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Meier-Graefe, Julius
Pyramide und Tempel: Notizen während einer Reise nach Ägypten, Palästina, Griechenland und Stambul — Berlin, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27195#0292
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DER NEUE SPHINX

bezogen, ein paar Tage draußen iin Mena House verbrin-
gen, um die Nähe der Pyramiden und des Sphinx und die
Luft zu genießen. Bis Ende Monats alles ausverkauft, tele-
phonierte der Manager, und wir zogen mit Gott wieder zu
den Schwestern auf unsre Loggia. Im alten Haus war auch
jeder Fleck besetzt. Außer Dettenberg und dem Ethno-
logen Wilbrandt meist neue Gesichter. Der syrische Prie-
ster bat um Übersetzung eines deutschen Briefs ins Fran-
zösische und wollte uns als Entgelt schon morgen in die
Ausstellung führen. Auch die besten syrischen Produkte
seien dort zu haben.

Meyerhof hatte bis in den Korridor Patienten und das
kleine Hinterzimmer voll von neu erworbenen alten Per-
sern. Seine Einladung zum Frühstück lehnten wir ab, da
wir gleich nach Gize hinauswollten.

— „Gehen Sie nicht hin!“ meinte er.

— „Warum nicht?“

— „Sie werden sich ärgern.“ — Aus dem Winkel neben
dem Schreibtisch holte er einen tauschierten Metallteller
aus der Zeit der Abbasiden hervor, Silber und Kupfer. Man
ärgere sich immer beim zweiten Male; das liege im Mensch-
lichen.

Das Silber erhellte die staubhafte Patina des Abbasiden-
tellers, und Babuschka riskierte, die Skepsis Meyerhofs
mit seinem Junggesellentum zu verbinden. Der weißeKittel
stand schon wieder in der Tür. Die Schwester klagte über
die vielen Kongresse.

Wh' gingen zur Ataba, um die Vierzehn zu nehmen, aber
auf halbem Wege wurde es uns zu lang, und wir char-
terten ein Auto. Es mußte Feiertag sein. Viele Häuser
trugen Fahnen, und bald hinter Babelluk, bevor wir die
Ausstellung passierten, kamen Wagen mit Körben voller
Rosen an uns vorbei und parfümierten die Luft. Schöner
als je stiegen die Dreiecke am Horizont empor, erhabene
Überwinder. Man sah nicht zur Seite nach dem Mokattam,

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