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https://doi.org/10.11588/diglit.27195#0311
KIRCHEN
trieben mich bald wieder davon. Dostojewski hat recht.
Die Griechen. Römer und die anderen Katholiken würden
den Heiland, wenn er wiederkäme, nicht nur verbrennen,
sondern in Stücke reißen, um dann den Stücken ihren
Götzendienst zu widmen. Keiner Stelle in der Welt ist
sein Geist ferner. Wenn nichts da wäre, stände es besser
um ihn. Man könnte leichter auf einem der kahlen Berge
seiner gedenken als in der Kirche, in der, wie behauptet
wird, Christus begraben liegt. Diese Grabeskirche! Wo
auch nur der Versuch einer tempelhaften Form ansetzt,
da hat eine zweite christliche Kirche ihre entgegengesetzte
Form hineingebaut, und so Kirche 3, Kirche 4. Und wehe
dem Geistlichen von Nr. 4, der sich in Nr. 3 zu schaffen
machen sollte! Eine dumme Mystik in dunklen Löchern,
im Schein gleißender Lampen, die aus irgendeinem Bazar
zu stammen scheinen, aber natürlich Gold oder Silber sind;
ein wüster Protz mit Edelsteinen. Nirgends eine Stelle,
wo der Beter fähig wäre, die Größe des Erlösergedankens
im Geist und in der Wahrheit zu empfinden. In der Ge-
burtskirche in Bethlehem liegt ein quer zerschnittener
Teppich, weil Kirche 2 auf dem Weg zu ihrem Abteil ihn
nicht betreten darf oder will. Zuweilen hat man hier mit
dem Messer in der Hand gebetet, und Mohamedaner muß-
ten die Christen abhalten, einander umzubringen. Der Vor-
gänger des gegenwärtigen englischen Gouverneurs war
Jude, und da sich die Christen nicht über die Verwaltung
der Grabeskirche einigen konnten, mußte er die Funktion
übernehmen.
Es gibt ein Heiligtum in Jerusalem, die Felsenmoschee.
Sie liegt mitten in der Stadt auf dem einzigen freien Platz,
dem alten Tempelplatz, dem die Enge der umgebenden
Gassen zur Größe verhilft, und ist ein wirklicher Tempel,
eine zum Monument gewordene Gemeinde. Ich kenne kei-
nen schöneren, schöner stehenden Bau. Der Platz, eine
Art riesiger Bühne, da er um einige Meter über den Boden
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trieben mich bald wieder davon. Dostojewski hat recht.
Die Griechen. Römer und die anderen Katholiken würden
den Heiland, wenn er wiederkäme, nicht nur verbrennen,
sondern in Stücke reißen, um dann den Stücken ihren
Götzendienst zu widmen. Keiner Stelle in der Welt ist
sein Geist ferner. Wenn nichts da wäre, stände es besser
um ihn. Man könnte leichter auf einem der kahlen Berge
seiner gedenken als in der Kirche, in der, wie behauptet
wird, Christus begraben liegt. Diese Grabeskirche! Wo
auch nur der Versuch einer tempelhaften Form ansetzt,
da hat eine zweite christliche Kirche ihre entgegengesetzte
Form hineingebaut, und so Kirche 3, Kirche 4. Und wehe
dem Geistlichen von Nr. 4, der sich in Nr. 3 zu schaffen
machen sollte! Eine dumme Mystik in dunklen Löchern,
im Schein gleißender Lampen, die aus irgendeinem Bazar
zu stammen scheinen, aber natürlich Gold oder Silber sind;
ein wüster Protz mit Edelsteinen. Nirgends eine Stelle,
wo der Beter fähig wäre, die Größe des Erlösergedankens
im Geist und in der Wahrheit zu empfinden. In der Ge-
burtskirche in Bethlehem liegt ein quer zerschnittener
Teppich, weil Kirche 2 auf dem Weg zu ihrem Abteil ihn
nicht betreten darf oder will. Zuweilen hat man hier mit
dem Messer in der Hand gebetet, und Mohamedaner muß-
ten die Christen abhalten, einander umzubringen. Der Vor-
gänger des gegenwärtigen englischen Gouverneurs war
Jude, und da sich die Christen nicht über die Verwaltung
der Grabeskirche einigen konnten, mußte er die Funktion
übernehmen.
Es gibt ein Heiligtum in Jerusalem, die Felsenmoschee.
Sie liegt mitten in der Stadt auf dem einzigen freien Platz,
dem alten Tempelplatz, dem die Enge der umgebenden
Gassen zur Größe verhilft, und ist ein wirklicher Tempel,
eine zum Monument gewordene Gemeinde. Ich kenne kei-
nen schöneren, schöner stehenden Bau. Der Platz, eine
Art riesiger Bühne, da er um einige Meter über den Boden
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