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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 13.1902

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Kleinpaul, J.: Das Kunstgewerbe auf der internationalen Kunstausstellung Dresden 1901, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4880#0042

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34 DAS KUNSTGEWERBE AUF DER INTERNATIONALEN KUNSTAUSSTELLUNG DRESDEN

P. KERSTEN, ERLANGEN
BUCHEINBAND

kräftig entwickeltem Muster von blauer Sammet-
applikation umgiebt den Rock, während der Koller
aus dichten weissseidenen Fältchen hergestellt ist.
Der Hauptreiz dieses Kostümes beruht jedoch in
einem kurzem Jäckchen aus blauem Sammet, das den
Oberkörper in ausserordentlich gefälliger Bewegung
umschliesst. Hier besteht der Schmuck in einem auf-
genähten originellen Muster aus ziemlich breiter grauer
Applikation.

Am originellsten hat aber doch Erich Kldnhempel
die Aufgabe gelöst. Über ein imitiertes Unterkleid
von blauer Merveilleuxseide, das in einem ziemlich
tiefen Koller und zwei schmalen Einsätzen an den
Seiten zur Geltung kommt, ist ein Oberkleid von
hellgrauem Tuch gelegt. Dieses fällt vorn glatt
herunter. Das Neue besteht nun aus je zwei breiten
Quetschfalten aus demselben Stoff, die über beide
Schultern gelegt sind und vorn wie hinten im Saum
des Kleides enden. Unten sind sie zugleich am brei-
testen; in den Hüften werden sie schmäler und
schwellen über den Schultern wieder etwas an. In
diesem Gewand ist also zum erstenmale die »mo-
derne Linie« plastisch im grossen angewandt, und
zwar mit viel Glück. Um die Hüften ist ein schlich-
ter Gürtel aus grauem Tuch gelegt, der vorn spitz
zuläuft und von einer silbernen Schnalle zusammen-
gehalten wird. Die Ärmel sind in ihrer ganzen Länge
eingereiht. Darüber liegt, von der Schulter bis zu
dem blauen Bündchen, wieder ein blauseidener Streifen,
der, wie eine Schiene über den Ellenbogen herab-
laufend, das Gefältel zusammenhält.

Dieselben Dresdener Künstler haben sich auch
sonst noch um den Schmuck der Damenwelt verdient
gemacht, durch treffliche, mehr oder minder natura-
listische Entwürfe zu Gold und Silberarbeiten, die in
dem Dresdener Juwelier Arthur Berger einen kon-

genialen Hersteller fan-
den. Alle diese Arbeiten
zeichnen sich durch fein
bewegte Formen, den
ruhigen Fluss der Linien
und vornehme Farben-
wirkung aus.

Doch auch auswär-
tige Künstler und Ju-
weliere haben moderne,
ausgezeichnete Schmuck-
sachen ausgestellt, die
sich alle in einer grossen
Vitrine, übersichtlich ge-
ordnet, beisammen fin-
den. Aus Paris Boutet
deMonvel, aus München
Kßrl "Rothmüller und
Nicolaus Thalltnayr, aus

Berlin H. Hirzel und Lukas Cranach, mit prächtig
gefassten Emailgefässen die Franzosen Feuillatre und
Dufrene, dann der Däne A. Michelsen und die Amster-
damer Firma Hoecker &■ Zoon.

Sehr gross ist natürlich auch wieder die Auswahl
an Teppichen und Stickereien, an Metallarbeiten der
verschiedensten Art und besonders an Poterien. Alle
diese Dinge unterstehen der Regie des Herrn Pro-
fessor Carl Gross. Er war dabei auf einen ziemlich
knappen Raum angewiesen, einen einzigen grossen
Saal, der noch dazu das Licht von oben erhält. Dem-
entsprechend musste Professor Gross bedacht sein,
nur wirklich wertvolle und vollgültige Sachen auf-

P. KERSTEN, ERLANGEN
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P. KERSTEN, ERLANGEN
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