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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 13.1902

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Kleinpaul, J.: Das Kunstgewerbe auf der internationalen Kunstausstellung Dresden 1901, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4880#0024

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i6 DAS KUNSTGEWERBE AUF DER INTERNATIONALEN KUNSTAUSSTELLUNG DRESDEN

INTERNAT. KUNSTAUSSTELLUNG DRESDEN lqoi
KUNSTGEWERBLICHER ELITERAUM, ARRANGIERT VON PROFESSOR KARL GROSS, DRESDEN

zweige in lichtem Goldgelb. Darüber eine Voute
mit kleinen nackten Bengels in »Jugend«-Stil. Das
Hauptgewicht aber legt der Künstler auf die vierte
Wand. Er baut eine flache Nische ein, in diese einen
Quell. In den Formen einfach, in den Farben höchst
apart. Schon der Nischbogen steht in dunklerem Gelb,
das immer kräftiger wird, zu Gelbrot, erst auf grau-
braunem, dann in der Mitte auf graublauem Grund.
Dieser leitet über zu den grauen Fliesen der Brunnen-
wände, und weiter zu den schwarzen Kacheln in der
Mitte, mit einem schlanken, schlohweissen Bandorna-
ment. Diese Steigerung ist eigentlich nur vor dem
farbigen Original zu begreifen; die Art der Anord-
nung und die feinsinnige Entwicklung des Ornaments
kann man auch nach der Abbildung beurteilen. Die
wenigen Möbel, die der Raum enthält, passen sich
ihm in der Farbe und zugleich dem besonderen Zweck,
dem er dient, trefflich an, — ausser einem Schreib-
tischchen und zwei Bücherspinden besonders ein
grosser breiter Tisch, zum Auflegen grosser Publi-
kationswerke und ein sehr bequemes breites Sopha
mit trefflichen Stützen beim Lesen.

Auch in diesem Falle wurde also im Räume
komponiert, ein Kunstwerk im Zimmer selbst ge-
schaffen in seiner Anordnung der Formen und Farben.
Was drinnen steht, ordnet sich dann diesem Zimmer
zum Gesamtkunstwerk an, ein Novum auf dem Ge-
biete der Einrichtungen und Dekorationen. Denn in
unseren bürgerlichen Wohnungen geben noch zumeist
die Möbel und ihre Bezüge den Ton an, bei der
Wahl des Firnisses und der Tapeten, während die
grosse Menge bezüglich des Bildschmuckes überhaupt
noch auf dergleichen nicht sieht.

In diesen modernen Räumen wird allerdings auf-
fallend wenig Wandschmuck beliebt. Es kommt fast
zu einer Art Boykott der Herren Raumkünstler gegen
die Herren Maler. Sie machen alles fast allein mit
ihren kräftigen oder gelinden Farbenharmonien ab,
mit denen sie den Raum füllen, so dass kein neuer
Ton darin Platz hat. Nur hier und da setzen sie
noch — wie wir in der Haupthalle sehen, einige
Lichter auf.

In dem Oussmann'schen Zimmer hängt einzig
noch über dem Sopha ein Eckmann'schev Teppich


 
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