der Jugendlichen nicht überfordert. Dort hingegen, wo man den „Bauch des
Pferdes öffnen“ möchte und die politischen Mehrheiten dazu bekommt, wer-
den die Typengymnasien verdrängt und Gesamtschulen und Oberstufenzentren
eingeführt. Und das, obwohl das Überwiegen der Nachteile der integrierten
Systeme auch bei uns längst offenkundig geworden ist. Quo vadis Gymnasium?
Quo veheris Gymnasium? Wohin wirst du gezogen?7 Seine labile Situation auch
bei uns wird noch deutlicher, wenn wir neben dem politischen Strick zwei
weitere Zugseile an der Ausstiegsklappe des Pferdes beachten:
Zunächst ein mechanisch gewirktes Seil. Bei sinkenden Schülerzahlen wer-
den demnächst die kleinen und mittleren Gymnasien zu Zuheferstufen degra-
diert, weil sie die Kollegiaten an die Mammutschulen wegen des größeren
Fächerangebots verlieren werden.
Dann ein theoretisch gewirktes Seil. Von der jetzt praktizierten Gleichran-
gigkeit aller Fächer im Abiturkanon kann nicht mehr die Berechtigung des
Gymnasiums als eigenständiger Schulform abgelesen werden. Die theoretische
Silhouette des jetzigen Gymnasiums hat die komische Gestalt eines „Herm-
aphroditen angenommen: Unten die Didaktik des Gymnasiums, oben die
Didaktik der Gesamtschule (leicht ab ge schwächt). Mit dieser Oberstufe liefern
wir den Gegnern des Gymnasiums eine ungewollte Bestätigung ihrer falschen'
Theorie.8
Die importierten pädagogischen Theorien: Behaviorismus und Pragmatismus
Aber wir sollten nicht wie Laokoon mit dem kritischen Speer die Flanke des
Pferdes bloß anritzen. Schauen wir nach innen! Führen wir eine Laparoskopie
durch!
Die Inspiratoren der integrierten Differenzierungssysteme in West und Ost
sind zwei befreundete Amerikaner: der Behaviorist John B. Watson mit seiner
ren hat und in der Mittelstufe nur noch 3-stündig gelehrt wird. Sich auf die Mittelstufe
zu berufen, ist Methode geworden.
7 Vielleicht am Ende in den Status der privaten Stiftungschule, wie es sich in Bremen zur
Zeit anbahnt. Hitpass vermutet, daß die bildungspolitische Entwicklung zu einer
Zerklüftung der Bildungseinrichtungen wie in den anglo-amerikanischen Ländern führt,
daß auch bei uns private Stiftungsschulen im sekundären und tertiären Bereich für die
notwendige solide Bildung und Forschung werden Sorge tragen müssen. (a.a.O.)
8 Nachzulesen im „Gesamtschulbrevier“, Hrsg. Gemeinnützige Gesellschaft Gesamt-
schule e. V., Weinheim 1979: „Die Gesamtschule bereitet besser auf das Kurssystem in
der gymnasialen Oberstufe vor. Das Prinzip der gestuften Wahlmöglichkeit ist mit der
Oberstufenreform auch im Gymnasium verankert worden, wobei ähnlich wie in der
Gesamtschule nach Grundkursen, Leistungskursen und Neigungskursen unterschieden
wird. Begründet wird diese Reform ... mit genau denselben Argumenten wie in den
Gesamtschulen: bessere Berücksichtigung der Interessen und Neigungen der Schüler,
vertiefte Beschäftigung mit einigen, wenigen Fächern. Da Gesamtschüler solche For-
men der Schwerpunktbildung und des Kurssystems schon in der Mittelstufe kennenge-
lernt haben, sind sie auf den Übergang in die gymnasiale Oberstufe besser vorbereitet
als Schüler im traditionellen Gymnasium, die bis zur 10. Klasse nur den üblichen
„Unterrichtseintopf“ angeboten bekommen.“
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Pferdes öffnen“ möchte und die politischen Mehrheiten dazu bekommt, wer-
den die Typengymnasien verdrängt und Gesamtschulen und Oberstufenzentren
eingeführt. Und das, obwohl das Überwiegen der Nachteile der integrierten
Systeme auch bei uns längst offenkundig geworden ist. Quo vadis Gymnasium?
Quo veheris Gymnasium? Wohin wirst du gezogen?7 Seine labile Situation auch
bei uns wird noch deutlicher, wenn wir neben dem politischen Strick zwei
weitere Zugseile an der Ausstiegsklappe des Pferdes beachten:
Zunächst ein mechanisch gewirktes Seil. Bei sinkenden Schülerzahlen wer-
den demnächst die kleinen und mittleren Gymnasien zu Zuheferstufen degra-
diert, weil sie die Kollegiaten an die Mammutschulen wegen des größeren
Fächerangebots verlieren werden.
Dann ein theoretisch gewirktes Seil. Von der jetzt praktizierten Gleichran-
gigkeit aller Fächer im Abiturkanon kann nicht mehr die Berechtigung des
Gymnasiums als eigenständiger Schulform abgelesen werden. Die theoretische
Silhouette des jetzigen Gymnasiums hat die komische Gestalt eines „Herm-
aphroditen angenommen: Unten die Didaktik des Gymnasiums, oben die
Didaktik der Gesamtschule (leicht ab ge schwächt). Mit dieser Oberstufe liefern
wir den Gegnern des Gymnasiums eine ungewollte Bestätigung ihrer falschen'
Theorie.8
Die importierten pädagogischen Theorien: Behaviorismus und Pragmatismus
Aber wir sollten nicht wie Laokoon mit dem kritischen Speer die Flanke des
Pferdes bloß anritzen. Schauen wir nach innen! Führen wir eine Laparoskopie
durch!
Die Inspiratoren der integrierten Differenzierungssysteme in West und Ost
sind zwei befreundete Amerikaner: der Behaviorist John B. Watson mit seiner
ren hat und in der Mittelstufe nur noch 3-stündig gelehrt wird. Sich auf die Mittelstufe
zu berufen, ist Methode geworden.
7 Vielleicht am Ende in den Status der privaten Stiftungschule, wie es sich in Bremen zur
Zeit anbahnt. Hitpass vermutet, daß die bildungspolitische Entwicklung zu einer
Zerklüftung der Bildungseinrichtungen wie in den anglo-amerikanischen Ländern führt,
daß auch bei uns private Stiftungsschulen im sekundären und tertiären Bereich für die
notwendige solide Bildung und Forschung werden Sorge tragen müssen. (a.a.O.)
8 Nachzulesen im „Gesamtschulbrevier“, Hrsg. Gemeinnützige Gesellschaft Gesamt-
schule e. V., Weinheim 1979: „Die Gesamtschule bereitet besser auf das Kurssystem in
der gymnasialen Oberstufe vor. Das Prinzip der gestuften Wahlmöglichkeit ist mit der
Oberstufenreform auch im Gymnasium verankert worden, wobei ähnlich wie in der
Gesamtschule nach Grundkursen, Leistungskursen und Neigungskursen unterschieden
wird. Begründet wird diese Reform ... mit genau denselben Argumenten wie in den
Gesamtschulen: bessere Berücksichtigung der Interessen und Neigungen der Schüler,
vertiefte Beschäftigung mit einigen, wenigen Fächern. Da Gesamtschüler solche For-
men der Schwerpunktbildung und des Kurssystems schon in der Mittelstufe kennenge-
lernt haben, sind sie auf den Übergang in die gymnasiale Oberstufe besser vorbereitet
als Schüler im traditionellen Gymnasium, die bis zur 10. Klasse nur den üblichen
„Unterrichtseintopf“ angeboten bekommen.“
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