorlagenwerk
damit füllen und in den Werkstätten Unheil anrichten sollte.
Warum die „antiken" Büffets in Eichenholz mit den ge-
schnitzten realistisch behandelten Hunde-, Eber- und Fuchs-
köpfen mit den Hochrelief-Stillleben von Früchten, Reb-
hühnern Fischen und allen sonstigen kulinarischen Genüssen,
die Bücherschränke mit den geschnitzten Eulen, Büchern,
Globen in den Füllungen, die Kartuschen und Wappen mit
den unglaublichen Helmen und Helmzieren kein Ende nehmen
wollen°und uns noch 1896 als Vorbilder aufgetischt werden!
Das ist alles, was wir über diese beiden Vorlageuwerke sagen
wollen, da es sich kaum verlohnt, auf den Inhalt sonst noch
näher einzugehen.
47
Gegen ; 11 Uhr schloss Stadtrat Duvigneau die General-
versammlung. (Magdeburger Zeitung.)
Breslau. Kunstgewerbeverein. In zwei Sälen des Bres-
lauer Provinzialmuseums für bildende Künste wurde im Ok-
tober eine Ausstellung von Hand-Stickereien verschiedener
Kulturstaaten aus vorwiegend sehlesiscliem Privatbesitz ver-
anstaltet. Sie ist von Herrn Kunsttiscblermeister M. Kimbel
im Verein mit Fräulein G. Daubert arrangirt worden. Aus
dem reichen Material, was vorlag, ist mit vielem Verständnis
Auswahl getroffen und es sind wirklich wahre Meisterwerke
der Handstickerei in dieser einzig dastehenden Sammlung
vertreten. Es haben sich an der Ausstellung eine Anzahl
schlesischer Damen aus besten Kreisen beteiligt. Den Löwen-
anteil jedoch haben dazu beigetragen: Fräulein G, Daubert,
Herr M. Kimbel, Mitglieder des Vereins, dann Herr l)r.
Grempler, Prof. Kühn, der Altertumsverein und Frauenbü-
dungsverein. Namentlich die Kollektion Kimbel beansprucht
hohe Beachtung. Dieselbe weist ungarische Bauernstickereien
auf Leinen aus den verschiedensten Komitaten inkl. Bul-
garien und Rumänien auf, dann Lederstickereien bosnischen
und österreichischen Ursprungs, sowie reiche japanische,
chinesische und indische Seidenstickereien. Einesteils ist die
hier zusammengestellte Sammlung jener Arbeit gewidmet,
welche man mit Recht verziertes Tischzeug für den prak-
tischen Gebrauch nennen könnte, während andererseits dei
bezaubernde Anblick von „Stickereigemälden" aus dem liei-
leben und der Pflanzenwelt Auge und Sinn erfreut, me
Aufgabe, welche sich der Verein bei dieser Ausstellung stellte,
ist die, das Publikum auf Verirrungen moderner Art aul-
merksam zu machen und hauptsächlich in der Wahl dei
Objekte sich mehr dem Verständnis für wahre Schönheit
anzupassen. Die Ausstellung war aber auch insofern inter-
essant, als sie ein Bild heimischer früherer und moderner
Haus- und Familienkunst gab.
•BIECHERSCHAU
uns auf Schritt und Tritt. So wird, um nur einige aufs
Geratewohl herauszugreifen, als wichtigstes Material, m dem
die 'schönsten Werke gotischer Kleinkunst ausgeführt seien,
die Bronze genannt, die Fabrikation der Majoliken auf die
Insel Majorka verlegt, die doch höchstens als Zwischen-
station für den Majolikahandel zwischen Spanien und Italien
angesprochen werden kann, und behauptet, die „Majolika-
fibrikation in der Technik della Robbia's habe besonders m
den Niederlanden liebevolle Aufnahme gefunden", womit nach
dem Zusammenhange die Delfter Fayencen gemeint zu sein
scheinen. Auch die Abbildungen sind für einen Katechismus
der Ornamentik zum Teil ungenügend. Die wiederholte Auf-
lage des Buches beweist stets die Notwendigkeit eines der-
artigen Leitfadens und legt den Wunsch nahe, dass eine
geeignete Kraft diesem Bedürfnisse, vielleicht ohne gerade
die Form des Frage- und Antwortspieles zu wählen, abhelfen
möge.
Katechismus der Ornamentik. Leitfaden über die Ge-
schichte, Entwicklung und charakteristischen Formen dei
Verzierungsstile aller Zeiten. Von F. Kanitx, Fünfte ver-
besserte Auflage. Mit 131 in den Text gedruckten Ab-
bildungen. Leipzig, Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
1896. .
Schon die ungleiche Verteilung des Stoffes zeigt, dass
der Verfasser der Aufgabe, die er sich gestellt, nicht ge-
wachsen war. Fast % des Buches ist der Ornamentik des
Altertums und Mittelalters gewidmet, das letzte Achtel ent-
fällt auf die Folgezeit. Sodann enthält der Text zahlreiche
Mängel. Wenn auch an ein derartiges populär gehaltenes
Werk nicht der Maßstab wissenschaftlicher Kritik angelegt
werden darf, so kann man doch wenigstens verlangen, dass
gröbere Irrtümer vermieden werden. Und solche begegnen
Bg.
Der niederrheinische Kund- und Hohlschnitt in
alten und neuen Mustern bearbeitet und für das Gebiet
der Liebhaherkünste, sowie für Holzschnitzer, Sehreiner
und Drechsler herausgegeben von Otto Sehulxe, Architekt,
Assistent des Kunstgewerbemuseums und Jean Dahmann,
Holzbildhauer zu Köln a. Rh. Kommissions-Verlag von
K F Koehler, Leipzig. - Heft 2, Preis 3 M. (S. Be-
snrechung von Heft 1, S. 146, Jahrgang VII.) •
Dass die Technik des Rund- und Hohlschnittes mehr wie
iede andere der hauptsächlich von Dilettanten aufgegriffenen
Techniken der Holzverzierung sich eignet, neben der Ver-
zierung der Füllungen auch bei der Verzierung und Gliede-
rn- des Rahmenwerkes Anwendung zu finden, das beweisen
die Verfasser durch die. in diesem zweiten Hefte gegebenen
Vorlagen, insbesondere durch die Darstellung ausgeführter
Gegenstände in natürlicher Größe. Diese Hefte geben nicht
nur für Liebhaber, sondern auch für die Werkstatt überaus
brauchbare Muster und Anregung für sachlich richtige und
dabei einfache Verzierung aller Arten von Möbeln.
Altdeutsche und gotische Zimmermöbel zur Aus-
stattung von neun Gemächern, herausgegeben und ent-
worfen von Max Oraef, Architekt für Innenräume m Erfurt.
24 Foliotafeln. Preis 7,50 M. Verlag von Bernhard
Friedrich Voigt, Weimar 1S95. Ferner von demselben Ver-
fasser und im gleichen Verlage 1896 erschienen: Ge-
schnitzte Möbel, reich und einfacher dargestellt an allen
dazu o-eeio-neten großen und kleinen Gegenständen etc. In
RenaisBsancegebilden für Plastik, Hoch- und Flachrelief.
Reichhaltiges Musterbuch für Bildhauer, 30 Tafeln m
Folio etc. Preis 9 M. _
Es ist uns nicht verständlich, warum der Verfasser mit so
viel Fleiß mit seinen Entwürfen sich bemüht, uns Stillosig-
keit wieder vorzuführen, welche wir längst so weit überwunden
glaubten, dass man nicht erst jetzt noch ein Vorlagenwerk
damit füllen und in den Werkstätten Unheil anrichten sollte.
Warum die „antiken" Büffets in Eichenholz mit den ge-
schnitzten realistisch behandelten Hunde-, Eber- und Fuchs-
köpfen mit den Hochrelief-Stillleben von Früchten, Reb-
hühnern Fischen und allen sonstigen kulinarischen Genüssen,
die Bücherschränke mit den geschnitzten Eulen, Büchern,
Globen in den Füllungen, die Kartuschen und Wappen mit
den unglaublichen Helmen und Helmzieren kein Ende nehmen
wollen°und uns noch 1896 als Vorbilder aufgetischt werden!
Das ist alles, was wir über diese beiden Vorlageuwerke sagen
wollen, da es sich kaum verlohnt, auf den Inhalt sonst noch
näher einzugehen.