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Mannheimer Zeitung — 1826

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Nro. 209 - Nro. 234 (1. September - 30. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44355#0858

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überzeugte man sich, daß der Ausdrusch gering war,
und daß die Scheffelzahl gegen frühere Ernten einen
bedeutenden Ausfall ergab, und statt der gehofften
billigen Oelpreise erfolgte ein Steigen der Oelsamen-
Preise, welches, gegen die allgemeine Meinung käm-
pfend, noch bis heute fortschreitet. Die Meinung, daß
ein Rückfall eintreten muffe, war allgemein, und wir
theilten dieselbe, da die ausländischen Berichte über
die Repspflanze fast durchgehens sehr günstig lauteten.
Allein wie bei uns ergaben die Ernten aller Lander
ein solches Resultat, das die gehegten Hoffnungen
lange nicht befriedigten, und man kommt nun überall
von der allgemeinen Täuschung zurück, und überzeugt
sich, daß die Ernte noch unter den mittelmäßigen zu-
rück bleibt. Die Folge davon ist nun, daß bei denen,
die sich für Oel - und jRepssamen interessiren, eine
allgemeine Spannung entstanden ist, ans welcher sich
höchst wahrscheinlich ein ferneres Steigen entwickeln
dürfte, da der Bedarf nun mit jedem Tage znuimmt.
Für einen Rückfall des Oelpreises bleibt die Hoffnung
für nächsten Herbst sehr gering, da sich überdies nnn
auch kleines Wasser dazu gesellt, und dadurch das Oel-
schlagen gehindert wird. In Halle kauft man den
Centner Rüböl zu 8^ Rthlr., für raffinirtes 9^ Rthlr.
Nicht minder ungünstig ist der Ertrag aller andern
Getreide-Ernten in ganz Nordenropa, und es ist be-
merkenswert!) , daß auch die Früchte im Felde gün-
stige Hoffnungen erregten, daß die Erwartungen aber
auch hierin getauscht haben, und daß sowohl die
Quantität als Qualität unerwartete Resultate ergibt.
Dies gilt vom Wintergetrcide, über das Sommerge-
treide, besonders Hafer, war man aber schon früher
entschieden, daß letztere in den meisten Ländern und
auf den warmen uns guten Feldern vorzüglich schlecht
ansfalle. Nachdem nun die meisten Berichte vom Jn-
und Anstande sich darüber gleichlautend aussprechen,
und man eine allgemeine Uebersicht gewonnen hat, ist
wohl mit ziemlicher Sicherhe chder Schluß zu folgern,
daß bald alle Frachtpreise einen Aufschwung erleben
werden, der besonders dann ansehnlich werden kann,
wenn die Eonsumtion ein halbes Jahr gedauert hat,
indem dann erst das Fehlende bemerkbar werden wird;
denn der Glaube an alte große Vorräthe beruht auf
Täuschung.
Freie Stadt Frankfurt.
Fra nkfurt, den 4. Sept. Durch eine hohe Se-
nats-Verfügung vom gl. Aug. d. I. wurde dahier
nicht nur die seither auf dem Speditionsgut verschie-
dener Gattung, namentlich auf Manufacturwaaren
noch gelegene Niederlage - Gebühr von l« und rcsp.
22 kr. pr. Eolli von allem reinen Speditionsgut auf
2 kr. pr. Eentner heruntergesetzt , sondern auch der
Ucberschlagzvll der zu Wasser ankommenden und allda
übergeschlagen werdenden Güter von 4 nnd resp. 6kr.
pr. Eentner auf 2 kr. pr. Centner ohne Unterschied
der Güter vermindert.
In bevorstehender Messe wird der bekannte Bauch-
redner Schremser, Proben seiner Kunst hier ab-
legen.

Frankreich.
Paris, den z. ^>ept. Fonds v. 2.: 5 pEt. Eons.
iQi Fr. — 3 pEt. 66 Fr. 5 Et.
Der Eapitän Oge vom Schiffe Arthur, versichert
in einem an den Herrn Seeminister gerichteten Schrei-
ben, nach zahlreichen, zu Point-ä-Pitre angestellten Er-
fahrungen, daß Olivenöl, häufig getrunken, sich in
den verzweifeltsten Fällen der Gstolera inoiVus und
des gelben Fiebers als wirksame Arznei bewähre.
Zu Toulon sind mehrere Schiffe aus dem griechi-
schen Archipel eingelaufen, welche die Nachricht bestä-
tigen, daß der Eapudan Pascha bis zu Anfang Au-
gusts noch nichts wider die von dreißig griechischen
Handelsschiffen heldenmüthig vertheidigte Insel Samos
ausgerichtet hatte. Der tapfere Gonras soll bei ei-
nem Treffen, welches er dem Reschid Pascha lieferte,
umgekommen seyn.
Im Departement du bas Rhein soll der Präfect
ein unbefugtes Ligoristenkloster entdeckt haben.
Seit einiger Zeit erscheint eine Menge von kleinen
Biographieen, besser Pasquille zu nennen, die um den
Spottpreiß von 52 Eentimes verkauft werden. Der
Ruf der angesehensten Personen der Gesellschaft wird
darin mit der imfamsten Niederträchtigkeit angegriffen,
die aber ihren Verfassern kürzlich, wo sie auch eine
Biographie der Hofdamen Herausgaben, schlechte Früchte
trug. Die Freunde der Beleidigten würdigten sie kei-
ner Herausforderung, unter Franzosen eine Schande,
die mit der, gegen Bezahlung wider Frauen Schmäh-
schriften geschrieben zu hab.n, im Verhältnisse steht;
sondern alle erhielten eine Tracht Stockschläge, wenig-
stens eine tüchtige Portion Hiebe mit der feinen Peit-
sche, Cravache genannt.
In dem jetzt herrschenden Eifer der Behörden ge-
gen verbotene Bücher, kommen manche merkwürdige
Züge der Geschichte zu Tage. Einer der schmutzigsten
altern Romane ist das Buch Roquelaure, welches die
galanten blnsirtlichkeiten dieses Marquis der alten Zeit
in einem Style erzählt, wodurch es zur Lieblingslec-
tnre der Wachstuben und der Freudenmädchen gewor-
den ist. Bei einer vor einigen Tagen vorgenommcnen
Nachsuchung nach zweideutiger Waare, fand man auch
den Roquelaure in sehr beträchtlicher Anzahl, und
der Buchdrucker, der das saubere Product dem Bü-
cherkrämer geliefert hatte, ist der bekannte Herr E...,
Buchdrucker der Policeipräfectur von Paris, ein Mann,
der eines großen Wohlstandes und zugleich sonst ei-
nes guten Leumunds sich erfreut. Bei der ebenfalls
mit sehr großer Strenge behandelten Beschlagnehmung
der Werke Parny's ist der Hauptbeklagte der berühmte
P. D..., als Drucker. Eine merkwürdige Notiz kam
dabei vor den Richter; nämlich daß mit Parny's geist-
voller aber schlüpfriger Ocwrre äes Dieux, und auch mit
andern anstößigen Werken, besonders mit den geist-
volleren, die Pariser Buchhändler ganz ausserordenlich
glänzende Geschaffte in den Jahren des fremden Ein-
falls in Frankreich gemacht haben.
Großbritan n l e n.
London, den 30. August. Fonds: z pEt. Eouso-
 
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