Die Übertragung von Reichsabteien an geistliche und weltliche Inhaber 35
sters und damit die der Reichsklöster insgesamt rechtlich verankern zu lassenü Es
dürfte auch kaum ein Zufall gewesen sein, daß diese Festlegung, die durch den Fall
Forsch ausgelöst worden sein mag, gerade im benachbarten Frankfurt erfolgte.
Theoretisch kommt auch die Möglichkeit in Frage, das Kapitular auf Weißen-
burger Verhältnisse zu beziehen: Otto I. hatte im Februar 950 das Kloster besucht
und ihm danach entzogene Zensualen restituiert^. Vermutlich war der damalige
Vogt des Klosters der Salier Konrad »der Rote« (t 955), der auch 951 auf dem Frank-
furter Hoftag anwesend war, auf dem das Reichsgesetz ergingt. So mag man er-
wägen, daß es dem Salier zur Vorbereitung der dann erst 957 durch König Otto I.
erfolgten Übergabe Weißenburgs an einen RegularabW wünschenswert schien, die
Unabhängigkeit der Abtei auf diese Weise zu befestigen.
Reflexe der Fortgeltung dieser Norm finden sich im 10. und 11. Jahrhundert nur
selten. In einer Urkunde Ottos I. von 966 zugunsten des Aachener Marienstifts wird
die Verleihung des freien Abtswahlrechtes an die Kanoniker mit einem Hinweis auf
Mißbräuche vergangener Zeiten begründet: Nos Hz'aztz pcn'culosa Uizipozv prodgcos-
soram ziosfronzziz ünporaionun soa mgam nüagaHs, paoraw aütpa paasüaai aH^aüas, zpzc
sa& faicz'oMg H aaaaaüaH z'wpgraforam H m^nziz graaf gigcüoagazpag iafgr sg glzjggzHz aU
Mfgra IzaNMnl, ad cpz'scopi'g sga ad aN^aü'as sga gü'a?a, paod pgz'as gsf, Uz'cz's dz'ssz'pazzdas szzo
prgcepio üadz'dz'ssgaFF Der enge Zusammenhang mit der Frankfurter Rechtssetzung
von 951 ist evident. Die Aachener Kanoniker, aus deren Kreisen der Diktator der Ur-
kunde stammen dürfte, müssen den Frankfurter Text gekannt haben, waren we-
nigstens imstande, seinen Tenor treffsicher zu paraphrasieren.
Reflex des Kapitulare von 951 mag auch die Formulierung in einer Urkunde
Papst Johannes' XIII. für St. Maximin in Trier von 968 sein, auf die Seibert aufmerk-
sam machte. Der Papst untersagt darin, daß das Maximinskloster czzz zzznpzzzüzi gccfg-
sz'g ogi sgdz cozrcamNo ogi züz'przo zdz'o zicgocz'o siiMNzm, sgd hdz izhgrüüg gf z'nzwzzizz'HH sz'cnf
Prozrzz'gzisg z?zo7zz?sierz'zzm z'rzojjgwsg gf pgrpeüzaizYgr pgr/rzzzzfzzz'^. So ähnlich freilich das
Ziel dieser Bestimmung dem des Kapitulare von 951 ist, so wenig spielt für die Kon-
stituierung von St. Maximin als Reichskloster hier das vorhandene Wahlrecht eine
Rolle. Der Papst kann lediglich dazu bewegt werden, ein allgemeines Veräuße-
rungs- und Entfremdungsverbot zugunsten St. Maximins zu gewähren.
12 Zu Lorsch: WEHLT, Reichsabtei, S. 40-42; zu Brun von Köln: SlEHKÄMPER, Brun; HOFFMANN, Buch-
kunst, Bd. 1, S. 217 (zur Überlieferung von Bruns Testament im Kloster Lorsch); MÜLLER, Kölner
Erzbischöfe, S. 20; VoNES, Klöster, S. 138. - Die Vermutung, das Kapitular von 951 mit dem Fall
des Klosters Lorsch in Verbindung zu bringen, hat Vf. schon geäußert in: Der König und der Hei-
lige, S. 20. - Als Teilnehmer des Hoftages bzw. der Synode in Frankfurt sind nachzuweisen der
Kanzler Brun, Herzog Konrad der Rote, Abt Hadamar von Fulda sowie ungenannte Bischöfe,
Grafen und andere Getreue (Deutsche Königspfalzen, Bd. 1, Lfg. 2, S. 232f. Nr. 88).
13 BÖHMER-OTTENTHAL 184a; MGH DD O 1121.
14 WERLE, Obervogtei, S. 334; Werles Theorie bleibt ohne Stütze in den Quellen, kann freilich eine
hohe Wahrscheinlichkeit für sich in Anspruch nehmen. Faktisch weiß man über die Weißenbur-
ger Geschichte in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts nichts.
15 Continuator Reginonis, hg. KURZE, S. 169 (zu 957).
16 MGH DD 01316. - Die Urkunde ist in diesen Teilen vermutlich Empfängerdiktat, jedenfalls kei-
nes der Kanzlei (vgl. auch Rheinisches Urkundenbuch, Bd. 1, S. 34-36 Nr. 23).
17 JAFFE-LOEWENFELD 3722 = ZiMMERMANN, Papsturkunden, S. 362-364 Nr. 185; SEIBERT, Abtserhe-
bungen, S. 61 Anm. 174.
sters und damit die der Reichsklöster insgesamt rechtlich verankern zu lassenü Es
dürfte auch kaum ein Zufall gewesen sein, daß diese Festlegung, die durch den Fall
Forsch ausgelöst worden sein mag, gerade im benachbarten Frankfurt erfolgte.
Theoretisch kommt auch die Möglichkeit in Frage, das Kapitular auf Weißen-
burger Verhältnisse zu beziehen: Otto I. hatte im Februar 950 das Kloster besucht
und ihm danach entzogene Zensualen restituiert^. Vermutlich war der damalige
Vogt des Klosters der Salier Konrad »der Rote« (t 955), der auch 951 auf dem Frank-
furter Hoftag anwesend war, auf dem das Reichsgesetz ergingt. So mag man er-
wägen, daß es dem Salier zur Vorbereitung der dann erst 957 durch König Otto I.
erfolgten Übergabe Weißenburgs an einen RegularabW wünschenswert schien, die
Unabhängigkeit der Abtei auf diese Weise zu befestigen.
Reflexe der Fortgeltung dieser Norm finden sich im 10. und 11. Jahrhundert nur
selten. In einer Urkunde Ottos I. von 966 zugunsten des Aachener Marienstifts wird
die Verleihung des freien Abtswahlrechtes an die Kanoniker mit einem Hinweis auf
Mißbräuche vergangener Zeiten begründet: Nos Hz'aztz pcn'culosa Uizipozv prodgcos-
soram ziosfronzziz ünporaionun soa mgam nüagaHs, paoraw aütpa paasüaai aH^aüas, zpzc
sa& faicz'oMg H aaaaaüaH z'wpgraforam H m^nziz graaf gigcüoagazpag iafgr sg glzjggzHz aU
Mfgra IzaNMnl, ad cpz'scopi'g sga ad aN^aü'as sga gü'a?a, paod pgz'as gsf, Uz'cz's dz'ssz'pazzdas szzo
prgcepio üadz'dz'ssgaFF Der enge Zusammenhang mit der Frankfurter Rechtssetzung
von 951 ist evident. Die Aachener Kanoniker, aus deren Kreisen der Diktator der Ur-
kunde stammen dürfte, müssen den Frankfurter Text gekannt haben, waren we-
nigstens imstande, seinen Tenor treffsicher zu paraphrasieren.
Reflex des Kapitulare von 951 mag auch die Formulierung in einer Urkunde
Papst Johannes' XIII. für St. Maximin in Trier von 968 sein, auf die Seibert aufmerk-
sam machte. Der Papst untersagt darin, daß das Maximinskloster czzz zzznpzzzüzi gccfg-
sz'g ogi sgdz cozrcamNo ogi züz'przo zdz'o zicgocz'o siiMNzm, sgd hdz izhgrüüg gf z'nzwzzizz'HH sz'cnf
Prozrzz'gzisg z?zo7zz?sierz'zzm z'rzojjgwsg gf pgrpeüzaizYgr pgr/rzzzzfzzz'^. So ähnlich freilich das
Ziel dieser Bestimmung dem des Kapitulare von 951 ist, so wenig spielt für die Kon-
stituierung von St. Maximin als Reichskloster hier das vorhandene Wahlrecht eine
Rolle. Der Papst kann lediglich dazu bewegt werden, ein allgemeines Veräuße-
rungs- und Entfremdungsverbot zugunsten St. Maximins zu gewähren.
12 Zu Lorsch: WEHLT, Reichsabtei, S. 40-42; zu Brun von Köln: SlEHKÄMPER, Brun; HOFFMANN, Buch-
kunst, Bd. 1, S. 217 (zur Überlieferung von Bruns Testament im Kloster Lorsch); MÜLLER, Kölner
Erzbischöfe, S. 20; VoNES, Klöster, S. 138. - Die Vermutung, das Kapitular von 951 mit dem Fall
des Klosters Lorsch in Verbindung zu bringen, hat Vf. schon geäußert in: Der König und der Hei-
lige, S. 20. - Als Teilnehmer des Hoftages bzw. der Synode in Frankfurt sind nachzuweisen der
Kanzler Brun, Herzog Konrad der Rote, Abt Hadamar von Fulda sowie ungenannte Bischöfe,
Grafen und andere Getreue (Deutsche Königspfalzen, Bd. 1, Lfg. 2, S. 232f. Nr. 88).
13 BÖHMER-OTTENTHAL 184a; MGH DD O 1121.
14 WERLE, Obervogtei, S. 334; Werles Theorie bleibt ohne Stütze in den Quellen, kann freilich eine
hohe Wahrscheinlichkeit für sich in Anspruch nehmen. Faktisch weiß man über die Weißenbur-
ger Geschichte in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts nichts.
15 Continuator Reginonis, hg. KURZE, S. 169 (zu 957).
16 MGH DD 01316. - Die Urkunde ist in diesen Teilen vermutlich Empfängerdiktat, jedenfalls kei-
nes der Kanzlei (vgl. auch Rheinisches Urkundenbuch, Bd. 1, S. 34-36 Nr. 23).
17 JAFFE-LOEWENFELD 3722 = ZiMMERMANN, Papsturkunden, S. 362-364 Nr. 185; SEIBERT, Abtserhe-
bungen, S. 61 Anm. 174.