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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Falke, Otto von: Die Majolikasammlung Zschilles
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0159
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138

DIE MAJOLIKASAMMLUNG ZSCHILLES.

Deruta in Umbrien. Kaum berührt von den Wandlungen

des Stils in den übrigen Orten hat der dortige Betrieb
bis gegen 1560 sein Hauptprodukt, die altertümlich
schweren Schüsseln mit strenger, wenig modellirter
Zeichnung in Blau und breit aufgesetzter Goldlüstrirung
in Mengen hergestellt. Die Sammlung Zschilles besitzt
siebzehn Arbeiten der umbrischen Werkstatt, unter
welchen auch die seltenere Abart der mehrfarbig ohne
Metallglanz bemalten Schüsseln nicht fehlt. Figürliche
und ornamentale, auch die Reliefverzierung ist vertreten,
und die verschiedenen Varianten des Lüsters vom gelben

Deruta in der Kunst des Lüstrirens. Sie erzielte nicht
nur einen gelben Lüster von viel schönerem, goldigem
Glanz, sondern sie schuf sich auch ein specielles Betriebs-
geheimnis in dem karminroten Lüster, der schon im
16. Jahrhundert um so mehr geschätzt war, als der
Majolikapalette eine ausgesprochen rote Farbe sonst
fehlte. Die allgemeine Vorliebe dafür wusste Giorgio
Andreoli in der Weise auszunützen, dass er nicht nur
seine eigenen Erzeugnisse, sondern auch Majoliken von
ürbino, Castel Durante und Faenza nachträglich mit
der Lüstrirung versah. Zuerst in der Zeit des Ein-

schale mit Heiligen, blau gemalt und liistrirt.
Hauptwerk des Maestro Giokgio Andkeoli Gubüio 1520.

Messingglanz bis zur Perlmutterfarbe sind in dieser
Serie ersichtlich.

An Deruta schliesst sich das ungleich berühmtere
Grubbio im Herzogtum TJrbino. Auch dieser Ort ver-
dankt seinen Euhm der Verwendung des Lüsters. Es
ist sehr wahrscheinlich, dass Deruta in dieser sonst ge-
heim gehaltenen Kunst der Lehrmeister von Gubbio ge-
wesen ist. Der Umstand, dass die anfängliche Pro-
duktion von Gubbio aus der Zeit von 1500—1520 etwa
durchaus auf der Nachahmung der Muster von Deruta
beruht, lässt diese Annahme berechtigt erscheinen. Die
Werkstatt des Hauptmeisters von Gubbio, Giorgio An-
dreoli, errang aber bald einen erheblichen Vorsprang vor

flusses von Deruta von blassem Ton, erreicht der rote
Lüster seine Vollendung um 1520. In tadelloser Schön-
heit ist er gelungen auf der Schale des Maestro Giorgio
von 1520 mit dem Brustbild eines Apostels in Umrah-
mung von Grotesken, zweifellos einem der besten Werke
des Meisters. (Abb. S. 138.) Überhaupt bilden die sechzehn
Gubbiomajoliken einen Glanzpunkt der SammlungZschilles.
Die Hälfte davon gehört noch der Derutesken Richtung
an; darunter ist hervorzuheben die Schale mit dem
orgelspielenden Mönch. Nächst Deruta hat Castel Du-
rante mit seinen schwungvollen Groteskenmustern die
Produktion von Gubbio beeinflusst; Beweis dafür ist
neben der obengenannten Apostelschale ein großer Teller
 
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