Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0274
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
daß sie seinen Bitten zwar gerne entspreche, aber wegen der häufigen Abwesenheit
des Königs kaum Gelegenheit finde, diese vorzutragenT
Zum Gegenstand einer Intervention konnten die unterschiedlichsten Probleme
werden: eher alltägliche Belange, wie sie in mehreren Schreiben der Königin Elisa-
beth von Luxemburg 1438/39 für ihre Hofbeamten und -bediensteten deutlich wer-
den**, daneben Streitschlichtungen zwischen verschiedenen Personen und Institu-
tionen, besonders aber politisch brisante und wichtige Verhandlungen und Ausein-
andersetzungen, die ein ungleich größeres diplomatisches Geschick erforderten. In
vielen Fällen problematisch ist jedoch die Quellenlage, die es oft nicht zuläßt, Be-
deutung, Ausmaß und Erfolgsgrad der Einflußnahme der Königin zu bestimmen
und ihre konkreten Bemühungen aufzuzeigen. Damit fehlt in der Rekonstruktion
der Stellung der Königin im Herrschaftsgefüge ein nicht zu unterschätzender Teil
ihrer politischen Tätigkeit.
Einige in der Forschung mehr oder weniger bekannte und diskutierte Interven-
tionen der Königin sollen im folgenden dargestellt werden, wobei die Auswahl als
eine selektive anzusehen ist. Ausgespart wurden Klöster und Städte, unter denen es
zahlreiche gab, die sich bei Problemen und KonAikten an die jeweilige Königin
wandten^. Ein Beispiel für die Vermittlung einer Königin zugunsten einer Stadt er-
eignete sich gegen Ende des zweiten Italienzuges Kaiser Friedrichs I. im Frühjahr
1162 nach der Kapitulation der lombardischen Metropole Mailand: Nachdem sich
die Abgesandten der Mailänder, Kreuze vor sich hertragend, in Lodi am 6. März
dem Kaiser unterworfen und den Gehorsamseid geschworen hatten, und Friedrich
I. ihnen nach langem Zögern seine Versöhnungsbereitschaft in Aussicht gestellt hat-
te, begaben sie sich vor ihrem Abzug aus der Stadt noch zur Kaiserin und warfen ih-
re Kreuze »als Zeichen der Unterwerfung« durch die Fenster in ihre Kemenate, zu
der ihnen der Zutritt verweigert worden war, um auf diese Weise ihre Unterstüt-
zung zu findend Diese große symbolische Geste, mit denen die Mailänder der Kai-
serin ihr ganzes Gottvertrauen anheimstellten, bewirkte, daß der Kaiser am darauf-

3 HocHRiNNER, Bianca Maria Sforza S. 133-136. - Zu den vereinzelten Interventionen der Kaise-
rin Eleonore vgl. Katherine WALsn, Deutschsprachige Korrespondenz der Kaiserin Leonora
von Portugal. Bausteine zu einem geistigen Profil der Gemahlin Kaiser Friedrichs III. und zur
Erziehung des jungen Maximilian, in: HEiNiG (Hg.), Kaiser Friedrich III. S. 399-445.
4 Zu den Schreiben an den Rat der Stadt Wien vgl. oben S. 90-92.
5 Um die Jahreswende 1280/81 schrieben z. B. die Äbte von Neuburg, Maulbronn und Herrenalb
an Königin Anna, beklagten sich wegen der Nöte der Klöster und ihrer Ländereien aufgrund
der Fehde zwischen Markgraf Hermann von Baden und Graf Simon von Zweibrücken und ba-
ten sie darum, bei König Rudolf zur Beendigung der Bedrückungen entsprechende Briefe und
Befehle zu erwirken: Inciite dozairze sae Anne RomaworMm regz'zreI., H. et C. de Nooocastro, de
Maieadraane et de Adza monasferiornm dich aMzates deuofas oraciones in doazz'no cam saiaie tzomz'az's
afrz'asz?ae. Quam znz'seraMz'ter et iameafaizziiter saboertaatar aostra Mozrasfen'a aec aoa terra occasz'one
gaerre, z?ae Ater noMes uiros Hermaaaam znarctdoneTM z'aaz'orem de Baden et Simoaem comifem Gemi-
az'poatz's aertitar, aestre exceüencie scriptis aoa possnmns expiz'care, set /hdrem loizaaaem ad aestraza
gracz'am fraaszaz'ttizaas tzamiiz'ter sappiicaates, z?nafenas aertn's saz's saper ipsis/idem credaiaza adizzbea-
tes aestre gracz'e celsz'tado iaterpedare dz'gaetar aares regias gracz'ose, at ad predicta dz'scrimina reprz'mea-
da saas mittat iitteras et zaandata, nee sic destrni et saizaertz' miseraMz'fer aos coatiagat ei zaz'seraMz'ns
oporteat aos aagarz' faza^naza oaes, ^ne dz'spersionis pericaiis expoaaatar. Pro ipsz'as ifa<?ne domini aostrz'
regis et aesfra saiate pnriter et izoaore dz'az'ae ciemencie sappiieiter sappiz'cazaas, Wiener Briefsamm-
lung Nr. 165 S. 180.
6 Vgl. ZoTz, Präsenz S. 177-184, zit. S. 181.

254
 
Annotationen