Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Engl, Richard; Universität Trier [Contr.]; Jan Thorbecke Verlag [Contr.]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Die verdrängte Kultur: Muslime im Süditalien der Staufer und Anjou (12.-13. Jahrhundert) — Mittelalter-Forschungen, Band 59: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.61500#0014

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Einführung

1. Die Muslime im mittelalterlichen Königreich Sizilien -
eine Spurensuche

Wer heute in den Westen Siziliens reist, fühlt sich in eine vergangene Zeit ver-
setzt. Verlässt man das betriebsame Palermo und fährt abseits der Hauptachsen
von Verkehr und Tourismus nach Süden, eröffnen sich unerwartet unberührt
wirkende Landschaften (Abb. 1): kaum Städte, nur kleine Straßen, verschlafene
Ebenen zwischen schroffen Felshöhen. Man gewinnt den Eindruck, die Uhren
seien hier seit langem stehengeblieben. Und tatsächlich liegt der Auftakt der
scheinbaren Unberührtheit fast 800 Jahre zurück: Zwischen 1223 und 1247 ver-
schwand hier eine ganze Bevölkerungsgruppe - die Muslime Siziliens. Deren
jahrhundertelange Präsenz auf der größten Mittelmeerinsel fand unter Belage-
rungen und Deportationen ein gewaltsames Ende. Bis heute ist eine auffällige
Leere in Westsizilien spürbar.


Abb. 1: Typischer Blick auf das westsizilische Land. Aufnahme von der Rocca di Entella nach Süden.

Deportiert wurden die Muslime zu Zehntausenden auf das süditalienische
Festland, wo sie ein weiteres Dreivierteljahrhundert lang lebten. Ihr Hauptort
war die Stadt Lucera im Norden Apuliens, in dominierender Lage inmitten der
 
Annotationen