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ii=======z====z Neuere Kruppsche Arbeitersiedlungen :z~- -
Küche bestehend. Der neue Alfredshof musste das
in der Fabriknähe immer wertvoller werdende Ter-
rain ausnützen und eine dem gesteigerten Bedürf-
nis entsprechende Anzahl von Arbeiterwohnungen
schaffen. Es sind daher gegen die umgebende Stadt
zu dreistöckige Reihenhäuser mit Etagenwohnungen
errichtet, die neben dem wirtschaftlichen auch den
ästhetischen Zweck haben, den Anblick hässlicher
städtischer Mietkasernen für die innere Kolonie zu
verdecken, und hier um eine parkartig behandelte
Talmulde herum überleitend zur hohen Rand-
bebauung P/2—2 stockige Gruppenbauten im Ein-
familienhaustyp aufgeführt. V
V Mittel, die Zelle zur Gruppe zu vereinigen, ist
zunächst die Einheitlichkeit des Materials, vor allem
der Eindeckung, sind dann die gleichmässigen Aus-
messungen von Fenstern und Türen, die in solcher
Massenanfertigungauch eine wirtschaftliche Erspar-
nis bedeuten. Hier ist befolgt, was alte Stadtbau-
kunst so eindringlich lehrt. Kleinere Mittel unter-
stützen den Zusammenschluss: Durchziehen von
Sims- und Trauflinien, rhythmische Wiederholung
von Giebeln, gleiche Winkelneigungen der Dach-
flächen. Geachtet wird darauf, auch bei Gruppie-
rungen übereinem Winkel die Massen gleichmässig
auszubalanzieren, denn nur bedeutendere Bauten
wie Konsumanstalten, Speisehäuser, Schulen sollen
sich herausheben und zeichnen sich auch manchmal
durch gewählteres Material aus. Das Reihenhaus,
das namentlich im neuen Altenhof verwandt ist,
kam für die Aussenkolonien der grösseren Gärten
wegen nicht in Betracht. Als Bindungsmittel tritt
hier der Stall auf, der nicht mehr nach hinten ein
Anhängsel ist, sondern die Flucht zum Nachbar-
hause fortführend eine ästhetische und wirtschaft-
liche Aufgabe bekommt, indem so die Strasse
räumlich geschlossen wird und ebenso die in den
Blocks liegenden Gärten abgeschlossen und gegen
Wind geschütztwerden.Schmalegestreckte Parzellen
sind für die Bebauung bevorzugt, in breitere Bau-
gelände wurden Höfe eingeschoben, die in ihrer
geschlossenen,festen Fügung einen gutenWechsel zu
der sonst lockeren Bauweise geben. Das Stallmotiv
erlaubt auch, durch wechselndes Fluchten mit der
vorderen oder hinteren Hausfassade Strassenkrüm-
mungen zu folgen, ohne die Hauslage zum Licht stän-
dig zu verdrehen, eine Weitung in eine Strassenflucht
zu bringen und für Parzellenecken eine günstige
Gartenaufteilung zu erzielen. Da derDurchgangsver-
kehr innerhalb einer Kolonie gering ist, so gehen die
Strassenbreiten auföu.5m zwischenVorgärten herab.
Der Gewinn ist zur Anlage von Plätzen und Grund-
flächen benutzt. Strassenbiegungen ergaben sich aus
der Form der Grundstücksgrenzen und desGebäudes,
manchmal aus dem Wunsch, alte Baumbestände zu
erhalten. Der Alfredshof ist mit vortrefflicher Wirkung
in seinem Hauptteil streng symmetrisch zu einer
breiten Achse komponiert, die als Blickpunkt das
Eingangstor hat. Würden bei grösseren Parkanlagen
und Grünflächen wie in Dahlhauser Heide die um-
gebenden Häuschen nicht mehr gegen die Weite
aufkommen können, so ist der Akzent auf einen
grösseren öffentlichen Bau verschoben, dessen Masse
Distanz verträgt. Das gleiche Gefühl schuf auf der
höchsten Geländestelle des Altenhofs zwischen
älterem und neuerem Teil in der Gruppe der Er-
holungshäuser für rekonvaleszente Arbeiter, deren
Frauen und Kinder einen monumentalen Kristal-
lisationspunkt für die ganze Kolonie. Die architek-
tonische Durchbildung dieser Erholungshäuser, die
tiefliegende Korridore der leichteren Bewirtschaf-
tung wegen miteinander verbinden, ist wie ihre
innere Anlage eine glückliche. Die Art ihrer
Massengruppierung war das erste, in stetem Emp-
finden für diese entwickelte sich das Detail bis zur
Lockerung des Blocks in Risalite und Vorbauten,
von der geschlossenen Wand bis zur Auflösung
einer ganzen Gartenfront in Bogengänge. V
V Bildet das Gefühl für räumliches Volumen vom
Hauskörper ausgehend Gruppen, Strassen und
Plätze der ganzen Siedlung, löst sich in diesem
gleichmässigalles durchformenden Gefühl das Rätsel
jener überraschend schönen, bei erneutem Besuch
immer stärker sich geltend machenden Harmonie,
so wirkt es auch nach unten weiter in der Fügung
und Gliederung des einzelnen Hauses. Das Detail
ohne Detaillierung mag für sich genommen hart
erscheinen, die Einzelform ist für sich betrachtet
vielleicht ungeniessbar, doch bekommt sie mit dem
ganzen Haus zusammengesehen sofort ihren Aus-
druck. Durchweg sind es einfache, aber kräftig
empfundene Formen mit schlichten Profilen. Gern
wird mit den Schattenwirkungen von Toröffnungen,
in das Haus hineingelegte Türvorplätzen, an grös-
seren Bauten auch mit Loggien und Laubengängen
gearbeitet. Der Architekt besitzt hier ein Wirkungs-
mittel, das nicht leichtfertig zu verwenden ist, mit
dem sich aber vorzügliche Wirkungen erzielen lassen.
Denn bei näherer Betrachtung wie etwa bei der des
erwähnten Toreingangs für den neuen Alfredshof tritt
die Innengliederung noch aus dem Dunkel heraus,
mildert die Schwere des breiten Torwegs gegen das
Torhaus ab. Aus der Entfernung, wenn das Torhaus
in der Gruppe aufgeht, wirkt dagegen seine grosse,
nur von den beleuchteten vorderen Säulen geteilte
Dunkelheit wuchtig gegen die gedehnten hellen Wand-
flächen. Kaum braucht gesagt zu werden, dass es stets
praktische Erwägungen sind, denen das Detail dient.
ii=======z====z Neuere Kruppsche Arbeitersiedlungen :z~- -
Küche bestehend. Der neue Alfredshof musste das
in der Fabriknähe immer wertvoller werdende Ter-
rain ausnützen und eine dem gesteigerten Bedürf-
nis entsprechende Anzahl von Arbeiterwohnungen
schaffen. Es sind daher gegen die umgebende Stadt
zu dreistöckige Reihenhäuser mit Etagenwohnungen
errichtet, die neben dem wirtschaftlichen auch den
ästhetischen Zweck haben, den Anblick hässlicher
städtischer Mietkasernen für die innere Kolonie zu
verdecken, und hier um eine parkartig behandelte
Talmulde herum überleitend zur hohen Rand-
bebauung P/2—2 stockige Gruppenbauten im Ein-
familienhaustyp aufgeführt. V
V Mittel, die Zelle zur Gruppe zu vereinigen, ist
zunächst die Einheitlichkeit des Materials, vor allem
der Eindeckung, sind dann die gleichmässigen Aus-
messungen von Fenstern und Türen, die in solcher
Massenanfertigungauch eine wirtschaftliche Erspar-
nis bedeuten. Hier ist befolgt, was alte Stadtbau-
kunst so eindringlich lehrt. Kleinere Mittel unter-
stützen den Zusammenschluss: Durchziehen von
Sims- und Trauflinien, rhythmische Wiederholung
von Giebeln, gleiche Winkelneigungen der Dach-
flächen. Geachtet wird darauf, auch bei Gruppie-
rungen übereinem Winkel die Massen gleichmässig
auszubalanzieren, denn nur bedeutendere Bauten
wie Konsumanstalten, Speisehäuser, Schulen sollen
sich herausheben und zeichnen sich auch manchmal
durch gewählteres Material aus. Das Reihenhaus,
das namentlich im neuen Altenhof verwandt ist,
kam für die Aussenkolonien der grösseren Gärten
wegen nicht in Betracht. Als Bindungsmittel tritt
hier der Stall auf, der nicht mehr nach hinten ein
Anhängsel ist, sondern die Flucht zum Nachbar-
hause fortführend eine ästhetische und wirtschaft-
liche Aufgabe bekommt, indem so die Strasse
räumlich geschlossen wird und ebenso die in den
Blocks liegenden Gärten abgeschlossen und gegen
Wind geschütztwerden.Schmalegestreckte Parzellen
sind für die Bebauung bevorzugt, in breitere Bau-
gelände wurden Höfe eingeschoben, die in ihrer
geschlossenen,festen Fügung einen gutenWechsel zu
der sonst lockeren Bauweise geben. Das Stallmotiv
erlaubt auch, durch wechselndes Fluchten mit der
vorderen oder hinteren Hausfassade Strassenkrüm-
mungen zu folgen, ohne die Hauslage zum Licht stän-
dig zu verdrehen, eine Weitung in eine Strassenflucht
zu bringen und für Parzellenecken eine günstige
Gartenaufteilung zu erzielen. Da derDurchgangsver-
kehr innerhalb einer Kolonie gering ist, so gehen die
Strassenbreiten auföu.5m zwischenVorgärten herab.
Der Gewinn ist zur Anlage von Plätzen und Grund-
flächen benutzt. Strassenbiegungen ergaben sich aus
der Form der Grundstücksgrenzen und desGebäudes,
manchmal aus dem Wunsch, alte Baumbestände zu
erhalten. Der Alfredshof ist mit vortrefflicher Wirkung
in seinem Hauptteil streng symmetrisch zu einer
breiten Achse komponiert, die als Blickpunkt das
Eingangstor hat. Würden bei grösseren Parkanlagen
und Grünflächen wie in Dahlhauser Heide die um-
gebenden Häuschen nicht mehr gegen die Weite
aufkommen können, so ist der Akzent auf einen
grösseren öffentlichen Bau verschoben, dessen Masse
Distanz verträgt. Das gleiche Gefühl schuf auf der
höchsten Geländestelle des Altenhofs zwischen
älterem und neuerem Teil in der Gruppe der Er-
holungshäuser für rekonvaleszente Arbeiter, deren
Frauen und Kinder einen monumentalen Kristal-
lisationspunkt für die ganze Kolonie. Die architek-
tonische Durchbildung dieser Erholungshäuser, die
tiefliegende Korridore der leichteren Bewirtschaf-
tung wegen miteinander verbinden, ist wie ihre
innere Anlage eine glückliche. Die Art ihrer
Massengruppierung war das erste, in stetem Emp-
finden für diese entwickelte sich das Detail bis zur
Lockerung des Blocks in Risalite und Vorbauten,
von der geschlossenen Wand bis zur Auflösung
einer ganzen Gartenfront in Bogengänge. V
V Bildet das Gefühl für räumliches Volumen vom
Hauskörper ausgehend Gruppen, Strassen und
Plätze der ganzen Siedlung, löst sich in diesem
gleichmässigalles durchformenden Gefühl das Rätsel
jener überraschend schönen, bei erneutem Besuch
immer stärker sich geltend machenden Harmonie,
so wirkt es auch nach unten weiter in der Fügung
und Gliederung des einzelnen Hauses. Das Detail
ohne Detaillierung mag für sich genommen hart
erscheinen, die Einzelform ist für sich betrachtet
vielleicht ungeniessbar, doch bekommt sie mit dem
ganzen Haus zusammengesehen sofort ihren Aus-
druck. Durchweg sind es einfache, aber kräftig
empfundene Formen mit schlichten Profilen. Gern
wird mit den Schattenwirkungen von Toröffnungen,
in das Haus hineingelegte Türvorplätzen, an grös-
seren Bauten auch mit Loggien und Laubengängen
gearbeitet. Der Architekt besitzt hier ein Wirkungs-
mittel, das nicht leichtfertig zu verwenden ist, mit
dem sich aber vorzügliche Wirkungen erzielen lassen.
Denn bei näherer Betrachtung wie etwa bei der des
erwähnten Toreingangs für den neuen Alfredshof tritt
die Innengliederung noch aus dem Dunkel heraus,
mildert die Schwere des breiten Torwegs gegen das
Torhaus ab. Aus der Entfernung, wenn das Torhaus
in der Gruppe aufgeht, wirkt dagegen seine grosse,
nur von den beleuchteten vorderen Säulen geteilte
Dunkelheit wuchtig gegen die gedehnten hellen Wand-
flächen. Kaum braucht gesagt zu werden, dass es stets
praktische Erwägungen sind, denen das Detail dient.