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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 8.1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.33070#0018

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Museum Helveticum, Vol. 21 Fasc. 2 1964

Easterling, H. J.: Qui?ita Natura. S. 73. Ausgehend von einem Fragment Ciceros
(De philisophia, frgm. 27 Ross), demzufolge Aristoteles zu den bekannten vier Ele-
menten eine fünfte Substanz hinzugefiigt hat, aus der die Seelen bestehen, wird ge-
zeigt, daß hier verschiedene Vorstellungen aufeinander treffen: Die Lehre von der
Seelenwanderung und die Vorstellung, daß sowohl die Seele aus aiü'rip bestehe, wie
auch der „Himmel“, in den die Seele bei ihrer Wanderung zu den Sternen strebe.
Falsche Ableitungen späterer Autoren schrieben Aristoteles den Glauben an eine
materielle Seele zu. - Freymuth, G.: Zum Hieros Gamos in den antiken Mysterien.
S. 86. In Auseinandersetzung mit R. Merkelbach, Roman und Mysterium in der
Antike, wird festgestellt, daß die „Heilige Hochzeit“, die Liebesvereinigung eines
Menschen mit einer Gottheit, keineswegs ein Ritus ist, der für die antiken Mysterien
grundsätzlich gesichert wäre. Der Gedanke des Hieros Gamos in den Mysterien, wie
er von Dietrich von Reitzenstein in die antike Religionsgeschichte eingeführt wurde,
war kühn und sehr anregend. Er erwies sich aber bei der Nachpriifung im einzelnen,
z. B. für die eleusinischen Mysterien als nicht so fruchtbar, wie diese beiden Gelehr-
ten angenommen hatten. Bei dem mit den Schwierigkeiten des Problems nicht ver-
trauten Leser darf nicht der Eindruck entstehen, ajs sei in einigen antiken Mysterien
ein Ritual des „süßen Lebens“ wiederzuentdecken, eine Aktualisierung, die auch von
Merkelbach in seinem Buche sicher nicht beabsichtigt ist. - Von der Mühll, Peter:
Weitere pindarische Notizen. S. 96. Interpretationen zu Nemeen 5, 43; 10, 5 und
10, 37ff. - Meyer, Ernst: Noch einmal Hannibals Alpenübergang. S. 99. Der eng-
liche Arzt Marc de Lavis-Trafford hat jahrzehntelang das Gebiet des Mont Cenis
durchwandert und die Archive nach einschlägigen Urkunden durchforscht. In langen
Jahren gesammelte Beobachtungen über die Verhältnisse an dem ,CoI de Savine-
Coche c — seit 1961 offiziell ,Pas de Lavis-Trafford‘ — genannten Paß zeigen, daß nur
dieser Paß, der früher unter der älteren Bezeichnung Col du Clapier mitinbegriffen
war, der Hannibalpaß sein kann. Es läßt sich auch das promunturium im Sattel zwi-
schen dem eigentlichen Col du Clapier und dem Col de Savine-Coche nachweisen,
von dem aus Hannibal seinen Truppen Italien zeigte. — Kaiser, Erich: Odyssee-
Szenen als Topoi. S. 109. Horaz Ep. 1, 2 ist ein Beispiel dafür in welch erstaun-
lichem Maße die Auffassung der homerischen Epen durch Topoi bestimmt wurde.
Seit frühester Zeit hat die Odysseee-Szene z. B. die Vorstellung von den Sirenen
beeinflußt; sogar für die Exegese des AT - dank eines Namensanklangs in der LXX
- rnußte die Homer-Interpretation mithelfen. Drei Züge beherrschen in der bilden-
den Kunst und vor allem in der Literatur das Bild: 1. der bezaubernde Gesang der
Sirenen (abgelöst von dem Gedanken, daß er todbringend ist), 2. der verderbeil-
bringende Genuß, 3. die Rettung des Odysseus und seiner Gefährten. Der Begriff
„Sirenenklänge“ ist sehr weit zu fassen. Das Bild der Sirenen wird verwendet, um
die Wirkung der Musik und Dichtung zu zeichnen. Der metonymische Gebrauch
blüht, freigebig wird der Titel „Sirene“ — angefangen bei Homer — verliehen. Das
Motiv der Konkurrenz zwischen Sirenen und Musen wurde entwickelt; fiir die ,ma-
gische' Wirkung, die die ,Sirenen c auf die Zuhörer ausüben und die deshalb als Vor-
bild der Faszination gewählt wird, gibt es viele Belege. Für die rationalistische Deu-
tung späterer Zeit stand fest, daß Sirenen Hetären gewesen waren, die die Besucher
um ihr Vermögen brachten. Als Bild der Lust waren die Sirenen den Kirchenvätern
nicht weniger geläufig als ihren weltlichen Zeitgenossen. Zum willkommenen Symbol
der Schmeichelkünste einer leeren oder liignerischen Rhetorik wurde der Gesang der

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