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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 8.1965

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Nr. 4
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Bücherschau - Besprechungen
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Richter, Alfred: [Rezension von: Raith, Oskar, Petronius - ein Epikureer]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33070#0053

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Mitteilungsblatt

DES DEUTSCHEN ALTPHILOLOGENVERBANDES

Unter Mitwirkung von MinRat Leggewie herausgegeben von StR H. Imiela
Frankfurt a. M., Wolfsgangstr. 7

INHALT

Bücherschau Zeitschriftenschau

Besprechungen

Bücherschau - Besprechungen

Petronius - ein Epikureer

Herausgegeben von Oskar Raith. Erlanger Beiträge zur Sprach- und Kunstwissenschaft
Band 14, Nürnberg 1963, Verlag Hans Carl (VIII/84 Seiten DM 14.-)

Die Beurteilung Petrons, des arbiter elegantiarum am Hofe Neros, lief bisher fast
immer in eine zwar - aber aus. Man bescheinigte ihm Genialität und feinen Geschmack,
bezeichnete ihn als Mann von tiefer Menschenkenntnis, überlegenem Witz und heiterem
Humor, stellte dann aber mit Bedauern fest, es fehle ihm nur eins, die sittliche Größe
(Schanz-Hosius). Auch die Frage, welchem literarischen Genus, Satire oder Roman, das
Werk dieses auctor purissimae impuritatis (Lipsius), des geistreich liederlichen Freundes
Neros (Hertzberg) zuzuordnen sei, beschäftigte immer wieder die Philologen, ohne
jemals eindeutig beantwortet zu werden; nicht einmal über den Titel des Werkes,
Saturae (Buecheler), Satyrikon (Weinreich) oder Satiricon (Kroll), ist man sich einig
geworden. U. Knoche, Die röm. Satire, 75 nimmt eine komplexe Ausdrucks- u. Dar-
stellungsform an: Einfluß griechischer pikanter, z. T. derb-realistischer Novellistik und
hellenistischer Aretalogien, Einwirkung des Mimus, der popularphilosophischen Diatribe
nebst einer Fülle namenloser pikanter Schriften. Aus all diesen verschiedenen Formen
habe Petron eine Mischung in parodisch-satirischer Absicht vorgenommen. In einem
Punkt sind sich fast alle Beurteiler einig: Alle sittlichen Tendenzen lehne Petron ab
(Schanz-Hosius), es fehle ihm jede philosophische oder moralische Absicht (Knoche).

Müßte für uns Petronius u. sein Werk nicht eine großartige Einzelerscheinung sein,
die einen gewaltigen Schritt auf das moderne Literaturverständnis hin bedeutet, in der
röm. Antike allerdings ohne Nachfolge geblieben ist? Doch das Gesamturteil liegt immer
um vieles niedriger, als die rein literarische Würdigung erwarten läßt, und führt zu
dem Kompromiß: ein großer Erzähler, aber völlig dekadent. Liegt hier der Zwiespalt
nicht vielmehr bei der Kritik? Sie nämlich geht unter zwei hier unvereinbaren Aspekten,

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