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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0149
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KLEINE MITTEILUNGEN.

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Vertreter des Museums zugezogen wird, und die beim Landes-
Ausschuss einlaufenden Gesuche um Subventionen dem Muse-
um behufs Erteilung von Gutachten und Vermittelung beim
Ankaufe von Maschinen zugewiesen werden.

f*_^B LECH ERSCHAU'

La Plante et ses Applications ornementales, Publie
sous la direction de E. Orasset. Librairie centrale des
Beaux-Arts. E. LevyL& Cie.,: Paris.

Je mehr man zur Erkenntnis"gelangt, dass die alleinige
Anwendung früherer Stilformen so wenig zum Heil führt als
ihre Weiterbildung möglich ist, umsomehr wird man zur
ewigen Lehrmeisterin Natur zurückzukehren sich gezwungen
fühlen, um aus ihr neue Kraft und neue Anregung zu schöpfen.
Alle langatmigen Abhandlungen über dieses Thema wie alle
Versuche in den Ornamentzeichenunterricht das Zeichnen
nach der lebenden Pflanze in der oder jener Form wieder-
einzuführen, helfen jedoch nichts, so lange nicht der schaffende
Künstler selbst der toten Nachahmung den Krieg erklärt.
Dass man nicht mehr vereinzelt, dass man allerwärts bestrebt
ist, durch neues, belebendes Studium der Natur sich frei zu
machen zu selbständigerem Schaffen, beweist auch die vor-
liegende Publikation, welche, wie der Leiter derselben selbst
im Vorwort ausspricht, lediglich anregend wirken soll und
von dem gesunden Standpunkt ausgeht, dass jede Anwendung
der Naturform sich dem jeweiligen Material der Ausführung
anpassen muss. Jede Lieferung enthält neben den in ein-
fachster Auffassung wiedergegebenen farbigen Vorbildern von
Pflanzen resp. Blumen verschiedene Beispiele der Verwertung
dieser Vorbilder für die verschiedenartigsten Techniken und
Aufgaben. Selbstverständlich muss es Sache der persönlichen
Auffassung sein, die Pflanzenstudie für die gegebene Aufgabe
zu verwerten, und es kann deshalb der Wert solcher Publi-
kationen, wie der vorliegenden, in Frage gestellt werden.
Der eine oder andere wird auch im einzelnen Falle mit der
jeweiligen Anwendung der vorliegenden, nebenbei bemerkt
sehr klar und einfach wiedergegebenen Pflanzenstudien nicht
immer einverstanden sein. Das jedenfalls hat dieses Werk vor
vielen ähnlichen voraus, dass stets das Bemühen zu erkennen
ist, in Form und Farbe bei der Anwendung der einzelnen
Tflanzenstudie dem Verwendungsmaterial sich anzupassen.
Trotz der verschiedenen künstlerischen Kräfte, die^ bei dem
Werke mitgearbeitet haben', scheint man doch in Forni-
und Farbengebung von einer bestimmten Auffassung sich
ebensowenig haben frei halten können, wie in den be-
deutenderen ähnlichen Werken, die dem Grasset'schen voran-
gingen. Zum Lobe des Werkes muss jedoch unter allen
Umständen angeführt werden, dass in den bis jetzt vor-
liegenden Lieferungen auf gediegene, zweckentsprechende
Wiedergabe gleichmäßig Wert gelegt ist. Als weitere An-
regung und neuer Mahnruf, durch eingehendes Studium der
Natur in unsere ornamentale Komposition frisches Leben
zu bringen, mag auch diese neue Publikation auf diesem
Gebiete willkommen geheißen werden, und man kann Eugene
Grasset beipflichten, wenn er am Schlüsse seines Vorwortes
sagt: „Nous allons reprendre des forces nouvelles au contact
de la nature; nous y puiserons, avec notre independance

enfin reconquise, au sang nouveau, riche et genereux. Ce
ne sont plus ici de vaines paroles, toujours faciles ä trouver,
que nous apportons, mais, ce qui est moins aise, des actes.

Studienblätter mittelalterlicher und späterer Baukunst,
Kunstgewerbe, Malerei etc. für Architekten, Bildhauer,
Maler etc. Photographische Originalaufnahmen von Hof-
photograph Gerruan Wolf, Konstanz, unter dem Protekto-
rate Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs Friedrich von Baden.
1. Serie, Folioformat, Lief. 1, Bl. 1—20. Preis ä Lief.
40 Mk. Verlag von Hofphotograph Wolf; Konstanz, Ver-
tretung Paul Schimmelwitz, Leipzig.

Die erste Lieferung enthält Aufnahmen aus Konstanz
und der Umgebung des Bodensees und lässt erkennen, welche
Schätze an hervorragenden Baudenkmälern jene Gegenden
enthalten. Leider sind die photographischen Aufnahmen
meist viel zu schwarz geraten und lassen vielfach bei Innen-
architekturen die Details gar nicht mehr erkennen. Dies
ist ebenso zu bedauern wie der Umstand, dass man zur
Photographie, statt zum billigeren Lichtdruck für die Repro-
duktion gegriffen hat. Auch vermisst man die Bezeichnung
der reproduzirten Denkmäler auf den einzelnen Tafeln selbst.
Das der Lieferung beigegebene Inhaltsverzeichnis kann dafür
nicht Ersatz bieten. Man ist die trefflichen photographi-
schen Aufnahmen bei ähnlichen Werken und die entsprechend
klare Wiedergabe zu sehr gewöhnt, als dass man den
„Studienblättern" zunächst etwas anderes als den Wunsch
mit auf den Weg geben könnte, dass sie in ihrer Fort-
setzung in besserer Gestalt erscheinen möchten.

Jacob von Talke, Lebenserinnerungen. In einem nahe-
zu 400 Seiten umfassenden, mit seinem eigenen Bilde ge-
schmückten, vornehm ausgestatteten Bande hat Jacob von
Falke, bisheriger Direktor des K. K. Museums für Kunst
und Industrie zu Wien, seine „Lebenserinnerungen" nieder-
gelegt. In der Sprache eines vielseitig gebildeten Mannes, ge-
fällig plaudernd, schildert uns der bekannte Kunstschrift-
steller den Verlauf seines an Merkwürdigkeiten nicht eben
reichen, aber immerhin wechselvollen, thätigen Lebens von
seinem Ausgange in einem norddeutschen Städtchen bis zu
seiner dauernden Niederlassung in Wien. Alle diese, bald
das amtliche, bald das private Leben betreffende Mitteilungen
durchklingt ein Ton entschiedenen Selbstbowusstseins, das
sich indessen nie aufdringlich oder geschmacklos hervorthut.
Ein solches Selbstbewusstsein soll einem Manne wie Falke,
der, ohne ausübender Künstler zu sein, bedeutende Erfolge
eines bemerkenswerten Lehr-, Organisations- und Schriftstoller-
talents aufzuweisen hat, gewiss nicht verargt werden. Wir
finden es auch begreiflich, wenn der, jetzt im 71. Lebens-
jahre stehende, Teilnehmer der Wiener Stilbewegung die von
den Eitelberger, Teirich, Storck, Lauitberger etc. entrirte
sogenannte „Wiener italienische Renaissance" sehr hoch —
nach unserem dafürhalten viel zu hoch — zu schätzen ge-
neigt ist. Wie gesagt, wir begreifen das von einem Manne,
der selber in dieser Bewegung mit gestanden und mit gewirkt
hat. Wir schätzen auch durchaus die Aufrichtigkeit, den
Fleiß, den unermüdlichen Eifer und die mannigfaltigen
Kenntnisse des Organisators und Lehrers Falke, sowie die
unleugbaren Verdienste des Kunstschriftstellers um die Auf-
klärung des Kunsthandwerkers und des Publikums in Ver-
zierungsangelegenheiten, Angelegenheiten, die beim Beginn
von Falke's Thätigkeit — im Anfang der siebziger Jahre —
sich im guten Deutschland wie in Osterreich gar sehr im
Argen befanden. Wir schätzen dies alles — wenn wir auch
glauben, dass Falke den Einfiuss und Nutzen der Theorie
 
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