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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 26.1983

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Nr. 1
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Christ, Herbert; Schröder, Konrad; Weinrich, Harald; Fuhrmann, Manfred; Holtermann, Horst; Lefèvre, Eckard: Ein Gespräch über die "Homburger Empfehlungen" (Protokoll)
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Pfister, Raimund: Latein ist eine Fremdsprache
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https://doi.org/10.11588/diglit.33083#0008

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che (Vorschulalter, Grundschule), Fundamentalsprache (1. in der Sekundar-
stufe I neu einsetzende Fremdsprache), Verkehrssprache (2. Fremdsprache),
Erschließungssprache (3. Fremdsprache), Englisch sei zuallererst „Verkehrs-
sprache“ und gehöre daher im Regelfall an den zweiten Platz.
3. Latein als 2. Fremdsprache (Punkt 9/10). Die Vertreter des DAV hoben
hervor, daß die Terminologie der „Empfehlungen“ für den Lateinunterricht
auch eine bedenkliche Seite habe: da Latein als „Verkehrssprache“ kaum in Be-
tracht komme, könne eine Verwirklichung der „Empfehlungen“ dazu führen,
daß Latein den Platz verliere, an dem es jetzt in neun Zehnteln aller Fälle unter-
richtet werde: den Platz als 2. Fremdsprache. Die anwesenden Herausgeber der
Broschüre bemerkten hierzu, die Terminologie sei nicht so rigoros gemeint, daß
man Latein als „Erschließungssprache“ stets auf den dritten Platz verweisen
und nie auf dem zweiten Platz dulden wolle; allerdings zielten die „Empfehlun-
gen“ darauf, daß Latein in aller Regel als „Erschließungssprache“ (anstelle der
bisherigen 3. Fremdsprache) oder aber in besonderen Fällen als „Fundamental-
sprache“ (anstelle der bisherigen 1. Fremdsprache) gelehrt werde.
4. Das Latinum (Punkt 10, letzter Satz). Nach den „Empfehlungen“ gehört
ein eigener Abschluß des Lateinunterrichts als Qualifikation für bestimmte
Studiengänge der Hochschulen („Latinum“) nicht zu den Zielen des Unterrichts
von Latein als Fundamentalsprache. Die anwesenden Herausgeber der Broschüre
hielten an dieser Forderung ohne Einschränkung fest. Sie verwiesen zur Erläute-
rung auf den zweiten Satz desselben Abschnitts, in dem andererseits festge-
stellt werde: „Der Lateinunterricht hat... die Aufgabe, die lateinischen Funda-
mente der gegenwärtigen europäischen Kultur in der Antike, im Mittelalter und
in der beginnenden Neuzeit sichtbar zu machen.“ Diese beiden Maximen — so
die Herausgeber — dürften nicht voneinander getrennt werden: die „Empfeh-
lungen“ wollten die jetzt vorherrschende Sekundärmotivation des Lateinler-
nens (Latinum) durch den primären Zweck des Faches (Kulturvermittlung) er-
setzt wissen.
gez. Christ, Schröder, Weinrich, Fuhrmann, Holtermann, Lefevre

Latein ist eine Fremdsprache
Raimund Pfister weist in folgendem Beitrag auf die Gefahr hin, daß die von der neueren
Didaktik des Lateinunterrichts propagierte Interpretationsarbeit sich zu verselbständigen
drohe, wenn sie die unerläßliche Basis eines gediegenen Sprachunterrichts verliere. Pfister
hat beobachtet, daß bereits viele Schüler ihr Verständnis vom Charakter des Faches geän-
dert haben und Latein nicht mehr als einen anstrengenden und anspruchsvollen Sprachun-
terricht, sondern als „Quasselfach“ zu begreifen beginnen.
Natürlich ist es ein unseriöser semantischer Dreh, wenn man dem Latein den
Charakter als Fremdsprache abspricht. Darüber berichtet Rainer Nickel in die-
sem Blatte (Nr. 1/1982,4—6). Aber die Probleme, die vorliegen, wenn in einem
Curriculum Französisch und Latein als ein gleich großer Stundenblock den
Schülern zur freien Wahl vorgelegt werden, sind nicht durch Zurückweisung die-

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