SIEDLUNGEN
Führer. Wir fragten nach der Kopfzahl der Männer, der
Frauen, der Kinder, nach Vieh und Wasser und ob Ge-
treide oder Obstzucht. Obwohl es furchtbar überflüssig
war, stellte inan in einem gewissen Ton immer wieder die-
selben Fragen und gab sich eine wichtige Miene. Schlüsse
zogen wir nicht aus den Antworten, sondern aus den Ge-
sichtern der Führer, ob sie ernst oder heiter waren;
manchmal aus lächerlichen Zufälligkeiten. Fragen, die un-
sere Schlüsse erleichtert oder gesichert hätten, getraute
man sich nicht. Immer wieder Ackerbau und Viehzucht.
Wir trafen weder lustige noch gedrückte Gesichter. Offen-
bar haben sie keine Zeit für Stimmungen. Außer Kindern
sah man keinen Müßiggänger. Die Männer auf dem Felde,
die Frauen im Haus oder in den Gärten. Das Sonderbarste
natürlich die Männer. Denken Sie sich Intellektuelle, ty-
pische Brillengesichter, wie sie in Europa in den Bureaus,
auf den Redaktionen, in den Banken zu sehen sind. Na-
türlich sind nicht alle Redakteure oder Bankbeamte ge-
wesen, womöglich nicht ein einziger, aber physiognomisch
könnte es so sein. Denken Sie sich solche Brillengesichter
mit Spaten in den Händen oder hinter dem Pflug oder
oben auf dem Heuwagen oder beim Vieh in den Ställen.
Ein höchst sonderbarer, ferienhafter Anblick. Zuerst
glaubt man so wenig daran wie an das Lächeln der Schwe-
stern. Erst wenn sie einem die Hände reichen, merkt man
die Realität. Komische harte Hände an schmalen Armen,
Hände von Arbeitern an Körpern von Intellektuellen. Die
Bauernknochen werden kommen. Trockene Dinge be-
kommt man zu hören, immer gerade das Gegenteil des Er-
warteten, gar nichts Brillenhaftes, immer Ackerbau und
Viehzucht. Man kann nichts damit anfangen. Manchmal
geht die Trockenheit auf die Nerven.
Realität ist der Boden. Hier in der Ebene Jizreel, die
sich meilenlang von Haifa nach dem Jordan erstreckt, war
noch vor ein paar Jahren alles Sumpf, und als einzige
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Führer. Wir fragten nach der Kopfzahl der Männer, der
Frauen, der Kinder, nach Vieh und Wasser und ob Ge-
treide oder Obstzucht. Obwohl es furchtbar überflüssig
war, stellte inan in einem gewissen Ton immer wieder die-
selben Fragen und gab sich eine wichtige Miene. Schlüsse
zogen wir nicht aus den Antworten, sondern aus den Ge-
sichtern der Führer, ob sie ernst oder heiter waren;
manchmal aus lächerlichen Zufälligkeiten. Fragen, die un-
sere Schlüsse erleichtert oder gesichert hätten, getraute
man sich nicht. Immer wieder Ackerbau und Viehzucht.
Wir trafen weder lustige noch gedrückte Gesichter. Offen-
bar haben sie keine Zeit für Stimmungen. Außer Kindern
sah man keinen Müßiggänger. Die Männer auf dem Felde,
die Frauen im Haus oder in den Gärten. Das Sonderbarste
natürlich die Männer. Denken Sie sich Intellektuelle, ty-
pische Brillengesichter, wie sie in Europa in den Bureaus,
auf den Redaktionen, in den Banken zu sehen sind. Na-
türlich sind nicht alle Redakteure oder Bankbeamte ge-
wesen, womöglich nicht ein einziger, aber physiognomisch
könnte es so sein. Denken Sie sich solche Brillengesichter
mit Spaten in den Händen oder hinter dem Pflug oder
oben auf dem Heuwagen oder beim Vieh in den Ställen.
Ein höchst sonderbarer, ferienhafter Anblick. Zuerst
glaubt man so wenig daran wie an das Lächeln der Schwe-
stern. Erst wenn sie einem die Hände reichen, merkt man
die Realität. Komische harte Hände an schmalen Armen,
Hände von Arbeitern an Körpern von Intellektuellen. Die
Bauernknochen werden kommen. Trockene Dinge be-
kommt man zu hören, immer gerade das Gegenteil des Er-
warteten, gar nichts Brillenhaftes, immer Ackerbau und
Viehzucht. Man kann nichts damit anfangen. Manchmal
geht die Trockenheit auf die Nerven.
Realität ist der Boden. Hier in der Ebene Jizreel, die
sich meilenlang von Haifa nach dem Jordan erstreckt, war
noch vor ein paar Jahren alles Sumpf, und als einzige
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