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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 8.1965

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Nr. 3
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Zeitschriftenschau
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Zeitschriftenschau

Museum Helveticum, Vol. 21, Fasc. 4, S. 197-256, Oktober 1964

Erich Kaiser, Odyssee-Szenen alsTopoi. II. DerZauberKirkes undKalypsos. S. 197.
Trotz der Unterschiede ist kaum zu leugnen, daß beide Figuren verwandt sind; bei
Kalypso ist der Zauber in den Bereich des Seelischen übertragen, Kirke dagegen ist
eine berückende Hexe. Das Kirkeabenteuer war ein beliebter komischer Stoff und
erfuhr reiche Weiterbildung. Schon im Epos weist die unheimliche Fee gewisse he-
tärenhafte Züge auf. Den Tieren Kirkes gleichen diejenigen, die sich dem Wohl-
leben und der Lust ergeben haben; in christlichen Schriften wurde damit die Ver-
irrung der Herätiker charakterisiert. Der märchenhafte Gegenzauber - das Kraut
Moly, das Odysseus von Hermes überreicht wird - fand in der moralphilosophischen
Literatur fast ebenso Beachtung wie der Zaubertrank Kirkes. Die Erklärungen, die
dafür gegeben werden, bewegen sich alle in relativ engem Kreis um den Begriff
„Logos“. Gegen den eigenen Liebeskummer helfen übrigens der großen Zauberin
ihre Mittel nichts; in diesem Zusammenhang erscheint auch das Bild von Odysseus
als treulosem Liebhaber. - III. Odysseus bei den Phäaken, Die Verse, die die Er-
zählung des Odysseus vor den Phäaken einleiten, haben ein außergewöhnliches Echo
gefunden. Das älteste Zeugnis in der Geschichte dieser „goldenen Verse“ (Bd. IX
3-13) ist die Schrift vom Wettkampf Homers und Hesiods; der späteren Diskussion
um sie hat Platons Kritik (Pol. 390 a-b) die Bahn vorgezeichnet. Daß Odysseus,
vielzitiert als Vorfahr der Philosophen und Rhetoren, nun auch als Kronzeuge der
Parasiten erscheinen konnte, war für die Parodie Lukians ein köstliches Geschenk.
Man hat aber audr Odysseus vom angeblichen Bekenntnis zur Lust zu befreien ver-
sucht: seine Äußerungen hätten nicht seiner wirklichen Meinung entsprochen, da
er auf die Hilfe der Phäaken angewiesen war. Im übrigen ist eine Verschiebung
in der Beurteilung der Phäaken erst im Lauf der Zeit eingetreten, und die Erklärer
stellen bisweilen mit Verwunderung fest, daß das „Phäakenleben“ gar nicht so
„phäakenhaft“ gewesen sei. Auch in die Schulstreitigkeiten um die epikureische
Lehre wurden die Worte des Odysseus hineingezogen; wahrscheinlich geht die Ver-
knüpfung der epikureischen Lehre mit den homerischen Versen auf einen Gegner
zurück. Schließlich hat sich Aristoteles auf die Worte des Odysseus berufen, um die
Aufgabe der Musik in seinem idealen Staat zu erläutern und zu legitimieren. -
Peter Von der Mühll, Der Zweikampf der Oidipussöhne im dritten Epeisodion
der Septem. S. 225. Das dritte Epeisodion ist auffallend kurz, offenbar wurde am
Text manipuliert. Vers 812 sieht wie der Abschluß einer längeren Erzählung aus.
Die Meldung des Boten, auf welche Weise der Zweikampf zwischen den Brüdern
erfolgt war, ist im erhaltenen Text kassiert. - A. A. Long, Sophocles Ajax 68-70,
A reptly to Professor Eduard Fraenkel. S. 228. Urteile über dramatische Relevanz
sind zu subjektiv, um einen positiven Beweis zuzulassen. Fraenkel hat recht, auf die
Schwierigkeiten der Stelle hinzuweisen, aber seine Zuflucht zur Streichung über-
treibt die Widitigkeit des Falles. - Andre Hurst, Le retour nocturne des Argonau-
tes. S. 232. Apollonius ist auf ein Netz zahlreicher und widersprechender Lokal-
legenden gestoßen. Seine Vermittlung, wie es der Gebrauch des Windes und die
nächtliche Rückkehr zeigen (Arg. 1, 1015 sqq.), beschränkt sich darauf, die Gegeben-
heiten wahrscheinlich zu machen. Werner

Verlag und Anzeigenverwaltung: Carl Winter, Universitätsverlag, Heidelberg 1, Postfach 3039, Be-
zugsgebiihr: Von den Mitgliedern des Deutschen Altphilologenverbandes wird eine Bezugsgebühr nicht
erhoben, da diese durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten ist. Für sonstige Bezieher wird der Jahrgang
mit DM 4.- berechnet. Erscheinungsweise: jährlich 4 Hefte. Satz und Druck: Georg Appl, Wemding.

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