Zusammenfassung
63
zelner (krypto-)muslimischer Höflinge wird eher politischen Rangkämpfen als
religiösen Konflikten geschuldet gewesen sein. In dieser neuen Sicht ergeben
auch Quellenbelege mehr Sinn, Palermitaner Muslime und Musliminnen hätten
den Tod der Normannenherrscher aufrichtig beklagt (Abb. 7).241 Nur wenn
Wilhelm I. und Wilhelm II. keine Verräter an den Muslimen, sondern Garanten
ihres Schutzes waren, erscheint ein solches Verhalten authentisch.
So herrschte am Vorabend der Stauferzeit noch eine Art Gleichgewicht
zwischen interreligiösen Animositäten lateinchristlicher Gruppen, die durch
Zuwanderung geprägt oder von (Krypto-)Muslimen politisch-ökonomisch be-
nachteiligt waren, und dem Respekt vor einem starken Königtum sowie der
Konzilianz aufgeschlossenerer christlicher Kreise. Für einen gewissen demo-
graphischen Rückgang der muslimischen Gemeinschaft dürften eher undra-
matisch erfolgte Konversionen und Migrationen denn offene Repressalien ver-
antwortlich gewesen sein. Auch wenn Besorgnisse der muslimischen Eliten vor
einem Niedergang bestanden, war die Verdrängung der Muslime Siziliens noch
alles andere als besiegelt, als der letzte legitime Normannenkönig Wilhelm II.
starb. Was aber mochten die nachfolgende Phase neuer Instabilität und die
Ankunft des Staufers Heinrich VI. bringen?
241 Vgl. Petrus von Eboli, Liber ad honorem Augusti, ed. Kölzer / Stähli, foL 97r, S. 43; fol. 98r, S. 47;
,Hugo Falcandus', De rebus circa regni Siciliae curiam gestis, ed. D'Angelo, 30.11, S. 194 f., übers,
auch in The History of the Tyrants of Sicily, transl. Loud / Wiedemann, S. 138; für „disingenuous"
gehalten von Metcalfe, The Muslims of Medieval Italy, S. 190.
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zelner (krypto-)muslimischer Höflinge wird eher politischen Rangkämpfen als
religiösen Konflikten geschuldet gewesen sein. In dieser neuen Sicht ergeben
auch Quellenbelege mehr Sinn, Palermitaner Muslime und Musliminnen hätten
den Tod der Normannenherrscher aufrichtig beklagt (Abb. 7).241 Nur wenn
Wilhelm I. und Wilhelm II. keine Verräter an den Muslimen, sondern Garanten
ihres Schutzes waren, erscheint ein solches Verhalten authentisch.
So herrschte am Vorabend der Stauferzeit noch eine Art Gleichgewicht
zwischen interreligiösen Animositäten lateinchristlicher Gruppen, die durch
Zuwanderung geprägt oder von (Krypto-)Muslimen politisch-ökonomisch be-
nachteiligt waren, und dem Respekt vor einem starken Königtum sowie der
Konzilianz aufgeschlossenerer christlicher Kreise. Für einen gewissen demo-
graphischen Rückgang der muslimischen Gemeinschaft dürften eher undra-
matisch erfolgte Konversionen und Migrationen denn offene Repressalien ver-
antwortlich gewesen sein. Auch wenn Besorgnisse der muslimischen Eliten vor
einem Niedergang bestanden, war die Verdrängung der Muslime Siziliens noch
alles andere als besiegelt, als der letzte legitime Normannenkönig Wilhelm II.
starb. Was aber mochten die nachfolgende Phase neuer Instabilität und die
Ankunft des Staufers Heinrich VI. bringen?
241 Vgl. Petrus von Eboli, Liber ad honorem Augusti, ed. Kölzer / Stähli, foL 97r, S. 43; fol. 98r, S. 47;
,Hugo Falcandus', De rebus circa regni Siciliae curiam gestis, ed. D'Angelo, 30.11, S. 194 f., übers,
auch in The History of the Tyrants of Sicily, transl. Loud / Wiedemann, S. 138; für „disingenuous"
gehalten von Metcalfe, The Muslims of Medieval Italy, S. 190.