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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 26.1983

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Nr. 2
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Munding, Heinz: Eine Lanze für Cäsar, [1]
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Parthe, Franz: Nachdenken über zwei Oberstufenreformen, [2]: eine kritische Festrede zum Mitschülerfest des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums in Bamberg 1980
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https://doi.org/10.11588/diglit.33083#0039

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geschlagen und begann in mehreren (natürlich nicht in allen) Schülern sozusa-
gen eine erste Ahnung davon aufzusteigen, daß die Römer, die ihnen zuvor
vorwiegend unter dem Aspekt von Grammatik und von militärischen Realien
entgegengetreten waren, auch so etwas wie eine „schöne Literatur“ hatten.3
Die Frage, wie eigentlich Cäsars (100—44 v. Chr.) Bellum Gallicum und Catulls
(87—54 v. Chr.) Lesbia-Gedicht im Rahmen der damaligen römischen Kultur
„zusammenpaßten“, führte zu einer lebhaften Diskussion; das Resultat erschien
als festhaltenswert und wurde, zwecks eventueller weiterer Erörterung zuhause
am Familientisch, wie folgt ins Sachheft diktiert: „In Rom hatten fast gleich-
zeitig zwei so verschiedene Autoren wie der Politiker Cäsar und der Lyriker
Catull ihr jeweiliges Lesepublikum. Thema des Bellum Gallicum ist Krieg und
Feindestötung, Thema des Lesbia-Gedichts ist die Liebe (Vivamus, mea Lesbia,
atque amemus). Könnte man zwischen beidem so etwas wie einen kulturellen
Zusammenhang sehen? — Vielleicht so: ohne Cäsar kein Catull; d. h. Soldaten
schützten und verteidigten damals .Zivilisation1 und ermöglichten dadurch
Privat- und Kunstsphäre.“
Dr. Heinz Munding, Schwegenheim
3 Vorbereitet war dieser Lernschritt durch eine in Klasse 8 vorausgegangene Nepos-
und Phaedrus-Lektüre sowie durch eine zu Beginn von 9 als „Einstieg“ in Cäsar ge-
meinte erste literargeschichtliche Orientierungshilfe: Nepos will gebildete Römer
unterhalten; Phaedrus will einfachen Leuten (z. B. Sklaven) Ratschläge firs Leben
geben; Caesar will die politisch Verantwortlichen informieren - allerdings damit viel-
leicht auch in seinem persönlichen Interesse beeinflussen (Karriere!).

Nachdenken über zwei Oberstufenreformen
Eine kritische Festrede zum Mitschülerfest des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums in
Bamberg 1980 (2. Teil)
Wirkung der reformierten Oberstufe im Bildungsgefüge der Bundesrepublik
Nun ist diese integrierte Sekundarstufe wie ein Quirl in das Bildungsgefüge der
Bundesrepublik hineingehalten und übt dort - aufs Ganze gesehen — eine drei-
dimensionale Wirkung aus:
1. Die Wirkung auf das Verhältnis zur Universität: Die reformierte Oberstufe
hat wissenschaftliche Arbeitsmethoden, aber auch Stoffmassen aus dem Hoch-
schul- und Fachhochschulbereich angezogen. Die favorisierten Nicht-Kern-
fächer wurden kräftig aufgefüllt, sie mußten den Kernfächern im Schwierig-
keitsgrad wenigstens annähernd angeglichen werden. — Früher wollte man es
exemplarisch! Hingegen scheint es, daß die Ausbildung zentraler Fähigkei-
ten, die für den Erfolg in den meisten Studienfächern Voraussetzung sind, in
verstärktem Maß der Universität überlassen wird. .Zu diesem Ergebnis kommt
u. a. Josef Hitpass. Bei der Auswertung des über Jahre hin laufenden „Tests

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