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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 26.1983

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Nr. 3
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Burnikel, Walter: Latein für Eltern?
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Wittke, Peter: Latein in Italien, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33083#0072

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einem solchen Eifer an den Vorbereitungen beteiligt, daß man sich sagte: Zum
Kennenlernen des Fremden, zum Vergleichen, zum Distanzieren also gehört als
Pendant, vielleicht sogar als Katalysator das Imitieren, das Sich-Identifizieren;
anders: zum Rezipieren des Fremden gehört auch das Agieren. Und mir selber
wurde ein wenig unbehaglich bei der Frage, ob es sich hierbei nicht um eine
pädagogische Grundstruktur handelt, und ob wir ihr dann in unserem Unter-
richt vor Kindern (die auf die Beobachtung dieses fundamentalen Didacticums
noch viel mehr angewiesen wären als Erwachsene) genügend Rechnung tragen.
Ist ein solches Experiment allgemein transferierbar? Unbesehen sicherlich
nicht. St. Wendel ist eine kleine Stadt mit einem Hinterland, das von der aktuel-
len Bildungs- und Informationsschwemme noch nicht totgerollt ist. In Ballungs-
räumen, wo das überreiche Angebot eher abstumpft als reizt, wird es schwieri-
ger sein, so etwas aufzuziehen. Noch andere Umstände, die hier nicht ausgebrei-
tet werden können, haben den Versuch begünstigt. Aber warum sollten die Um-
stände hie und da andernorts nicht noch günstiger sein? Und wenn sie es für die
oben beschriebene Form nicht sind, vielleicht sind sie es für andere Formen2,
Eltern für Roms Sprache und Kultur zu interessieren?
Dr. Walter Burnikel, Dudweiler

2 So läßt sich z. B. ein Kurs mit rezeptionsgeschichtlichem Schwerpunkt denken (ein
Aspekt, den ich ganz außer acht gelassen habe): Anhand von gewissen Sachgebieten -
z. B. Schrift/Schreiben, Hausbau, Staat, Recht etc. - könnte man zeigen, wie Rom
(Fremd- und Lehnwörter!) auf unsere Zivilisation eingewirkt hat. Die Analyse von Tex-
ten, also der literarische Charakter, wäre bei dieser Konzeption allerdings schwieriger
einzubringen. Eingebracht werden sollte er in jedem Fall. Die Provinz der Philologen ist
der Umgang mit Texten, und angesichts des aktuellen Booms des Interesses an der An-
tike sind sie vielleicht aufgerufen, den Zeitgenossen ihren literarischen Beitrag anzubie-
ten.

Latein in Italien (1. Teil)
Zur aktuellen Diskussion über die Situation des Lateinischen im italienischen
Schulwesen
Unter der Rubrik „II latino non deve scomparire dalle scuole“ begann in der
angesehenen italienischen Tageszeitung „Corriere della sera“ (von 18. 2. 1983)
eine Berichterstattung über eine Reihe von Stellungnahmen „in difesa della
lingua di Cicerone“. Im Leitartikel von Guido Credazzi (Rom) wird von einem
Appell berichtet, den 130 (!) Intellektuelle zugunsten des Latein unterzeichnet
haben.
Im folgenden sollen die Hauptgedanken des Artikels paraphrasiert werden.
Daran anschließend werden die weiteren Berichte im „Corriere“ und anderen
italienischen Medien, soweit Verf. sie verfolgen konnte, ausgewertet. Der ge-
nannte Appell wurde gerade zu dem Zeitpunkt verfaßt, als man im italienischen

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