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Meier-Graefe, Julius
Pyramide und Tempel: Notizen während einer Reise nach Ägypten, Palästina, Griechenland und Stambul — Berlin, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27195#0079
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DIE CHEFREN- STATUE

Granithalle des Chefren-Tempels in Gize, unterhalb des
Sphinx. Die Wirkung des thronenden Menschen in der
starren Architektur von Quadern, das Farbenspiel des
grüngefleckten Steins vor dem roten Granit muß uner-
hört gewesen sein. Immer wieder stört der Gedanke an
die Bemalung.

Langer Disput mit Babuschka über den Typ Chefrens.
Sie sieht die Schönheit der Statue in dem Ausschluß allen
heldenhaften Pomps, während das doch nur ein negatives
Attribut wäre. Außerdem behauptet sie, der Mann habe
sicher in der ägyptischen Literatur eine Bolle gespielt, und
sie möchte Chefrens Würde mit persönlichen Vorzügen,
die man froh ist unseren Königen nachreden zu können,
erhärten.

Als wir am Nachmittag im gelben Sande von Gize lust-
wandelten, erkannten wir, daß bei einem Pharao, der sich
als Sphinx anbeten und in der Pyramide begraben ließ,
unser Begriff der Schlichtheit nicht für die Bezeichnung
seiner Wesenheiten auszureichen vermöchte. Das, was wir
unseren Potentaten als übertriebenen Pomp vorwerfen,
ist ein viel zu geringes Maß von Gepränge.

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