ERSTE AUSSTELLUNG FÜR KUNST IM HANDWERK MÜNCHEN igen
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FLACON UND ZIERVASE, ENTWURF VON PAUL
HAUSTEIN, AUSFÜHRUNG VON DEN VEREINIGTEN
WERKSTÄTTEN F. K. I. H, MÜNCHEN.
Bemerkung schon an, zu den billigen Weisheiten zu
gehören, und auch die »Kunst im Handwerk« hat
ihrer Berechtigung beigepflichtet, indem alle jene
Dinge im Katalog unter der Abteilung »Plastik«
untergebracht sind. Innerhalb der Fachgruppen da-
gegen, welche sich als Glas- und Thonwaren, Metall-
sachen, Uhren, sowie Stickereien und Lederwaren
einführen, ist mit diesem Zwitterwesen von Kunst
»und« Handwerk gründlich aufgeräumt. Auch machen
sich die wirklichen Gebrauchsgeräte immer bemerk-
barer. Neben den schönen Kronen für elektrisches
Licht von Eugen Berner, Pankok und Paul erscheinen
endlich auch die geschmackvollen Petroleum-Tisch-
lampen, nach denen ein so entschiedenes Bedürfnis
vorlag. Allerdings vermisste ich noch die ganz ein-
fache Petroleum-Arbeitslampe. Dafür sind glatte
Messing-Handleuchter vorhanden, Streichholzständer
und Schreibtischgerät in ausgesägtem Messingblech.
Alle diese Dinge haben im Gegensatz zu den früher
beliebten Winzigkeiten grosse resolute Gestalt, manche
scheinen darin sogar etwas viel des Guten zu thun.
Prächtig, gesund und erfreulich stehen die Gläser
von Riemerschmid da. Richtig für den Gebrauch
gefunden. Die Höhlungen sind breit und tief, die
Standflächen sicher eingerichtet und die Stengel, diese
Gefahr für das lange Leben des Glases, nach Mög-
lichkeit vermieden.
Nicht ganz einleuchten wollte mir an mehreren
Exemplaren der kräftig eingezogene obere Rand,
welcher in manchen Fällen dem bequemen Trinken
kaum förderlich sein kann. Auch die Speisebestecks
von Riemerschmid erschienen natürlich auf jedem
Esstisch in der Ausstellung. Es sind zu den be-
kannten noch manche neue Stücke hinzugekommen,
besonders Löffel, an denen fast der ganze Stiel ver-
hältnismässig breit ist, mit gerader Abgrenzung am
Ende und nur einer kurzen, schmal zusammen-
gezogenen Überleitung zwischen Handhabe und
Schaufel.
Unter die im Lauf der letzten Jahre von den
Werkstätten aufgenommenen Techniken gehören die
Bronzen, welche von Elkan in sehr vielfarbigen
Nuancen erzielt werden. Die purpurnen und gold-
gelben Flecken, die durch Anwendung von Kupfer-
oxydul entstehen, geben dem Metall lebhaft koloris-
tischen Reiz. Nach derselben Richtung weisen die
buntgeflammten Emaillen, mit denen Paul Haustein
und Else Sopotka viele von ihren Metallarbeiten zieren.
Die letztgenannte Dame zeigt auch vielfach eigen-
händig in verschiedenen Metallen getriebene Arbeit.
Ein besonderes Verfahren von Joseph Schneckendorf
von goldhaltigen, vor der Flamme geblasenen Gläsern
giebt diskret irisierende Effekte, welche im Gegensatz
zu dem starken Perlmutterglanz der Tiffany-Vasen an
die Oberflächenerscheinung antik-römischer Glasgefässe
erinnern, denen sie ausserdem in der Farbe überlegen
sind. Eine weitere Neuheit sind die Fritten-Stein-
zeuge der Familie von Heider mit matten, schwach
goldgeaderten Glasuren, an denen häufig die innere
Gefässwandung durch blanke Glasur hervorgehoben ist.
Zum Schluss noch ein Wort über die Farben-
stimmungen, welche in diesem Künstlerkreise gepflegt
werden. Sie entsprechen im ganzen den koloristischen
Idealen der Münchener Malerei aus der ersten Hälfte
der neunziger Jahre. Die vornehme Nuancenfeinheit
gefällt sich meist in gedämpften Tönen. Dem Holz
bleibt besonders neuerdings grundsätzlich seine Natur-
farbe, und es scheint, dass auch die als »Altmahagoni«
bezeichnete Beize absichtlich gemieden wird. Pankok
ZIERSCHALE UND
ZIERVASE, ENTWURF
VON PAUL HAUSTEIN
AUSFÜHRUNG VON
DEN VEREINIG. WERK-
STÄTTEN F. K. I. H.,
MÜNCHEN
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FLACON UND ZIERVASE, ENTWURF VON PAUL
HAUSTEIN, AUSFÜHRUNG VON DEN VEREINIGTEN
WERKSTÄTTEN F. K. I. H, MÜNCHEN.
Bemerkung schon an, zu den billigen Weisheiten zu
gehören, und auch die »Kunst im Handwerk« hat
ihrer Berechtigung beigepflichtet, indem alle jene
Dinge im Katalog unter der Abteilung »Plastik«
untergebracht sind. Innerhalb der Fachgruppen da-
gegen, welche sich als Glas- und Thonwaren, Metall-
sachen, Uhren, sowie Stickereien und Lederwaren
einführen, ist mit diesem Zwitterwesen von Kunst
»und« Handwerk gründlich aufgeräumt. Auch machen
sich die wirklichen Gebrauchsgeräte immer bemerk-
barer. Neben den schönen Kronen für elektrisches
Licht von Eugen Berner, Pankok und Paul erscheinen
endlich auch die geschmackvollen Petroleum-Tisch-
lampen, nach denen ein so entschiedenes Bedürfnis
vorlag. Allerdings vermisste ich noch die ganz ein-
fache Petroleum-Arbeitslampe. Dafür sind glatte
Messing-Handleuchter vorhanden, Streichholzständer
und Schreibtischgerät in ausgesägtem Messingblech.
Alle diese Dinge haben im Gegensatz zu den früher
beliebten Winzigkeiten grosse resolute Gestalt, manche
scheinen darin sogar etwas viel des Guten zu thun.
Prächtig, gesund und erfreulich stehen die Gläser
von Riemerschmid da. Richtig für den Gebrauch
gefunden. Die Höhlungen sind breit und tief, die
Standflächen sicher eingerichtet und die Stengel, diese
Gefahr für das lange Leben des Glases, nach Mög-
lichkeit vermieden.
Nicht ganz einleuchten wollte mir an mehreren
Exemplaren der kräftig eingezogene obere Rand,
welcher in manchen Fällen dem bequemen Trinken
kaum förderlich sein kann. Auch die Speisebestecks
von Riemerschmid erschienen natürlich auf jedem
Esstisch in der Ausstellung. Es sind zu den be-
kannten noch manche neue Stücke hinzugekommen,
besonders Löffel, an denen fast der ganze Stiel ver-
hältnismässig breit ist, mit gerader Abgrenzung am
Ende und nur einer kurzen, schmal zusammen-
gezogenen Überleitung zwischen Handhabe und
Schaufel.
Unter die im Lauf der letzten Jahre von den
Werkstätten aufgenommenen Techniken gehören die
Bronzen, welche von Elkan in sehr vielfarbigen
Nuancen erzielt werden. Die purpurnen und gold-
gelben Flecken, die durch Anwendung von Kupfer-
oxydul entstehen, geben dem Metall lebhaft koloris-
tischen Reiz. Nach derselben Richtung weisen die
buntgeflammten Emaillen, mit denen Paul Haustein
und Else Sopotka viele von ihren Metallarbeiten zieren.
Die letztgenannte Dame zeigt auch vielfach eigen-
händig in verschiedenen Metallen getriebene Arbeit.
Ein besonderes Verfahren von Joseph Schneckendorf
von goldhaltigen, vor der Flamme geblasenen Gläsern
giebt diskret irisierende Effekte, welche im Gegensatz
zu dem starken Perlmutterglanz der Tiffany-Vasen an
die Oberflächenerscheinung antik-römischer Glasgefässe
erinnern, denen sie ausserdem in der Farbe überlegen
sind. Eine weitere Neuheit sind die Fritten-Stein-
zeuge der Familie von Heider mit matten, schwach
goldgeaderten Glasuren, an denen häufig die innere
Gefässwandung durch blanke Glasur hervorgehoben ist.
Zum Schluss noch ein Wort über die Farben-
stimmungen, welche in diesem Künstlerkreise gepflegt
werden. Sie entsprechen im ganzen den koloristischen
Idealen der Münchener Malerei aus der ersten Hälfte
der neunziger Jahre. Die vornehme Nuancenfeinheit
gefällt sich meist in gedämpften Tönen. Dem Holz
bleibt besonders neuerdings grundsätzlich seine Natur-
farbe, und es scheint, dass auch die als »Altmahagoni«
bezeichnete Beize absichtlich gemieden wird. Pankok
ZIERSCHALE UND
ZIERVASE, ENTWURF
VON PAUL HAUSTEIN
AUSFÜHRUNG VON
DEN VEREINIG. WERK-
STÄTTEN F. K. I. H.,
MÜNCHEN