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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0343
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342

VI Kirchenreformer in der Mitte des 11. Jahrhunderts

weigerte Ariald verwandten Eheleuten den Zutritt zu patarenischen Kirchen.1735
Er machte 1059/60 die Bekanntschaft Petrus Damianis, der als Legat nach Mai-
land kam und in einem späteren Brief des gemeinsamen Kampfes gegen den
Nikolaitismus gedachte.1736 In seiner reformerischen Tätigkeit suchte und fand
Ariald teilweise die Unterstützung des Papsttums, das aufgrund der machtpo-
litischen Implikationen sowie den teilweise bürgerkriegsähnlichen Zuständen
jedoch zwischen den Fronten lavierte.1737 1066 wurde Ariald im Zuge seiner
Tätigkeit von Gegnern verfolgt und ermordet.1738

VI.2.2.6 Atto I., Bischof von Florenz
Atto wird erstmals am 2. November 1036 als Bischof von Florenz erwähnt.1739
Wohl am gleichen Tag unterzeichnete Papst Benedikt IX. seine Supplik, welche
die Reformierung des florentinischen Kathedralkapitels in S. Florentina zum
Inhalt hatte: Die Kanoniker sollten fortan gemeinsam essen, trinken und schlafen
sowie alle Güter gemeinsam besitzen.1740 Die Initiative schrieb der ausstellende
Bischof Atto sich selbst zu - von etwaigem aktiven Engagement der Kanoniker
ist abgesehen von ihren Unterschriften nirgendwo die Rede.1741 Attos Nachfolger
Gerhard und auch Papst Leo unterstützten diese Maßnahmen später.1742 Diesem
relativ frühen Einsatz für das urkirchlich-besitzlose Ideal der vita canonica stehen
zwei Hinweise auf simonistisches Verhalten gegenüber: Einerseits die Nachricht,
Atto habe sich bei der Wahl des Abtes Olbertus/Ubertus von S. Miniato in Flo-
renz auf simonistische Handlungen eingelassen, was zu einer öffentlichen Kritik
durch Johannes Gualbertus führte.1743 Andererseits wies Goez darauf hin, dass
Atto eine Urkunde seines Vorgängers Lambert ohne deren antisimonistischen
Einschub wiederholte.1744 Engagement in einem Themenbereich schließt dem-
nach kritisiertes Verhalten in anderen Bereichen nicht aus.

S. 100. Das Land stellte der begüterte Laie Azzo (s. oben Abschnitt IV) zur Verfügung. - Wann
Andrea di Strumi in die canonica eintrat, bleibt offen, vgl. ders., Vita s. Arialdi 18, S. 1062.
1735 Vgl. Andrea di Strumi, Vita s. Arialdi, S. 1074, Z. 24-27; Violante, Laici 1972, S. 179 mit Anm. 130.
1736 S. unten Abschnitt VI.2.2.28.
1737 S. oben S. 103 und vgl. Violante, Laici 1972, S. 206f.
1738 Zumhagen, Konflikte 2002, S. 95.
1739 Collectio 19, Sp. 582A/B. Zu ihm vgl. Schwartz, Besetzung 1913, S. 209.
1740 Die Urkunde und zugleich Supplik vom November 1036 in den Carte di Firenze, Nr. 38, S. 102-
109, hier besonders S. 105f. mit den Bestimmungen (Wortlaut unten Anm. 2172 nach IS 3); nach
der Subskription der Supplik stellte Benedikt IX. eine eigene Bestätigungsurkunde am 24. März
1038 aus vgl. RI2 III, 5, 1, Nr. 206.
1741 Carte di Firenze, Nr. 38, S. 105: „Percunctari fratres magno cepi desiderio, quibus in rebus nostrum
uellent adiutorium, quodfacere ardenti desiderabam animo; fratres uero petierunt ut primitus, qup ab
antiquis episcopis in Florentina concessa sunt canonica, per decreti confirmarem paginam.“
1742 S. oben Abschnitt VI.2.1.5.
1743 S. unten Abschnitt VI.3.5.
1744 S. oben Anm. 759.
 
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