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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 13.1902

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Faulwasser, Julius: Das hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe: zum Tage seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens, dem 30. September 1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.4880#0238

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DAS HAMBURGISCHE MUSEUM FÜR KUNST UND GEWERBE

J. D. HEYMANN, HAMBURG, VORPLATZ DES DAMPFERS »GRAF WALDERSEE<

räume und Sammlungen ist schliesslich, dass heute
die Anstalt dem Publikum zu freier Bewegung nur
einen einzigen Saal, den der Spitzensammlungen,
mehr darbietet, als bei der Eröffnung des Museums
vor fünfundzwanzig Jahren. Was das für den Be-
stand, die Erhaltung, die Schaustellung und die Nutz-
barmachung der Sammlungen bedeutet, erhellt ohne
weiteres, wenn man bedenkt, dass jetzt nicht nur die
Gewebe und Stickereien, sondern auch die Passe-
menterien, die Korbflechterarbeiten, die Lederarbeiten,
die reiche Sammlung der Gläser, die architektonischen
Ornamente aus Stein, die Musikinstrumente, die Kerb-
schnittarbeiten, die kleinen Sammlungen der Solen-
hofener Steinätzungen, Kinderspielzeug, Ringe, Me-
daillen u. s. w. magaziniert sind, und dass ausserdem
das Lüneburger Zimmer, das Rendsburger Zimmer,
das Vierländer Zimmer, die beiden Hamburger Zimmer
von 1700, das Wilstermai seh-Zimmer und das
Louis XVI.-Zimmer nicht ihrer Bestimmung und Be-
deutung gemäss zur Schau gestellt werden können.
Dennoch möchten wir uns der vielfach ausge-
sprochenen Meinung nicht anschliessen, wonach die
vorhandenen Räume zur weiteren Fortentwickelung
des Museums überhaupt untauglich befunden werden.
Nein, trotz allem, was sich dagegen einwenden lässt,
haben sie sicher doch so schätzbare Vorzüge, dass
sich anderweit in einem Neubau nicht so leicht etwas
gleich Gutes wiedergewinnen lassen würde. Die lange

Flucht von Zimmern in völlig gleicher Höhenlage,
die gute Beleuchtung, die zweckmässige Örtlichkeit,
unmittelbar vor der Stadt und der Zusammenhang
mit der darüber gelegenen Kunstgewerbeschule und
deren grosser Aula, das alles möchte gewiss niemand
leichten Herzens aufgeben.

Was andererseits fehlt, ist ausser Neben-, Pack-,
Arbeits- und Verwaltungsräumen vor allem ein grösserer
Saal für wechselnde Ausstellungen und eine Verbin-
dung der durch die nördliche Einfahrt unterbrochenen
Korridore. Ferner aber Gelasse, die sich nach Grösse
und Höhe zur Aufstellung der schon oben genannten
sieben charakteristischen Zimmer eignen würden.
Um die hiermit angedeuteten Gesichtspunkte zu ver-
wirklichen, rnüsste dem Museum eine Reihe von
Räumen im Obergeschoss hinzugefügt, der Haupt-
treppenaufgang mit für die Ausstellung herangezogen,
der zur Zeit als Turnhalle benutzte grosse Raum
entsprechend zugänglich gemacht und ein Teil des
Kellers für Werkstatt-, Pack- und Lagerzwecke her-
gegeben werden.

Ausserdem aber müssten auch die grossen Höfe
endlich zum Museum hinzugezogen sein, einesteils
etwa für Erweiterungsbauten der zu langen ungeteilten
Korridore, dann für Einbauten kirchlichen, bäuerlichen
oder sonstigen speziellen Ausdrucks, endlich für Grün-
plätze und Gartenanlagen zur künstlerischen Umrah-
mung der alten Sandsteinportale und Bauornamente,
 
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