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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 13.1902

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Kleinpaul, J.: Das Kunstgewerbe auf der internationalen Kunstausstellung Dresden 1901, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4880#0025

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DAS KUNSTGEWERBE AUF DER INTERNATIONALEN KUNSTAUSSTELLUNG DRESDEN 17

INTERNAT. KUNSTAUSSTELLUNG DRESDEN 1901
KUNSTGEWERBLICHER ELITERAUM, ARRANGIERT VON PROFESSOR KARL GROSS, DRESDEN

an der Wand, weiter nichts. In Pankows Damen-
salon, den wir später betreten werden, sehen wir ein
paar verschwindend kleine Bilder, kaum darauf be-
rechnet, um ihrer selbst willen zu interessieren, sondern
nur darauf, eine allzu weite Wandfläche zu füllen
und zu unterbrechen.

Ja, so geht es schon seit Jahren. Die modernen
Dekorationen drängen entschieden die Maler aus den
Wohnungen hinaus. Nur noch als farbige Flecken
werden Bilder begehrt, zu Kontrastwirkungen. Da
heisst es denn beim Einkauf vorsichtig sein. Die
Kunstwerke müssen zu den Wänden und zu dem
Räume auch stimmen, den sie schmücken sollen, -
oder sie sind eben so auserlesener Natur, dass sie
alle anderen Bedenken und ihre ganze Umgebung
überragen. Ich nenne in dieser Beziehung nur Max
Klinger's ausserordentliche, mächtig gross und breit
behandelte Marmorbüste von Franz Llszt. Solch
ein Werk verleiht Stimmung und Grösse jedem
Raum.

Auch die Plastik spielt natürlich im Gesamt-
kunstwerk eine ihrer Bedeutung angemessene Rolle.

Kunstgewerbeblatt. N. F. XIII. H. i.

Auch durch sie wird der Eindruck kahler starrer
Flächen reizvoll belebt. Die Plastik an den
Wänden soll Flächenschmuck sein. Das sehen wir
an den grossen Supraporten der Haupthalle. Sie
schmiegen sich den Thürwandungen an, flach und
glatt, ohne Höhen oder Löcher zu bilden. Dasselbe
wäre von den Skulpturen der Säulen in Paul Wallofs
noch von der vorjährigen Bauausstellung her erhal-
tener Kolonnade zu sagen. — Soweit die Innenräume.
Aber auch von den Plastiken, welche unsere Ge-
bäude aussen schmücken sollen, gilt das gleiche. In
Mitteldeutschland hat man dazu seit mittelalterlicher Zeit
mit Vorliebe den Sandstein benutzt. Seitdem aber
die Industrie mit ihren vielen Schornsteinen und vielem
Russ und Rauch aufgekommen, war die Freude daran
immer nur von kurzer Dauer. Gar zu bald wurden die
schönsten Plastiken verrusst und unansehnlich. Da
bringt denn Alexander Charpentier eine neue treff-
liche Idee, zugleich in hoch bedeutsamer Durch-
führung. Er benutzt das Steinzeug zum erstenmale
zu einem direkt monumentalen Werke und setzt da-
mit die Absichten des ersten französischen Steingut-
 
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