gegen praedium. Ursula, Anna, Helena, Paula, Rosa und Carola sind verscWunden
bzw. von „lateinischeren“ Namen abgelöst worden, geblieben sind andererseits Ernestus
und Henricus. Bedenklich ist, daß in der Neubearbeitung die elementaren Vokabeln
atque, locus, quando, sub, trans, negotium, iuvenis, virtus fehlen, dazu auch neque,
obwohl neque-neque vorkommt. „Asia“ sollte man nicht als Namen eines Kontinents,
sondern einer römischen Provinz einführen. „Circus“ heißt „Rennbahn“, nicht „Zirkus“,
und darf nicht mit „amphitheatrum“ gleichgesetzt werden (16 B).
Die Lesestücke (B) befassen sich überwiegend (28) mit römischen Verhältnissen, der
Menge nach folgen griechische Sagen (8) und Fabeln (3). In den Übungssätzen taucht
leider das fade Prädikatschema „eram et semper ero“ wieder auf, wenn auch seltener
als bisher. Auf inhaltlichen Zusammenhang ist meist geachtet worden, doch finden sich
Entgleisungen wie (19 d): „6. Erhaltet die alten Sitten! 7. Auf dem Hofe begrüßten
uns die Gänse mit lautem Geschnatter (. . .). 8. Im Kriege ist mein Bruder Reiter ge-
wesen; aber er hat auch zu Fuß (= mit den Füßen) gekämpft. 9. Es ist [Pflicht] der
Kinder . . .“ usw. Oder (18 e): „7. Lucilius begrüßte den Kaufmann, seinen Freund.
8. Gehorchet Christus, dem guten Hirten! 9. Caesar liebte Calpurnia . . .“ usw. Sind
dies zum Glück Ausnahmen, so ist doch charakteristisch für die ARS LATINA das
häufige Auftreten moralischer Sätze (mit Vorliebe im Imperativ oder in der 1. Person)
und besonders der Rückgriff auf die christliche Glaubenslehre, die bedenkenlos gram-
matischen Zwecken untergeordnet wird (18 A: Deklination von pastor; 38 A 8-9: Pro-
nomina; 46 A 5-6: i-Konjugation; 48 d 4 und 7: Adverbien — die Beispiele lassen sich
reich vermehren, bis in den Anhang - § 24, 3 - hinein). Über den theologischen Wert
mancher dieser Sätze mag man streiten, der Vorwurf einer gewissen Taktlosigkeit bleibt
ihnen nicht erspart. Der Pädagoge wird außerdem vermerken, daß hier ein Übel ge-
züchtet wird, gegen das er in der Oberstufe ankämpft: das Hinweglesen über bedeut-
same Inhalte. Es muß Gedankenlosigkeit auf diesem Gebiete im Spiele gewesen sein,
sonst würden nicht in 29 b 1-2 „Gott“ und „Götter“ willkürlich zusammengebracht,
wir würden nicht so verherrlichende Sätze lesen wie: „Dei Romani erant benigni et
iusti“ (10 B 8). „Der römische Bauer war fleißig und fromm“ (11 d 1). „Die Richter
(der Römer waren) gerecht“ (21 e 9). „Romani rei publicae semper fidi erant“ (33 A 4).
„Antiqui Romani probe et simpliciter vivebant“ (48 B 1). Diese pauschalen Urteile sind
auch bei altersgemäßer Vereinfachung vermeidbar. Das Unterscheidungsvermögen des
Sextaners sollte nicht unterschätzt, vor allem sollte es gepflegt werden.
Die Ausstattung ist verschönert worden, ohne übertrieben aufwendig zu sein. The-
matisch neu sind Umschlagbild, Titelbild, Neptun (S. 30), Legionssoldaten (S. 33), Or-
pheus und Eurydike (S. 43 - vielleicht für Sexta zu hoch gegriffen). Die verschwundenen
Abb. nr. 1, 4, 12 und 14 vermißt man gern. Die übrigen sind technisch verbessert, teil-
weise gegen thematisch gleiche ausgetauscht worden.
Oberg, 433 Mülheim, Kirchstr. 135
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bzw. von „lateinischeren“ Namen abgelöst worden, geblieben sind andererseits Ernestus
und Henricus. Bedenklich ist, daß in der Neubearbeitung die elementaren Vokabeln
atque, locus, quando, sub, trans, negotium, iuvenis, virtus fehlen, dazu auch neque,
obwohl neque-neque vorkommt. „Asia“ sollte man nicht als Namen eines Kontinents,
sondern einer römischen Provinz einführen. „Circus“ heißt „Rennbahn“, nicht „Zirkus“,
und darf nicht mit „amphitheatrum“ gleichgesetzt werden (16 B).
Die Lesestücke (B) befassen sich überwiegend (28) mit römischen Verhältnissen, der
Menge nach folgen griechische Sagen (8) und Fabeln (3). In den Übungssätzen taucht
leider das fade Prädikatschema „eram et semper ero“ wieder auf, wenn auch seltener
als bisher. Auf inhaltlichen Zusammenhang ist meist geachtet worden, doch finden sich
Entgleisungen wie (19 d): „6. Erhaltet die alten Sitten! 7. Auf dem Hofe begrüßten
uns die Gänse mit lautem Geschnatter (. . .). 8. Im Kriege ist mein Bruder Reiter ge-
wesen; aber er hat auch zu Fuß (= mit den Füßen) gekämpft. 9. Es ist [Pflicht] der
Kinder . . .“ usw. Oder (18 e): „7. Lucilius begrüßte den Kaufmann, seinen Freund.
8. Gehorchet Christus, dem guten Hirten! 9. Caesar liebte Calpurnia . . .“ usw. Sind
dies zum Glück Ausnahmen, so ist doch charakteristisch für die ARS LATINA das
häufige Auftreten moralischer Sätze (mit Vorliebe im Imperativ oder in der 1. Person)
und besonders der Rückgriff auf die christliche Glaubenslehre, die bedenkenlos gram-
matischen Zwecken untergeordnet wird (18 A: Deklination von pastor; 38 A 8-9: Pro-
nomina; 46 A 5-6: i-Konjugation; 48 d 4 und 7: Adverbien — die Beispiele lassen sich
reich vermehren, bis in den Anhang - § 24, 3 - hinein). Über den theologischen Wert
mancher dieser Sätze mag man streiten, der Vorwurf einer gewissen Taktlosigkeit bleibt
ihnen nicht erspart. Der Pädagoge wird außerdem vermerken, daß hier ein Übel ge-
züchtet wird, gegen das er in der Oberstufe ankämpft: das Hinweglesen über bedeut-
same Inhalte. Es muß Gedankenlosigkeit auf diesem Gebiete im Spiele gewesen sein,
sonst würden nicht in 29 b 1-2 „Gott“ und „Götter“ willkürlich zusammengebracht,
wir würden nicht so verherrlichende Sätze lesen wie: „Dei Romani erant benigni et
iusti“ (10 B 8). „Der römische Bauer war fleißig und fromm“ (11 d 1). „Die Richter
(der Römer waren) gerecht“ (21 e 9). „Romani rei publicae semper fidi erant“ (33 A 4).
„Antiqui Romani probe et simpliciter vivebant“ (48 B 1). Diese pauschalen Urteile sind
auch bei altersgemäßer Vereinfachung vermeidbar. Das Unterscheidungsvermögen des
Sextaners sollte nicht unterschätzt, vor allem sollte es gepflegt werden.
Die Ausstattung ist verschönert worden, ohne übertrieben aufwendig zu sein. The-
matisch neu sind Umschlagbild, Titelbild, Neptun (S. 30), Legionssoldaten (S. 33), Or-
pheus und Eurydike (S. 43 - vielleicht für Sexta zu hoch gegriffen). Die verschwundenen
Abb. nr. 1, 4, 12 und 14 vermißt man gern. Die übrigen sind technisch verbessert, teil-
weise gegen thematisch gleiche ausgetauscht worden.
Oberg, 433 Mülheim, Kirchstr. 135
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