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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 26.1983

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Nr. 2
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Parthe, Franz: Nachdenken über zwei Oberstufenreformen, [2]: eine kritische Festrede zum Mitschülerfest des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums in Bamberg 1980
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Barié, Paul; Eyselein, Klaus: Zur Deutung von Amor und Psyche im Unterricht: Plädoyer für den (tiefen)psychologischen Gesichtspunkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.33083#0051

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des Gymnasiums wieder zur Geltung zu bringen, dann sollten wir als Jubiläums-
gabe für die 400-Jahr-Feier die Säulen des Humanismus und des Gymnasiums,
vor unserer Schule35 und anderwärts, die der pädagogische Pragmatismus unter-
spült hat, wieder aufrichten helfen, dann sollten wir dazu beitragen, daß noch
viele Schülergenerationen ihre Studien in wachsender geistiger Eigenständigkeit
und kultivierender Weltoffenheit auf die 3 humanistischen Sinnfragen zentrie-
ren können:
Was macht den Menschen zum Menschen?
Was macht die Gesellschaft zu einer menschlichen Gesellschaft?
Was kann ich zur Vermenschlichung der Gesellschaft beitragen?
Dr. Franz Parthe, Bamberg
(Fehlen eines kompensierenden Privatschulsystems) könnte durch diese Reformen,
die auf weite Strecken als mißlungene Versuche zu bezeichnen sind, das amerikanische
System zu kopieren, im Grenzfall die ganze Bundesrepublik bildungspolitisch zum Teu-
fel gehen. So-urteilt Prof. Lobkowicz.
35 Gemeint ist die Plastik „Die Säulen des Humanismus“ vor dem Kaiser-Heinrich-Gymna-
sium in Bamberg.

Zur Deutung von Amor und Psyche im Unterricht — Plädoyer
für den (tiefen)psychologischen Gesichtspunkt
I. Der heute übliche Lateinunterricht spricht durch die Wahl der Stoffe und
Themen wie durch die Art ihrer Behandlung in erster Linie die logisch-ratio-
nale Seite im jungen Menschen an; Sprach- und Textreflexion und die sog.
kognitiven Lernziele haben Vorrang, und das nicht ohne guten Grund, denn
nichts erscheint heute nötiger als selbständiges und kritisches Denken, nichts
gefährlicher als Irrationalismus, ob er nun als unreflektiertes Schwärmertum
oder als blinde Aggressivität auftritt.
Es ist indes das Verdienst empirischer Humanwissenschaften, in den letzten
Jahrzehnten immer deutlicher gezeigt zu haben, daß jene Fähigkeit realitäts-
gerechten Denkens und Handelns nicht, wie man meinen könnte, durch ein-
seitige Intellektualisierung erworben werden kann, sondern nur dann, wenn die
komplementären Seelenkräfte, Gefühl und Intuition, sich ebenso entfalten
können.
In diesem Bereich weist der altsprachliche Unterricht ein Defizit auf, das
des Ausgleichs bedarf. Eine von vielen bislang kaum genutzten Möglichkeiten
sei in den folgenden Zeilen kurz Umrissen: die Behandlung eines fiktionalen
Prosastückes, des Mythenmärchens Amor und Psyche von Apuleius (2. Jh.
n. Chr.).1
1 P. Barie/K. Eyselein: Amor und Psyche. Ein Märchen von Apuleius (Vollständiger
Text mit Übersetzung, Kommentar, Interpretationen). Ploetz Verlag (Reihe FRUCTUS),
Freiburg 1983.

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