3. Die Erforschung der Muslime - Konzept der Studie
23
Beantwortung transkultureller und globaler Fragen, wie sie unsere zunehmend
vernetzte und migrationsintensive Gegenwart auch an die Historie stellt, lohnen
derartige Blicke über nationale und europäische Referenzrahmen hinaus.
3. Die Erforschung der Muslime unter Staufern und Anjou -
Konzept der Studie
So möchte die vorliegende Studie die ausstehende intensivere Erforschung der
muslimischen Geschichte Süditaliens im späten 12. und im 13. Jahrhundert
leisten und damit eine eher vernachlässigte interreligiöse Kontaktzone im Zen-
trum des Mittelmeerraumes in den Fokus rücken. Die Betrachtung der Muslime
wird dabei fast durchgehend die Beziehungen zu den Christen einschließen,
schließlich ist die muslimische Geschichte der Staufer- und Anjouzeit aufgrund
ihrer engen Bindung an das christliche Königtum und des enormen Überge-
wichts lateinischer Quellen vor allem interreligiös zu erfassen; gleichwohl soll
möglichst ,hinter' diverse Fassaden der lateinischen Überlieferung geblickt
werden.* * * * * 35
Vier heuristisch-methodische Prämissen erscheinen dabei relevant: Erstens
soll die Untersuchung eine kulturgeschichtliche sein - verstanden im weiten Sinn
als Integration historischer Fragestellungen und Herangehensweisen36 zur
Zeichnung eines möglichst umfassenden Lebenspanoramas der süditalienischen
Muslime. So werden dezidiert auch politik-, sozial- und wirtschaftsgeschichtli-
che, demographische und siedlungsgeographische Fragestellungen und Me-
thoden eine Rolle spielen, zugleich soll den interreligiösen Einstellungen und
Kommunikationsweisen nachgespürt werden. Zweitens werden methodische
Appelle der transkulturellen Geschichte beziehungsweise Verflechtungshistorie
aufgegriffen: Zur Vermeidung von Eurozentrismen ist, wo immer quellenbe-
dingt möglich, der vorherrschende Blick aus Sicht von Christen mit der Per-
spektive muslimischer Akteure zu verweben; überhaupt werden ,die' Christen
und ,die' Muslime, wo immer die Quellen dies erlauben, weniger als geschlos-
päischen Mittelalter" insbes. mit den Bänden Borgolte u. a., Mittelalter im Labor; Borgolte u. a.,
Europa im Geflecht der Welt; des Weiteren die entsprechenden Bände der Reihe Feldbauer u. a.,
Globalgeschichte. Die Welt 1000-2000, oder Bände wie Drews / Oesterle, Transkulturelle Kom-
paratistik; programmatisch Schiel u. a., Hybride Kulturen im mittelalterlichen Europa; Borgolte,
Christen, Juden, Muselmanen.
35 Nicht untersucht werden die Entwicklung muslimischer Präsenz auf den Inseln Malta, Gozo
und Pantelleria sowie die Einsätze muslimischer Truppen in Mittel- und Oberitalien während
der Staufer- und Anjouzeit, deren Behandlung den Rahmen der Studie sprengen würde; zu den
am wenigsten erforschten Kriegseinsätzen plane ich einen Beitrag; bislang zu den Inseln insbes.
Luttrell, Medieval Malta; Luttrell, The Making of Christian Malta; Metcalfe, The Muslims of
Medieval Italy, S. 285 f.; Jamil / Johns, A New Latin-Arabic Document; zu den Kriegseinsätzen
Amatuccio, Mirabiliter pugnaverunt, S. 18-27.
36 Vgl. etwa Oexle, Geschichte als Historische Kulturwissenschaft; im Überblick Goetz, Moderne
Mediävistik.
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Beantwortung transkultureller und globaler Fragen, wie sie unsere zunehmend
vernetzte und migrationsintensive Gegenwart auch an die Historie stellt, lohnen
derartige Blicke über nationale und europäische Referenzrahmen hinaus.
3. Die Erforschung der Muslime unter Staufern und Anjou -
Konzept der Studie
So möchte die vorliegende Studie die ausstehende intensivere Erforschung der
muslimischen Geschichte Süditaliens im späten 12. und im 13. Jahrhundert
leisten und damit eine eher vernachlässigte interreligiöse Kontaktzone im Zen-
trum des Mittelmeerraumes in den Fokus rücken. Die Betrachtung der Muslime
wird dabei fast durchgehend die Beziehungen zu den Christen einschließen,
schließlich ist die muslimische Geschichte der Staufer- und Anjouzeit aufgrund
ihrer engen Bindung an das christliche Königtum und des enormen Überge-
wichts lateinischer Quellen vor allem interreligiös zu erfassen; gleichwohl soll
möglichst ,hinter' diverse Fassaden der lateinischen Überlieferung geblickt
werden.* * * * * 35
Vier heuristisch-methodische Prämissen erscheinen dabei relevant: Erstens
soll die Untersuchung eine kulturgeschichtliche sein - verstanden im weiten Sinn
als Integration historischer Fragestellungen und Herangehensweisen36 zur
Zeichnung eines möglichst umfassenden Lebenspanoramas der süditalienischen
Muslime. So werden dezidiert auch politik-, sozial- und wirtschaftsgeschichtli-
che, demographische und siedlungsgeographische Fragestellungen und Me-
thoden eine Rolle spielen, zugleich soll den interreligiösen Einstellungen und
Kommunikationsweisen nachgespürt werden. Zweitens werden methodische
Appelle der transkulturellen Geschichte beziehungsweise Verflechtungshistorie
aufgegriffen: Zur Vermeidung von Eurozentrismen ist, wo immer quellenbe-
dingt möglich, der vorherrschende Blick aus Sicht von Christen mit der Per-
spektive muslimischer Akteure zu verweben; überhaupt werden ,die' Christen
und ,die' Muslime, wo immer die Quellen dies erlauben, weniger als geschlos-
päischen Mittelalter" insbes. mit den Bänden Borgolte u. a., Mittelalter im Labor; Borgolte u. a.,
Europa im Geflecht der Welt; des Weiteren die entsprechenden Bände der Reihe Feldbauer u. a.,
Globalgeschichte. Die Welt 1000-2000, oder Bände wie Drews / Oesterle, Transkulturelle Kom-
paratistik; programmatisch Schiel u. a., Hybride Kulturen im mittelalterlichen Europa; Borgolte,
Christen, Juden, Muselmanen.
35 Nicht untersucht werden die Entwicklung muslimischer Präsenz auf den Inseln Malta, Gozo
und Pantelleria sowie die Einsätze muslimischer Truppen in Mittel- und Oberitalien während
der Staufer- und Anjouzeit, deren Behandlung den Rahmen der Studie sprengen würde; zu den
am wenigsten erforschten Kriegseinsätzen plane ich einen Beitrag; bislang zu den Inseln insbes.
Luttrell, Medieval Malta; Luttrell, The Making of Christian Malta; Metcalfe, The Muslims of
Medieval Italy, S. 285 f.; Jamil / Johns, A New Latin-Arabic Document; zu den Kriegseinsätzen
Amatuccio, Mirabiliter pugnaverunt, S. 18-27.
36 Vgl. etwa Oexle, Geschichte als Historische Kulturwissenschaft; im Überblick Goetz, Moderne
Mediävistik.