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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 11.1968

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Nr. 4
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Buchbesprechungen
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Werner, ...: [Rezension von: Adolf Lippold, Theodosius der Große und seine Zeit]
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Königer, ...: [Rezension von: Karl Büchner, Sallustinterpretationen]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33078#0067

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Verstorbenen lenken sollten. Die Religionspolitik ist nicht einseitig vom Edikt des
Jahres 380 aus zu beurteilen; der Kaiser besaß Blick für die politischen Realitäten. „Im
Gegensatz zu manchen Scharfmachern aus den Reihen der Kirche sah er den staatlichen
Zwang nur als einen allerletzten Ausweg an.“ (S. 133) Viertens hat Theodosius, der aus
der senatorischen Schicht kam, bewußt Adel und Beamtenschaff gefördert, um das Los
aller Untertanen zu verbessern. Allerdings gelang es nicht, die korrupten Verhältnisse
merklich zu ändern. Schließlich hat der Kaiser trotz mäßiger eigener Bildung doch Ver-
dienste um die kulturelle Blüte des späten 4. Jahrhunderts. Durch seine Herkunff aus
dem Westen und seine Position im Osten gab er dem Austausch zwischen dem griechi-
schen Osten und dem lateinischen Westen neue Impulse.

Während das Urteil über Theodosius bis in die neueste Zeit hin wesentlich durch die
Ereignisse nach seinem Ende bestimmt wurde, bemüht sich Lippold, den Kaiser aus sei-
ner Zeit heraus zu verstehen, und vermeidet es, ihm die Schuld an Entwicklungen zu
geben, die er selbst - zumal er verhältnismäßig jung starb - nicht voraussehen konnte.
Im ersten Drittel des Buches wird ein Überblick über das Leben und die Regierungszeit
gegeben. In dem umfangreicheren zweiten Teil werden die für das Imperium der Spät-
zeit entscheidenden Probleme behandelt: Gottesgnadentum, Gesellschaft, Großstädte,
Gesetzgebung und Verwaltung, Kirchen und Religionspolitik und schließlich die Reichs-
verteidigung, die eng mit der Germanenpolitik verknüpft ist. In ständiger Auseinander-
setzung mit der neuesten Literatur ist ein wohlabgewogenes, lesenswertes Taschenbuch
entstanden, das die Reihe der Urban Bücher in ausgezeichneter Weise fortsetzt. Nach
seiner Lektüre wird man der von dem Verfasser im Vorwort geäußerten Meinung recht-
geben, daß Folgen verschiedener Erscheinungen des ausgehenden 4. Jahrhunderts noch
unsere Gegenwart tangieren und daß deshalb die Probleme nicht nur Fachhistoriker
angehen. Die Quellen fließen für diese Zeit reichlich: Historiker, P.hetoren, Kirchen-
väter, Gesetzestexte, Inschriften und anderes archäologisches Material sind in Fülle vor-
handen. „Heidnisches“ und „Christliches“ steht sich gegenüber, bekämpft sich, aber
durchdringt sich auch und macht das Studium im Gegensatz zur folgenden Zeit, da die
Quellen zu versiegen beginnen, reizvoll. In dem vorliegenden Bändchen sind die wich-
tigsten Quellen in den Anmerkungen zitiert; die grundsätzliche Auseinandersetzung ist
in dem RE-Artikel „Theodosius I“ zu erwarten, den der Verfasser in dem Suppl. Band
XI veröffentlichen wird. Wenn dort der Beiname des „Großen“ unterdrückt wird, so
steht das nicht im Widerspruch zu der Titelgebung des Taschenbuches: für die Relativität
der Größe hat Lippold genügend Beweise gebracht. Auch Wilhelm Enßlin (f 1965),
dessen Andenken das Büchlein gewidmet ist, nannte seine 1953 erschienene Arbeit: „Die
Religionspolitik des Kaisers Theodosius des Großen.“ Werner

x-

Karl Büchner, Sallustinterpretationen. Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1967, 56 Seiten
3,20 DM.

Hier wird der schon im Sallustbuch eingeschlagene Weg weiterverfolgt, so manches
ergänzt und neu greifbar gemacht (die Abschnitte über das verum im „Catilina“ sind
auch im Bd. VI der „Studien zur römischen Literatur“ im Franz Steiner Verlag Wies-
baden erschienen). Den eigentlichen Anlaß zu einer neuen Oberpriifung des eigenen
Standpunktes bietet Büchner das Sallustbuch des bekannten englischen Historikers R.
Syme (Sallust by Ronald Syme, Sather Classical Lectures 33, Berkeley and Los Angeles
1964).

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